Die Ruhe nach dem Sturm?

Letzte Woche hat sich einiges in Sachen Zukunft Würzburgs getan. Die Realisierung der Arcaden auf dem alten Postgelände ist einen Schritt weiter und auch der Bau des Petrinihauses auf dem Markplatz wurde vom Stadtrat genehmigt.

Doch ein fades Nachgeschmack bleibt. Das knappe Ergebnis der Arcaden-Abstimmung (26:24) zeigt eine große Uneinigkeit im Stadtrat. Aber die Bürger der Stadt fühlen sich mit ihrer Meinung außen vor gelassen (Vorsicht: das ist mein subjektiver Eindruck, so habe ich es in meinem Umfeld erlebt). Tendenziell höre ich eher eine deutliche Ablehnung gegenüber den Arcaden heraus oder doch zumindest starke Zweifel, ob sie der Stadt gut tun. Ist die Stimmung im Stadtrat wirklich die Stimmung der Bürger, die die nächsten Jahrzehnte (Jahrhunderte?) mit den Entscheidungen leben müssen?

Gut, die Bürger der Stadt haben die Stadträte gewählt. Aber bei der Wahl spielen viele Faktoren eine Rolle, von der Parteizugehörigkeit bis zum Aussehen des Kandidaten. Ob der Wähler im Augenblick der Stimmabgabe daran denkt, dass der Stadtrat solche dauerhaften und unverrückbaren Entscheidungen für die Stadt Würzburg treffen soll, das ist mir nicht klar.
Denn wenn die Arcaden gebaut sind, dann stehen sie da. Und wenn das Petrinihaus am Markt gebaut ist, dann ist der Platz dort unten verbaut. Danach hilft kein Jammern mehr. Und einfach abflexen wie den Zaun am Kranenkai kann man die Gebäude nicht — zumindest ist es anstrengender. 😉

Im Moment beäuge ich den Stadtrat eher misstrauisch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder Stadtrat aus seiner Sicht bloß das Beste für die Stadt will. Aber das wollen die 129578 anderen Bürger der Stadt auch. Und vielleicht sollten diese 129578 Menschen auch mit abstimmen. Denn es geht hier nicht um Parteipolitik oder persönliche Fehden — es geht um die Stadt.

8 Gedanken zu „Die Ruhe nach dem Sturm?“

  1. @Pierre Lavendel:

    Solch ein Center hat Magnetwirkung (auch ich bin bereits nur für die City-Galerie nach AB gedüst, danach aber noch durch die Innenstadt bis zum Main gelatscht, was ich ohne die CG niemals (extra!) wäre).

    Also zieht das Ding Leute aus, sagen wir bis hoch nach Neustadt/Saale, Leute und Kunden an, die dann, wenn sie sowieso schonmal in WÜ sind, auch in die Innenstadt laufen werden (nicht alle, aber einige), um hier etwas Geld liegenzulassen (Cafe, Eis, Essen etc.). Der normale WÜer, der „mal schnell“ in den Arcaden sein Abendessen (sollte es zu einem Lebensmittelsortimenten kommen) holt, wird dies natürlich nicht/weniger tun… klar.

    Aber baut WÜ garnichts bzw. als Alternative nur solch einen peinlichen Versuch wie dem derzeitigen Modell des MOZ (das ist kein Center, bestenfalls eine Shop-Passage mit drüberhängenden Wohnungen/Praxen), hat Schweinfurt wohl seine ECE-Galerie und Aschaffenburg die City-Galerie (ist das nicht auch ECE?) hingestellt und zieht die Kunden komplett aus WÜ ab, das ausgegebene Geld liegt dann eben in SW (Kernstadt sowie Galerie), DAS dürfte dem Handel in WÜ noch wesentlich schlimmer zusetzen.

    Zudem hätten/haben die Arcaden lediglich beschleunigende Auswirkung auf die Innenstadt, was Insolvenzen bzw. Schliessungen angeht (ein Prozess, der immerhin schon vor ca. 15 Jahren eingesetzt hat, als von Arcaden und Centern noch keinerlei Rede war).

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  2. Eigentlich hast Du recht. Mir ist es in der Stadtmitte auch immer zu voll.
    Endlich mal wieder in Ruhe einkaufen gehen. Ganz alleine unterwegs. Natürlich nur solange man in dem derzeit noch als Innenstadt bekannten Bereich unterwegs ist. Wär gar nicht so übel.

    Aber könnte man die ganzen Senioren und auswärtigen Kunden nicht noch ein wenig weiter aus dem Stadtkern raushalten? Vielleicht so eine Art Satellitenstadt in Dysney-Land Manier wie Wertheim Village? Dann könnte sich der Stadtkern mit vielen jugendlichen Geschäften möglicherweise zu einer richtigen Studentenstadt entwickeln und Einzelhandelsläden würden bestehen bleiben…

    Und wie die Euros, die in den Arcaden verdient werden an Würzburg geraten sollen, dass habe ich noch nicht ganz verstanden. Generell funktionieren doch die Malls so: Ein Betreiber macht einen Kuhhandel mit der Stadt und liefert den Funktionsbau. Geschäfte werden angefüttert und wenn die Innenstadt schließlich als Konkurrenzlage mangels Laufpublikum wegfällt, dann steigen fleißig die Mieten. Verdienen tut dann nur noch der Betreiber und zwar ordentlich. Inwiefern Würzburg, was davon haben soll, ist mir persönlich nicht direkt ersichtlich.

