Fußball in der Post

Das ist ein Beitrag zur WM 2006. Beiträge zur EM 2008 gibt es hier.

Manchmal wünscht man sich, dass Gerüchte nur Gerüchte bleiben. So wie im Falle der Großbildleinwand, die die Stadt Würzburg für die Übertragungen der Fußball-WM 2006 aufstellen will. Als Ort wurde nämlich die ehemaligen Posthallen neben dem Bahnhof erwählt. Und so wie es in der MainPost geschrieben stand: in den ehemaligen Postgebäuden.

Aber ist wie Wahl nicht eine Themaverfehlung? Ging es nicht darum, einen Platz im Freien zu finden, an dem man die WM verfolgen kann? Denn wenn ich die Spiele in geschlossenen Räumen anschauen will, dann stehen mir zig Kneipen und Lokalitäten zur Verfügung, von meinem Wohnzimmer mal ganz zu schweigen.
Nun könnte man sich mal den Sponsor anschauen. Der nennt sich „Bündnis der Wirtschaft“, bestehend aus der Bahn AG, mfi AG, Mercedes Benz Mainfranken, Edeka Nordbayern, MainPost, Würzburger Hofbräu und der Firma Stahlbau Uhl. Es könnte einem da ein bisschen der Verdacht kommen, dass zumindest die beiden Erstgenannten die Veranstaltung zur Werbung für die nach wie vor umstrittenen Arcaden nutzen könnten.

Schön, dass es eine öffentlich Großbildleinwand in Würzburg gibt. Aber ein Ort, der sowohl besser zu dem hoffentlich sommerlichen Juniwetter passt, als sich auch auf politisch neutralerem Boden befindet, wäre deutlich sinnvoller gewesen.

9 Gedanken zu „Fußball in der Post“

  1. @ Robby:
    Mag sein, dass sich das wie eine Phrase anhört, aber hör Dich doch mal in Deinem Bekanntenkreis um, wie oft dort jemand nach Frankfurt, München oder Nürnberg fährt, um dort einzukaufen. Ich selber kann mich z.B. nicht daran erinnern, wann ich in Wü das letzte Mal etwas gekauft habe, das teurer als 50 Euronen war.

    Entweder ist das Zeuchs, was ich haben möchte, hier in Wü zu teuer, oder ich bekomme es erst gar nicht.
    Jüngstes Beispiel waren meine Skischuhe, die habe ich in München für 179 Euro gekauft, da haben die hier noch 349 gekostet.

    Schau Dir doch mal das Sportgeschäft in der Domstraße an, das jetzt auf Raten dicht macht.
    Begründung des Inhabers: Das Geschäft lief nicht mehr, weil die Leute weniger Ski kaufen und dafür mehr Snowboards.
    Warum, so frage ich mich, verkauft er dann keine Snowboards?
    Das ist die typische Würzburger Einstellung: um Gottes Willen nur nix neues.
    Ein Kollege von mir, den ich bislang für ganz vernünftig hielt hat jetzt zum Stadtstrand am Mainkai bemerkt: „Was soll das, das braucht Würzburg nicht.“ Ich sage nur: Typisch.
    Mich wundert manchmal, dass in dieser Stadt Steinhäuser stehen und nicht immer noch die altbewährten Holzhütten

    Ich kenne zum Beispiel das ECE-Einkaufszentrum in Bayreuth, und da kommen Leute aus Hof (50 km) und Plauen (80 km) extra zum einkaufen.
    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass, sobald Schweinfurt sein ECE-Center hat, einige, die aus dem Umland sonst nach Wü gefahren sind, dann nach SW fahren.
    Und über die Autobahn komme ich manchmal schneller nach SW als vom Heuchelhof in die Zellerau.

    Das würde ich auf keinen Fall unterschätzen, und das Gejammer ist dann wieder groß.

    Antworten
  2. @Treiberleiche: Weil die Bürger mit den Füßen abstimmen und zum Einkaufen nach Schweinfurt fahren … schöne Phrase. Findest Du die nicht ein wenig übertrieben? Wird Schweinfurt derzeit von Konsumenten überflutet, die von Würzburg enttäuscht sind? Glaub ich nicht.

    Antworten
  3. Was ich auch noch vergessen habe, und was wohl auch einer der Hauptbeweggründe für die Posthallen war, ist, das es sich dabei um Privatgelände handelt und damit die Knebel-Sponsoren-Regelungen der FIFA zum Großteil ausgehebelt sind.

    Wäre das nämlich auf öffentlichem Grund, dann dürfte kein Sponsor mitarbeiten, der in Konkkurrenz zu einem der offiziellen WM-Sponsoren steht. Und die hat sich die FIFA schon so clever ausgesucht, dass kaum eine Branche in Frage käme.

