Unsere Stadt soll reicher … ähhh … schöner werden

Heiß her geht es nicht nur beim Wetter, auch in der Planung der Zukunft Würzburgs kocht vieles auf.
Nachdem das Arcaden-Projekt im am Ringpark und ehemaligen Postgelände letztes Jahr abgeschmettert wurde, schien sich das Thema „Shopping Mall“ erst mal erschöpft zu haben. Dann kam der Vorschlag auf (ok, den gab es schon länger), das Gelände des ehemaligen Mozartgymnasiums mit einem Einkaufszentrum zu bebauen. Und nun tönt die Bahn herum, sie saniere den Bahnhof nur, wenn die Stadt die Pläne von mfi umsetzt und auf dem Post-Areal neben dem Bahnhof einem solches Einkaufszentrum errichtet.

Punkt1: Liebe Bahn! Dass du jetzt Fracksausen bekommst, weil die Bildzeitung den Würzburger Bahnhof als den häßlichsten Deutschlands gekrönt nicht sehr gut bewertet hat, verstehe ich schon. Aber zum einen ist er schon seit vielen Jahren so häßlich, zum anderen ist es ja wohl das ureigenste Interesse der Bahn, dass ihre Bahnhöfe attraktiv sind. Und wenn ihr euch das nicht leisten wollt könnt, dann müsst erst mal ihr damit leben. Und die Leute kommen auch mit einem häßlichen Bahnhof nach Würzburg – sie laufen nur schneller durch das Gebäude durch. Der Imageverlust geht erst mal voll auf eure Kosten. Wenn ihr das Bahnfahren anziehend machen wollt, dann müsst ihr das auch selbst in die Hand nehmen.

Punkt2: Wie kann so ein Einkaufszentrum die Stadt langfristig fördern? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Leute mehr einkaufen. So ein gewöhnlicher Konsument wie ich hat ja nur eine begrenzte Menge Geld zur Verfügung. Dieses Geld kann ich in diesem Zentrum ausgeben – dafür woanders nicht mehr. Das heißt, entweder überlebt diese Shopping Mall oder der städtische Einzelhandel.
Nun gibt es auch das Argument, dass das neue Konsumareal auch die Leute aus dem Umland mehr anzieht. Das Einzugsgebiet wird auf den mfi-Seiten eindrucksvoll beschrieben:

[…] leben im Einzugsgebiet der Würzburg Arcaden rund 1.057.900 Menschen, die ein einzelhandelsrelevantes Nachfragevolumen von 4,8 Milliarden Euro generieren. Das Einzugsgebiet reicht von Bad Neustadt im Norden bis Rothenburg o. d. T. im Süden, von Wertheim im Westen bis Knetzgau im Osten.

Knetzgau? Ok, es fahren schon mal Leute von Knetzgau nach Würzburg zum Einkaufen. Aber für die Knetzgauer sind auch Schweinfurt und Bamberg recht naheliegende (im wahrsten Sinne des Wortes) Einkaufsziele. Mit Bad Neustadt ist es ähnlich. Und von Rothenburg ob der Tauber wollen wir gar nicht reden, der gemeine Würzburger weiß doch nicht mal wo das liegt. Die deutliche Mehrzahl der Konsumenten in Würzburg besteht doch wohl aus Würzburgern und Bewohnern des Würzburger Landes.

Punkt 3: Ach, ich weiß nicht so recht. Natürlich wäre es schön, wenn es geschäftlich in Würzburg voran gehen würde. Aber ob da ein so ein gigantomanischer Konsumtempel die Lösung ist, wage ich zu beweifeln. Wäre es nicht besser, wenn die bestehenden Geschäfte ihre Läden und Angebote reizvoller machen würden, wenn die Auswahl vielfältiger wäre (nicht in jeden leerstehenden Laden einen Discount-Bäcker) und die Stadt an sich ansprechender.

Vielleicht wäre in eine Konzentration auf das CCWplus sinnvoller – damit bekommt man wirklich „frische“ Konsumenten nach Würzburg und nutzt einen großen Vorteil Würzburgs – es liegt verkehrstechnisch sehr günstig in Deutschland.

Oder, oder, oder …

2 Gedanken zu „Unsere Stadt soll reicher … ähhh … schöner werden“

  1. Seit wann werden in Würzburg Dinge so gebaut wie im Modell vorgesehen? ….

    Nein, Scherz beiseite: Es ist eindeutig noch zu früh, sich solche Gedanken zu machen bzw. solche Forderungen aufzustellen. Das Projekt befindet sich doch erst in der Würzburg-typischen Warteschleife und wird dort – wie Marktplatz-Bebauung (sinnvoll), Congress-Erweiterung (sehr sinnvoll) und Bahnhofs-Aracaden (kann man drüber streiten) wahrscheinlich gar nicht mehr heraus kommen.

    Oder man gibt den Auftrag einem Bauherrn, bei dem die Schwierigkeiten vorher abzusehen sind (siehe Hotelturm), dann wird halb gebaut und der Rest bleibt als Ruine stehen, weil das Geld ausgeht ….auch ’ne Möglichkeit.

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  2. Hallo,

    sofern das Mozart-Gym so bebaut wird, wie die Modelle vorsehen, ok, aber: Bitte den PLatz hin zum Theater nicht so abschotten. Man kommt aus dem Theater heraus und sieht eine Häuserfront vor sich. 🙁

    Etwas mehr Luft bzw. eine Öffnung des Center-Eingangs in Richtung Theater bzw. das Haus nach „hinten“ (in Richtung AOK-Filliale) verschoben, sodaß ggü. dem Theater noch ein kleiner Platz wäre, fände ich persönlich besser… dann könnte man auch hier den bestehenden Zebrastreifen weiternutzen und wäre direkt(!) vor dem Eingang des Centers. Evtl. vielleicht auch eine Straßenuntertunnelung wie früher am Barbarossaplatz (Juliuspromme)?

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