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  3. Laut älteren Umfragen u.a. auch der Mainpost standen der Großteil der Bürger den Arcaden hingegen aufgeschlossen gegenüber.

    Die Stadt wird, Arcaden mal aussen vorgelassen, sowieso „austauschbar“: Immer mehr (große) Ketten, kaum noch bzw. immer weniger kleine (spezialisierte) Einzelhändler, das beste Beispiel sind doch überall diese ätzenden 99Cent-Shop, Discount-Bäcker und Dönerbuden (klar, gefressen wird immer). Die Arcaden funktionieren bestenfalls(!) lediglich als Beschleuniger dieses Prozesses.

    Problem ist, dass im Stadtrat noch nie sonderlich nüchtern und sachlich entschieden wurde. Besonders „poltern“ (wie es die Mainpost schrieb‘) jedoch die alteingesessenen Herren (AltOBs etc.).

    Und kriegt WÜ keine, hat (in 2 Jahren?) Schweinfurt, spätestens Aschaffenburg so eine Mall, dann hat WÜ keinerlei müde Mark, sorry, Euro der Leute, die extra hierfür anreisen würden?

    Ich bin dafür, dass das Ding kommt, allerdings muss seitens Stadt(baurat) penibelst (und rechtlich dicht) darauf geachtet werden, dass die vereinbarten 20.000qm Verkaufsfläche nicht überschritten bzw. mit der Zeit aufgeweicht werden. Zudem sollte es natürlich nicht ein 100%ig funktioneller Bau werden, sondern es sollte architektonisch einigermassen an (nein, nicht „in“ *g*) den Ringpark bzw. das BHFs-Areal passen.

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  4. Meine Güte..die greifen bald ja wirklich alle 1. April und Faschings Themen aus der MainPost auf.
    Wird denn bald der Aufzug zur Festung hoch beschlossen?
    Wann wird der Main zubetoniert?

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  5. Genau darum geht es. Das Konzept der Volkvertreter ist soweit meist schon in Ordnung, aber wo es um die Entwicklung und die Erscheinung der Stadt geht, sollten die Bürger, die in eben dieser Stadt leben müssen/wollen/sollen, ein deutliches Wort mitreden dürfen. Es ist ja nicht so, dass nichts an der Stadt verändert werden darf — aber das was und wie ist die Frage.

    Nun mag da das Argument auftauchen, dass der normale Bürger nichts vom Städtebau bzw. den wirtschaftlichen Zusammenhängen versteht. Aber tut das der durchschnittliche Stadtrat?

    (Zum Ibis-Hotel muss ich nichts sagen — ich sitze fast direkt gegenüber … brrrrrr)

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  6. Das klingt ja nach danach, als würdest Du das Konzept der Volksvertreter im Allgemeinen in Frage stellen. Meiner Meinung nach geht es hier vielmehr um ein totales Versagen der zuständigen Stadtplaner.

    Der architektonisch vollends überzeugende Kulturspeicher mit seinem urbanen und weltstädtischen Charakter wird konfrontiert mit dem unfassbar(!!!!) hässlichsten Gebäude der Welt, dem IBIS-Hotel. Der Kommentar der Verantwortlichen im Stadrat las sich in der Mainpost ungefähr so: Naja, die Farbwahl ist etwas anders als abgesprochen, aber nu isses zu spät… Ich frage mich: Hat da mal jemand über die etwas schwerfällige Containerhaufen-ähnliche Klotzform nachgedacht??

    Die heutigen Untaten der Stadtplaner haben Tradition. Erst kürzlich wurde entschieden, das Kraftwerk zu verschönern, das jahrzentelang massiv den Blick von der Festung verbaut hatte. Wird in einigen Jahrzehnten auch das IBIS-Hotel mit einer ansprechenderen Fassade ausgestattet? Schnell verhunzt, jahrelang Geld sparen, um es mit viel Mühe wieder zu richten?

    Der absurde Hotelturm, trotz zahlreicher Proteste durchgedrückt, ein absolutes Flop-Projekt. Seit Monaten überragt diese Bauruine die Stadt!

    Die Idee, das Mainufer einzuzäunen…schlicht unglaublich! Dazu kann man sich ja nicht einmal Verschwörungstheorien ausmalen, welche Lobby überhaupt den Zaun befürwortet hätte haben können. Die Gastronomen, weil sie die kostengünstige Biergarten-Konkurrenz verschandeln wollen? Der Stadtrat für eine noch penibler gesäuberte Stadt? Oder doch nur grenzenloses Unvermögen?

    Mit den Arcaden und dem Petrinihaus hat der Stadtrat nun die Chance der Tradition zu folgen und den an sich wirklich schönen Stadtkern weiter zu torpedieren. Sicher gibt es ein schönes Menü für die Entscheidungsträger, die zur Präsentation des Arcaden-Teams eingeladen sind. Vielleicht dürfen sich die Damen und Herren aus dem Stadtrat sogar noch ein zwei Flaschen des edlen Weines mit nach Hause nehmen und schwupps, wird im Sinne der ach so liebenswürdigen Investoren entschieden. Vielleicht sollten die 129578 anderen Bürger der Stadt einfach für ein paar Flaschen Wein zusammenlegen und als eigene Lobbygruppe auf den Stadtrat einwirken.
    Z.B. mit http://www.tear-down-that-zaun.org in der Vergangenheit oder http://www.Bitte-lieber-Stadtrat-verschandelt-uns-nicht-weiter-die-Stadt.de...

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