In den Rädern der Alten Mainmühle

Es gibt so Tage im Jahr, da will man sich etwas Besonderes gönnen. Zum Beispiel am Hochzeitstag. Im letzten Jahr haben wir uns zu diesem Tag die frisch eröffnete Alte Mainmühle gegönnt. Service, Essen und Ambiente waren hervorragend, ein Grund also, es sich in diesem Jahr dort wieder gut gehen zu lassen.

Einen Tag vorher habe ich einen Tisch für Zwei reserviert und auch erwähnt, dass wir Hochzeitstag haben. Ich plaudere halt gerne. Kein Problem, hieß es, für 19.30 Uhr sei ein Tisch reserviert. Wunderbar, trotz zeitlich knapper Reservierung hat es ja geklappt.

Pünktlich zu vereinbarten Zeit betraten wir die gut gefüllte Mainmühle. Eine mürrische Bedienung empfing uns, ohne uns groß in die Augen zu schauen. „Ja, Tisch für Zwei, das ist hier“. Hier waren zwei zusammengestellte Tische mit zwei durchgehenden Bänken zu beiden Seiten. Die Plätze waren direkt neben dem Reservierungsbuch und dem Durchgang zur Terasse. Ein bisschen perplex setzten wir uns hin und die Bedienung verschwand sofort wieder.
So, das ist also ein Tisch für zwei!? Die beiden Tische wurden ungefähr einen Daumen breit auseinander gerückt, wohl um eine intime Atmosphäre zu schaffen — wie witzig. Direkt rechts neben mir saß eine ältere Frau mit auf meiner Bank, las Zeitung, aß und trank. Links von mir zog sich ein stetiger Strom von Gästen und Servicepersonal zu Terasse und zurück. Mir fast gegenüber war das Stehpult mit dem Reservierungsbuch, an dem auch ständig neue Gäste standen und die Bedienungen miteinander redeten.

Hallo? Geht’s noch? Wenn die Mainmühle überfüllt ist, dann sagt das bei der Reservierung. In anderen „edleren Läden“ wird man schon höflich am Telefon darauf hingewiesen, dass kein Einzeltisch mehr frei ist oder der Platz im Durchgang oder neben der Küche ist. Dann weiß ich vorher Bescheid und kann abwägen, ob ich diesen Platz will. Aber so wirkt das sehr nach „Hauptsache der Laden ist voll“.

Nun gut, wir saßen also an diesem wenig romatischen Eckchen. Und saßen. Nach etwa 20 Minuten erbarmte sich eine Bedienung unsere Bestellung aufzunehmen. Es ist schlimm genug, wenn das so lange dauert. Noch schlimmer ist es als Gast aber in diesen trockenen 20 Minuten folgendes zu beobachten: Leute kommen rein, drücken dem Chef ein Bussi auf die Backe und sagen sie kommen spontan mal vorbei. Der Chef setzt sie an einen gerade freigewordenen Tisch und binnen Sekunden haben sie zwei Prosecci — vom Chef persönlich serviert — auf dem Tisch. Da kommt man sich als gewöhnlicher, aber zahlender Gast etwas verarscht vor.

Nach 5 Minuten kamen die ersten Getränke. Leider zuerst das Wasser — das eigentlich für zwischendurch gedacht war — in Begleitung eines Brotkorbs (gefüllt). Aber schon weitere 5 Minuten (bei Wasser und Brot) später kam der Prosecco. Und endlose Minuten danach das Essen. Und dann nach einiger Zeit endlich der Wein. Brilliantes Timing … sieht anderes aus.

Ich weiß, dass das Personal bestimmt Stress hatte. Aber trotzdem regt es mich auf, wenn im Vorbeirennen von hinten der Brotkorb auf den Tisch geknallt wird und das Besteck aus 10 cm Entfernung auf die Servierte geworfen wird — und das nicht mal sehr zielsicher.

