Der Feldzug der Jungfrauen

Im Sommer geht man Samstag abends immer recht ängstlich in Würzburgs Kneipen – denn SIE sind wieder unterwegs.

SIE, das sind die Horden junger Frauen, die ausgelassen Jungfrauenabschied feiern. Das weibliche Gegenstück zum Junggesellenabschied begegnet einem immer häufiger in der freien Wildbahn. Man kann sie recht einfach an vollgekritzelten T-Shirts, Blumengirlanden oder lustigen Hüten erkennen. Meist ist die Braut in spe schwer alkoholisiert und in einem Zustand, in dem sie, falls sie so ihren Verlobten kennen gelernt hätte, niemals Braut in spe geworden wäre. Finanziert wird der Abend oft durch eine Art Amateurprostitution (einmal wurde mir für 5€ ein Kuss auf den Mund, für 10€ ein Kuss auf’s Dekolleté und 20€ für einen Zungenkuss – wollte gar nicht fragen, was ich für 50€ bekommen hätte) oder durch den illegalen Verkauf von Alkoholika.

Gestern bin ich im Chase wieder auf so ein Trüppchen gestossen. Die waren aber ganz nett. Die Braut hat uns sehr charmant und sehr günstig Pfläumchen verkauft, wir haben uns im Gegenzug auch von den Etiketten unserer Unterhosen getrennt. (Witzigerweise ist sie, wie sich nach einem kurzen Gespräch herausgestellt hat, die Tochter meines ehemaligen Englisch- und Geschichtelehrers im Gymnasium. Die Welt ist ein Dorf)
Aber irgendwie ist man schon froh, dass die Mädels das normalerweise nur einmal im Leben machen …

Schreibe einen Kommentar