Ein A für ein E vorgemacht

Tja, wir müssen uns damit abfinden, dass Würzburg von Ober- und Mittelfranken bevölkert ist. Zumindest laut dem Würzburg-Krimi „Freiwild“, der gestern im Fernsehn lief. Da hörte man viel zu viele „A“- und viel zu wenig „E“- und „I“-Laute. Es heißt hier nicht „Mädla“ sondern „Mädle“, im Plural „Mädli“. Als Verneinung sagt man auch „Nää“ statt „Naa“. Und so weiter, und so fort. Wenn man so einen Film schon Heimatkrimi nennt, dann könnte man den Schauspielern mal eine Dialektschulung zukommen lassen.

Aber genug gemäkelt. Wir haben uns beim Schauen ganz gut amüsiert. Die Schauspieler waren ganz gut, vor allem Thomas Schmauser als freundlich-mufflig-verklemmter Kommisar. Die Story war keine Ausgeburt an Originalität, der Täter war nicht wirklich überraschend, aber ich habe schon Filme mit schwächeren gesehen. Für einen Nicht-Würzburger wäre „Freiwild“ also vermutlich noch als Durchschnittskrimi durchgekommen. Für Würzburger ist es natürlich witzig die Drehorte zu erkennen oder zu raten. Was war das für eine Disco? Wo wurde die Biergartenszene gedreht? Ist er an der Talavera richtig abgebogen? Welches Kloster war das? Kann man im Schloss Sommerhausen die Zimmertüren nicht abschließen?

Und man erkennt, dass, wenn man schon keinen schönen Blick auf das Petrini-Haus hat, man doch einen schönen Blick vom Petrini-Haus hat.

Einen zweiten Würzburg-Krimi bräuchte ich jetzt — erst mal — nicht, aber einen Fernsehabend habe ich schon viel schlechter verbracht. Kann natürlich auch an dem unterfränkischen Schoppen und der angenehmen unterfränkischen Gesellschaft gelegen haben. 😉

Update: Weitere einheimische Kritiken gibt es hier und hier.
Update II: Natürlich sagt auch der Popkulturjunkie was dazu.

9 Gedanken zu „Ein A für ein E vorgemacht“

  1. Puh, habe mir den gestern angeschaut und er hat mir leider gar nicht gefallen. Dabei waren meine Erwartungen nach all den Kommentaren hier richtig hoch. Es mag aber auch daran liegen, dass ich kein großer Fan von Fernsehkrimis bin.

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  2. Ich fand den Krimi rund herum gelungen, irgendwie angemessen für Würzburch, meine Erwartungen wurden erfüllt.

    Natürlich gibt es da „Feinheidn“ im Dialekt, Schwächen in der Story etc., für den Anfang fand ich es durchaus sehens- und liebenswert. Ich würde mich auch über eine Fortsetzung freuen.

    Für Insider:
    Bin mal gespannt, ob ich jetzt wieder was durcheinander gebracht habe.

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  3. die wunderschöne alte architektur ständig im bild, der architekt war der mörder: da wird doch nicht der verschönerungsverein regie geführt haben?

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  4. Logisch hab ich ihn auch gesehen. Die haben ja zeitgleich wie wir unseren „Dadord“ gedreht haben in Würzburg gefilmt. Teilweise hatte das ganz schön lustige (zumindest für uns) Verwechslungen mit sich gebracht.
    Dass da die Wegstrecken nicht immer so genau und logisch waren ist mir auch aufgefallen. Aber wer außerhalb Würzburgs weiß das schon. Einer aus meiner rrtv-Crew hat mal beim Dreh eines Münchener Tatorts Praktikum gemacht, da läuft das genauso. Nur fällt es da eben richtigen Münchenern auf 😉 Die Höchberger Telefonnummer war auch sowas. Die fing ja auch mit einer „2“ an statt mit einer „4“ wie es eigentlich üblich ist…wurscht egal, der Film war ganz ok.
    Hat irgendjemand schon eine Antwort darauf, von wem die geile spanische Mucke war, die öfters lief? Hörte sich an wie ein Gypsy-King, von den 90ern ins nächste Jahrtausend teleportiert:-)

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  5. Natürlich hab‘ ich ihn auch gesehen und fand sowohl den manchmal von Visionen geplagten Kommissar als auch seine kühle Kollegin sympathisch und die Kombination ihres Ehrgeizes mit seiner Abgeklärtheit sehr gelungen. Natürlich hat der Dialekt teilweise nicht gestimmt, aber ich habe nicht den Eindruck gehabt, dass er einstudiert gewesen wäre und ich war gottfroh, dass Lena Stolze ihr hohes Deutsch behalten durfte.
    Witzig fand ich, als die Kommissare auf der Löwenbrücke hin und her gefahren sind, weil der Dialog wohl länger als die Brücke war und die einleitende Sequenz, in der der Kommissar über die alte Mainbrücke fuhr, um über den Residenzplatz zum Polizeipräsidium zu kommen. Da hatte er wohl noch etwas Zeit vor Dienstantritt 😉 Sowas fällt aber nur uns auf, weil wir das kennen und tut dem guten Krimi ansich keinen Abbruch.
    Muss man bei Mobiltelefonen nicht immer die Vorwahl mittippen? Als der Kommissar in Höchberg anrief, hat er nämlich nur 5 oder 6 Nummern gewählt und kam trotzdem bei Frau Stolze raus.
    Irgendwie ist es witzig, wenn ein ganzer Film zum Suchbild wird 😉

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  6. Ich hab mir die ganze fränkische Kriminacht auf meinen DVD Recorder aufgenommen und auch irgendwann mal anschauen. Mit meiner Kritik bin ich dann allerdings etwas befangen. Der e sacht so der anner so. Aber wenn die net unterfränkisch gebabblt ham dann sind das schon mal mindestens 100 Punkte Abzug.

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