Die gebratene Forelle roch recht lecker und schmeckte sehr gut — zumindest die ersten 5 cm. Dann traf ich auf das geschmackliche Desaster. Der Fisch war stellenweise dermaßen versalzen, dass es schon weh getan hat. Diese Salznester haben mir die Freude an der Forelle wirklich vermiest. Dass der Brokkoli steinhart war, war da fast noch zu verkraften. Auch der Apfelrotkohl meiner Frau schmeckte etwas versalzen und in einer Konsistenz wie er früher in der Studentenmensa hatte, wenn ihn man dort kurz vor Mensaschließung nach 3 Stunden Warmhalten auf dem Teller bekam.

Die Frage der Bedienung, ob alles recht war, konnte ich guten Gewissens mit Nein beantworten. Zum Trost bekamen wir zwei Schnäpse spendiert, was das Essen, das wie ein Stein im Magen lag, im Nachhinein aber nicht besser machte.

Ein sehr enttäuschender Abend in der Mainmühle also. Wenn das alles in der Bahnhofsgaststätte passiert wären, dann kann ich das noch verschmerzen — da zahle ich aber auch deutlich weniger. Aber in einem Restaurant, das in Würzburg doch eher in der gehoberen Klasse mitspielen will, beim Kulinarischen und beim Service, da erwarte ich für das reichliche Geld auch etwas. Und selbst in Heidis Schnitzeleck werde ich freundlicher bedient. Da kostet das Schnitzel mit Pommes 3 € und das Lächeln der Bedienung gibt es umsonst dazu. Vielleicht sollten wir den nächsten Hochzeitstag dort feiern.

20 Gedanken zu „In den Rädern der Alten Mainmühle“

  1. Dinge dieser Art habe ich aber schon recht oft, eigentlich zu oft gehört. Ich werde da auch nicht hingehen, die Alte Mainmühle ist wirklich nicht das einzige Restaurant mit fränkischer Küche, das es in Würzburg gibt.

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  2. Die Alte Mainmühle habe ich schon oft bei Geschäftsessen besucht und meist stimmte Preis und Leistung. Ich werde sie auch weiterhin besuchen, da es in Würzburg wenig schönere Restaurants gibt. Doch kann ich Ihre Verärgerung verstehen, gerade an meinem Hochzeitstag würde mich so ein Fiasko auch verprellen.

    An Stelle von Herrn Endres würde ich, falls er diesen Artikel liest, Sie und Ihre Frau zu einem Abendessen einladen. Das macht den Reinfall an Ihrem Hochzeitstag zwar nicht wett und Sie sollten deswegen diesen Artikel auch nicht löschen (soviel Rückrad sollte Herr Endres schon haben), aber vielleicht geben Sie so der Mainmühle noch ein weitere Chance.

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  3. Hart ist das nicht, das ist das Leben in der Gastronomie. „Behandle jeden Gast besonders zuvorkommend, es könnte ein Kritiker sein“, das ist ein Grundsatz in der Gastronomie. Und ein Restaurant kann sich von einem „passiert jedem mal“ nichts kaufen, der Gast ist weg. Es darf also nicht passieren, oder man muss wenigstens sehr gut darauf reagieren, und zwar *ohne* daß sich der Gast erst beschweren muss. In den Häusern in denen ich gearbeitet habe, hätte man für so einen Abend *nichts* zahlen müssen — wenn solche eklatanten Fehler überhaupt passiert wären.
    Ich verstehe den Ärger also schon und er ist sicher völlig berechtigt. Wobei man der Mainmühle vielleicht in 2 Jahren wieder eine Chance geben sollte. *grins*

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  4. Ich kann ja verstehen, dass der Abend ein Reinfall war, aber deswegen die Mainmühle gleich zu verteufeln finde ich etwas hart.
    Ich war schon mehrmals dort essen und kann bisher nur positives berichten; dies gilt sowohl für den Service als auch für die Qualität des Essens.
    Auch wenn ziemlich viel zusammenkam, was einem Restaurant dieses Anspruches nicht passieren sollte: es passiert halt mal, auch beim besten Koch geht mal was schief.

