Die Wahlbenachrichtigung ist schon seit einer Woche im Briefkasten – die Bundestagswahl am 18. September 2005 rückt immer näher. Zeit, mal die Kandidaten in Würzburg zumindest mal grob unter die Lupe zu nehmen – zumindest ihre Webseiten. Fangen wir doch mal mit Patrick Friedl, dem Kandidaten der Grünen, an. Die Website ist, welch Überraschung, in Grüntönen und Weiß gehalten. Als Layout wurde für die Startseite das klassische Dreispaltige gewählt: links die Hauptnavigation, Inhalt in der Mitte, rechts ist Platz für News. Dummerweise wird der Platz für die News auch freigehalten, wenn gar keine News dargestellt werden, wie auf den Folgeseiten. Die Seite ist fix auf 961 Pixel angelegt, auch wenn meistens weniger Platz benötigt wird. Die Seite wirkt textlastig und nüchtern, dafür übersichtlich , aber auch etwas "unindividuell", was auch klar wird, wenn man auf die Links der Rubrik "Aktion" klickt – die Seiten von Patrick Friedel sind nur ein Ableger der Site gruenes-wahlkampfportal.de. Diese läuft mit dem CMS Typo3 was die etwas sterile Uniformität der Seiten erklärt. Das XHTML ist relativ valide, kleine Fehler durch doppelte ID-Vergaben und mangelhafte URL-Codierung sind in meinen Augen verzeihbar. Auch CSS wird ziemlich vernünftig eingesetzt. Fazit: Technisch recht gelungen, gestalterisch etwas farblos. Ein CMS kann auch Nachteile nach sich ziehen. Etwas Individualität und Emotionalität hätte der Präsentation nicht geschadet. Als nächstes die Seiten des durch einen kleinen Rechtschreibfehlers fast bundesweit bekannten CSU-Kandidaten(!) Paul Lehrieder. Die Seiten sind dominiert von jeweils einem Bild auf der Seite und etwas Text. Wenig Text. Sehr wenig Text. Ok, es gilt schon das "kurz & prägnant"-Dogma – aber ein bisschen mehr Inhalt hätte es schon sein können. Man erfährt über Lehrieder fast nichts. Drei Zeilen Privat, drei Zeilen Politikerfahrung und unter Kompetenz einzig der wundervolle Satz:
Paul Lehrieder im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber
Was soll den das für eine Kompetenz sein? Diese hat auch Edmund Stoibers Putzfrau. Ich bin sicher, Paul Lehrieder hat da mehr zu bieten, als nur mal Stoiber geprochen zu haben. Der Rest der Seiten besteht aus Kontakt und Impressum – und sonst nur Links, das Regierungsprogramm ist einfach das Programm der CDU/CSU, welches ohne Warnung als PDF geöfnet wird. Die Bilder (wenn auch nur fünf Stück) sprechen emotional schon etwas an, aber optisch sind sie nicht das Optimum, zum teilweise schlecht freigestellt. Die Seite ist völlig sinnlos als Frameset aufgebaut, CSS gibt es nicht, statt dessen den FONT-Tag, der eigentlich im Jahre 2005 ausgestorben sein sollte. Fazit: Gestalterisch und technisch ist die Site im Jahr 1996 stehengeblieben und zudem informationsarm- ich hoffe, dass das für Herrn Lehrieder selbst nicht zutrifft. Wenn man mal das nervige PopUp–Werbefenster weggeklickt hat, liegt Moritz Krachts Internetauftritt in Weiß und FDP-Gelbvariationen vor einem. Auch hier wurden unverständlicherweise wieder Frames eingesetzt – und die nicht einmal geschickt. Die Gestaltung wirkt sehr altbacken und "home-made", wie auch ein Blick unter die Haube nicht viel besser aussieht. Tabellen als Layouthilfen und die bösen FONT-Tags erwecken den Anschein, als sie die Seite vor längerer Zeit entstanden. Die Seite quillt nicht gerade von graphischen Elementen über, aber sie werden doch hin und wieder unaufdringlich eingesetzt. Der Inhalt ist ganz gut strukturiert und ausreichend, ein wenig mer in die Tiefe hätte er aber schon gehen können. Fazit: Nicht unsympatische Site, aber altbacken und angestaubt. Beim SPD-Kandidaten Walter Kolbow kam wieder das dreispaltige Layout zum Einsatz. Links Navigation, rechts News, der Inhalt in der Mitte. Anders als erwartet wird die Farbe Rot recht wenig eingesetzt, statt dessen mehr Blau und Weiß. Der Kopfbereich wirkt durch die schräg geschnittenen Bilder und Designelemente dynamisch, leider wird diese Schräge auf dem Rest der Seiten nicht wieder aufgegriffen. Der Quelltext sieht auch so aus, als wäre die Seite von einem CMS generiert worden, ist aber recht sauber aufgebaut und durchdacht. Inhaltlich ist die Site gut bestückt, nur Bilder sind nicht so viele vorhanden und teilweise mit bösen Kompressionsartefakten versehen. Fazit: Technisch wie gestalterisch eine gute Seite. Etwas kühl, aber informativ, übersichtlich und nett anzuschauen. Das WorldWideWeb scheint für Politiker noch immer ein schwieriges Pflaster zu sein. Auch wenn es recht gelungene Auftritte gibt, sind doch noch genug weniger gelungene Beispiele im Netz vertreten. Und obwohl Blogs für den Wahlkampf eigentlich gut geeigent sind, hat doch noch keiner der Kandidaten auf diese Form gesetzt – aber vielleicht ja das nächste Mal. Sicher Wahrscheinlich entscheiden die Webseiten der Direktkandidaten nicht über deren Einzug in den Bundestag, aber man sollte sich als Politiker auch im WWW gut darstellen – daraus könnte ja das entscheidende Stimmchen entstehen.
1 Gedanke zu „Würzburgs wirklich wahnsinnig wichtiger Wahlkampf-Webseiten-Wettbewerb“