Schweizer, Russen, Ghanaer, Schweden — und die fränkische Lokalprominenz


Na, liebe Lokalpolitiker? Wart ihr jetzt auch mal Filmwochenende? Wie schön! Denn selten habe ich eine so große gefühlte Politikerdichte erlebt, wie bei der Eröffnungsveranstaltung zum 34. Internationalen Filmwochenende im Bockshorn. Falls sich Herr Kuttenkeuler nicht auf dem Klo versteckt hat, waren bis auf ihn alle OB-Kandidaten vertreten und etliche amtierende und angehende Stadträte. Aber nächstes Jahr wird das Gedränge um den Sekt und das Gebäck nicht mehr so groß sein, dann ist ja kein Wahlkampf mehr und die dann gewählten Politker müssen nicht mehr so kulturinteressiert tun.

Bevor es zur offiziellen Eröffnung ging, stand für mich schon der erste Film auf dem Programm. Zwei Werke von Fischli und Weiss, von denen ich leider nur den ersten, „Der geringste Widerstand“ von 1981, anschauen konnte. Ein Bär und eine Ratte fahren wie die Blues Brothers in Ami-Schlitten durch Hollywood, Kunstmorden und -fragen auf der Spur, fragen, streiten, beobachten, beneiden und sinnieren Kunst und Existenz. Abgefahren in Machart und Bildsprache.

Vor dem Eröffnungsfilm wurde noch ein kleiner, aber sehr süßer und witziger Zeichentrickfilm aus Russland gezeigt, „Lavatory Lovestory“ von Konstantin Bronzit, denn man sich auch hier noch anschauen kann. Der Eröffungsfilm selbst, „No Time To Die“ aus Ghana, war nett, aber da gab es meiner Meinung nach schon bessere Filme als Opener.

Ein schöner Abschluss des ersten Tags war der Streifen des Schweden Roy Andersson, „Du levande„. In Bildern wie bewegte Gemälde zeigt er Menschen zwischen Alltäglichem und Surrealen. Die starre Kamera fängt Szenen von absurder Witzigkeit ein, aber auch von Traurigkeit und Banalität. Der Film ist optische wundervoll komponiert, die tristen skandinavischen Pastelltöne, die reduzierte Ausstattung vieler Szenen, die markant unschönen Schauspieler, die in ihrem durchschnittlichen Aussehen schon wieder auffielen — ein Augenschmaus. Ein Film zwischen Lachanfällen und traurigem Mitfühlen, eingebettet in ruhige Bilder mit zarter Schrägheit. Ich kann ihn nur empfehlen.

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