    Was ich allerdings nicht ganz nachvollziehen kann:
    Warum habt ihr euch denn überhaupt an den Tisch setzen lassen? Ich hätte mich auf der Stelle beim Kellner beschwert, und entweder einen neuen Tisch zuweisen lassen, oder ich wäre gegangen.

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  5. So ist das wenn eine Restaurant zu viele Besucher hat. Dann wir nur noch auf das Geld geguckt und die Qualität fällt hinten runter. Finde ich schade den irgend wann recht sich das und die Besucher kommen nicht mehr. Eine Möglichkeit wäre natürlich mehr Personal ein zustellen um die Menge an Besuchern zu bewältigen.

    Gruß
    Stefan

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  6. Ja, die Mainmühle. Wir haben da im März unsere Hochzeit gefeiert und was mir noch in Erninnerung geblieben ist war der schnarrende mit Kinski-Stimme versehener Ausspruch „Das Fleisch war alt und der Fisch war zäh“
    Naja, da das ganze so oder so nicht meine Welt ist, gehe ich auch nicht mehr hin….

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  7. Hoffentlich hast du diese Kritik auch in irgendeiner Form der „Mainmühle“ zukommen lassen? In deinem Text hast du – in dieser Form wohl nicht absichtlich – darauf hingewiesen, dass weniger noble Gaststätten wie am Bahnhof oder Heidis Schnitzeleck sogar mehr Service bieten. Hierzu muss ich sagen, dass gerade in solchen etwas „niveauloseren“ Läden Service und Freundlichkeit stimmiger sind als in der „Bussi-Bussi“-Gesellschaft. Für die Nummer mit dem Eselstischchen und den spontan dazu gekommenen Freunden hätte ich mich sofort beim Geschäftsführer beschwert, UND ZWAR VOR ALLEN ANWESENDEN GÄSTEN. Danach kannst du zwar keinen Fuss mehr dort reinsetzen, aber der bleibende Imageschaden für die Touri-Falle wär es doch wert gewesen (und du wirst eh nicht mehr dort essen denk ich).

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  8. Ist aber nicht der einzige Laden in Würzburg, der mit guter Lage, romantischem Gemäuer und/oder Touristen so gut versorgt ist, dass er die Preise hoch und die Qualität niedrig halten kann.

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  9. Tja, da sollte der feine Herr Endres mal aufwachen! Ich kann mir das bildlich gut vorstellen wie das gestern ab ging! Leider hat die Mainmühle eine sehr gute Lage und alle Touris kommen da vorbei.

    Uns bekommen Sie aber nach dieser Kritik nicht als Gäste!!!

    W o r d !

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  10. Wenn es Dir damit vielleicht besser geht:

    1.)
    Nach den mir aufs Auge gedrückten Wal-Mart-Federweißen (räusper) sollte auch ich nicht lange auf körperliche Beschwerden warten. Vom Kopfschmerz gebeutelt musste ich meine Kollektion auf die lange Bank schieben und das Bettchen aufsuchen. UM 10!

    2.)
    In meinem Ofen befindet sich gerade ein – doch hoffentlich – vorzüglicher Pfirsichkuchen mit Mandelsplittern oben drauf, den ich heute Abend gerne bei Kerzenschein und EINEM GESCHEITEN Federweißen mit Euch 2 armen Würstchen teil. Die Aussicht von meinem Balkon is eh besser. Und die Burg kann man sich ja – der Herr sei gepriesen – bei Bedarf auch online anguck 😉

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  11. Du armer! das war wohl wirklich ein versalzener Abend!
    (ich kann Heidis Schnitzeleck nur empfehlen! wir sind dort fast schon Stammgäste- Schnipo immer frisch und lecker und das für einen wirklich guten Preis)

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