Menschen, Mao, Monster

Heute habe ich mit einer langjährigen Tradition gebrochen und habe nicht gleich am ersten Tag einen Kurzfilmblock besucht. Statt dessen bin ich zum ersten Mal zur Eröffnungsveranstaltung des Filmwochenendes gegangen.

Die fand, wie schon letztes Jahr, im Bockshorn statt. Der Raum schien gefüllt mit Menschen, die ein rotes Band mit Ausweis um den Hals tragen, sprich Organisatoren, Filmemacher und Presse. Mir war das egal. Ich war nur froh, dass noch gleichzeitig Stadtratssitzung war, sonst wären die Knusperstangen noch schneller weggewesen.

Nach einem Sektempfang im Foyer begann der offizielle Teil — natürlich mit Reden. Nach der obligatorischen Dankesrede an die Sponsoren und einer kurzen Einführung in das Filmfest durfte auch die kurz vorher eingetroffene Oberbürgermeisterin von Würzburg sprechen. Was Frau Beckmann genau sagte, weiß ich nicht mehr; ich bin nach der Aufzählung der bisherigen kulturellen Höhepunkt in diesem Jahr schon ausgestiegen. Aber diesen Teil konnte ich danke netter Menschen um mich herum auch überstehen.

Danach wurde in den Eröffnungsfilm eingeleitet. Der Streifen „Losers and Winners“ ist eine Dokumentation über die ehemals modernste Kokerei in Deutschland, die vor einigen Jahren von einer chinesischen Firma gekauft, demontiert und nach China zum Wiederaufbau gebracht wurde. Der Film begleitet die deutschen Mitarbeiter, die voll Wehmut beim Abbau mitarbeiten müssen und das mit deutscher Gründlichkeit und Pedanterie tun. Aber auch die chinesischen Arbeiter werden beobachtet, wie sie fern der Heimat, voller Eifer und Mao-Hymnen einfach nur die Anlage zur Stärkung Chinas und ihres Lebensunterhalts ab- und aufbauen wollen. Der Film ist stellenweise unfreiwillig sehr komisch, doch wirklich angesprochen hat er mich nicht. Für eine Doku hat mich das Thema zu wenig interessiert und für Unterhaltung war er zu langatmig.

Und so war es auch nicht weiter tragisch, dass ich schon etwas früher aus dem Bockshorn gehen musst, um noch rechtzeitig zu meinem heutigen Film der Nachtschiene zu kommen — The Host.

Horror ist ja nicht so mein Ding. Und darum habe ich mich im Kinosaal etwas an den Rand gesetzt, um im Zweifelsfall störungsfrei flüchten zu können. Aber das musste ich nicht. Der koreanische Monsterfilm war spannend, schockend, witzig und skurril. Da ich mit asiatischen Monsterfilmen ja immer die Gozillafilme der 50er bis 70er verbinde, war ich doch froh, dass sich auch in Asien die Film- und Tricktechnik seitdem weiterentwickelt hat. Keine Menschen in Gummianzügen mehr. Computeranimierte Monster im hellen Sonnenlicht, Helden mit menschlichen Macken und ein nicht ganz Hollywood gerechtes Ende — so kann man sich die Nacht schon angenehm um die Ohren hauen.

Aber mit Horror ist es bei mir wie mit Döner: Einmal im Jahr ganz lecker, dann ist aber auch wieder gut.

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