    D.h. keine Hofbräu, weil Anhäuser-Busch, kein Mercedes, weil Hyundai und so weiter und so fort…

    Dass die beiden ersten da auch ein bisschen die Werbetrommel für die Arcaden rühren wollen, kann ich ihnen nicht verdenken, denn bei der Geschwindigkeit, mit der der Schweinfurter Stadtrat das ECE-Projekt vorantreibt, diskutiert der Würzburger Rat noch, während die Bürger schon lange mit den Füßen abstimmen und nach Schweinfurt zum Einkaufen fahren.

    Antworten
  4. Ja, die Frankenhalle wäre wohl die (nach Marktplatz) beste Lösung. So ist das leider in D-Land: Es wäre soviel Potential da, aber einmal ist es Faktor Mensch selber („Ich will SCHLAFEN, basta!“) bzw. irgendwelche Auflagen („Es KÖNNTE ja brennen?!“), die solche Projekte zum Scheitern bringen… 🙁

    Allerdings muss man zu den Leuten, welche schon im Vorraus um ihre Nachruhe fürchten sagen: Hey, dafür lebt ihr in einer STADT! Da passiert es nunmal, dass es etwas lauter wird. Zudem wäre es ja auch lediglich bis ca. 22/23h gewesen…

    Es geht nicht darum, dass ich besonders Fußball-fanatisch bin, eher das Gegenteil, aber kann man nicht 2-3mal im Jahr die 5 gerade sein lassen, zum „Wohle“ (=Mehreinnahmen der dortig angesiedelten Gastrobetriebe = Gewerbesteuer etc. pipapo) der Allgemeinheit?

    Argh, alles so spiessig!

    Antworten
  5. Nä, des hatte nix mit nem Anschlag oder so zu tun, das Problem sind die Anwohner.
    Wenn da nur einer mault, können sie ihre Leinwand einpacken und auf dem Toom-Parkplatz wieder aufbauen, da haben sie keine Chance.
    Deswegen hat auch Schweinfurt einen Rückzieher gemacht, die wollten eine Leinwand in der Stadt aufstellen und haben dann das selbe Problem entdeckt. Das war schon vom Stadtrat genehmigt.

    So war es doch auch mit der Kneipe in der Pleich im letzten Jahr, der Stadt Kitzingen. Die sollte nur fünf Tage im März aufmachen, weil das Haus beim Angriff 1945 nicht zerstört worden war.

    Was ist passiert in unserm lieben Würzburg: Die Anwohner haben dagegen geklagt, weil sie nur eine Störung ihrer Nachtruhe befürchteten (!), da wars noch nicht mal laut, da sind die schon vor den Kadi gezogen.
    Und haben Recht bekommen.

    Da wäre mir auch das Risikio zu hoch gewesen. Im Freien kann man nur mit ner LED-Wand arbeiten, die hätte eine ordentliche sechstellige Summe gekostet für Aufbau, Bewachung, Betrieb etc., hab die Angebote gesehen – und dann dauernd umziehen, weil ein Anwohner stänkert?

    Die Hallen sind nicht so doll,das stimmt, aber da genügt ein großer Beamer und ne Leinwand. Das kostet nur ein Zehntel und man sitzt im Trockenen, wenns regnet und sperrt nach nem Spiel einfach zu – bis zum nächsten.
    Schöner wäre eh die Frankenhalle gewesen, mehr „Stadionatmosphäre“. Da haben wir früher Modeschauen drin gemacht, früh hat es noch noch Kuh gestunken wie blöd, abends sind die Models durchgetanzt. Aber da spielt heutzutage der Brandschutz nicht mehr mit.

    Ich für meinen Teil werde da auch kaum hingehen und lieber den Alten Hafen bevorzugen.

    Fußball glotzen auf zwei oder drei Ebenen auf dem Boot hat ja fast schon Kultcharakter, und im Lumen, im Cinemaxx und dem Zaubergarten und Zauberberg läuft ja auch was. Bei jedem Wetter. 😉

    Antworten
  6. Abgesehen davon, dass ich nichts gg. die Arcaden habe/hätte (sofern keine Schrott-Ketten dort einziehen sondern z.B. eher BREUNINGER den „Rückzug“ nochmal überdenken sollte) ist die Platzwahl natürlich weniger prickelnd. 🙁

    Eine Großbildleinwand inmitten des Marktplatzes wäre mind. genauso problemlos zu bewerstelligen gewesen (Polizeithema: Anschlag, Chaos blabla, ob das nun in einem geschlossenem Raum passiert oder auf einem Marktplatz ist dann eher egal, oder nicht?).

    Naja, business as usual… 😉

    Antworten
  7. Absolut meine Meinung. Ich werde da mit Sicherheit nicht hingehen, weil ich erstens mit diesen Arcaden-Menschen nichts zu Tun haben will und zweitens ich im Sommer mir die WM nicht in einer alten Posthalle ansehe. Dass natürlich doe Dr. OB als Arcadenbefürworterin das eingefädelt hat, sagt alles über Sinn und Zweck der Veranstaltung. Die große Menschenliebe wird bei mfi ja wohl nicht spontan ausgebrochen sein.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Robby Antworten abbrechen