Infoabend und Entscheidung

Gestern war ich bei der Informationsveranstaltung der Stadt Würzburg über den FH-Neubau. Ich hatte mir mehr Besuchern gerechnet, vor allem hatte ich aber mit mehr Besuchern gerechnet, die gegen das Ratsbegehren sind, sprich mit der Bürgerinitiative. Aber von denen war scheinbar keiner da oder haben sich zumindest nicht getraut, im Frageteil etwas von sich zu geben.

Die „Experten“ auf dem Podium erläuterten sehr sachlich die Notwendigkeit und Verträglichkeit des Neubaus am Sanderheinrichsleitenweg. Herr Rosenthal betrieb keine Angstkampagne, sondern gab seine Einschätzung zum Thema ab: Wenn die FH nicht neben dem Alandsgrund bauen kann geht Würzburg nicht unter — aber es wird ein schwerer Schlag für den Bildungsstandort und eventuell auch für den Wirtschaftsstandort Würzburg sein. Das Geld des Freistaats ist zweckgebunden für eine Erweiterung der FH da, eine Erweiterung, die bis 2012 fertiggestellt sein muss. Wenn der Freistaat die Fertigstellung gefährdet sieht, dann wird er das Geld in andere FH-Städte investieren, die diese Sicherheit bieten. Diese Gefahr besteht zumindest. Und diese Gefahr durch einen Wechsel des Bauplatzes heraufzubeschwören, ist ein Spiel mit dem Feuer.

Der FH-Präsident klärte auch gleich, dass sie nicht vorhaben, nach Schweinfurt zu gehen. Wenn nicht gebaut wird, wird nicht gebaut, und die zusätzlichen Studenten im Jahr 2011/12 können halt nicht in Würzburg studieren. Herr Baumgart ging kurz auf die Historie des Baugebiets ein, welches nicht der Alandsgrund ist. Den Alandsgrund kann man zwar vom geplanten FH-Gelände aus sehen, ist aber etliche hundert Meter davon entfernt. Gebaut werden soll am Sanderheinrichsleitenweg, neben dem Alandsgrund. Und da auch nur auf einem — im Vergleich zu Gesamtfläche — kleinen Teil. Bevor die FH dort bauen wollte, gab es einen Bebauungsplan, bei dem fast das ganze Areal als Kleingartensiedlung geplant war. Das wäre Flächenversiegelung in einem weitaus größeren Maßstab gewesen. Und als Sohn von langjährigen Kleingärtnern weiß ich, das Kleingärtnern durchauch das Gegenteil von Naturschutz sein kann. Aber in den ca. 20 Jahren, in denen es diesen Plan gab, meldete sich keine Bürgerinitiative zu Wort, oder?

Der Umweltreferent freut sich über die 20000 m² Ausgleichflächen, mit der er seinen Traum von einem Grüngürtel von den Leighton Barracks bin in den Alandsgrund hinein verwirklichen kann und die WVV sieht keine großen Probleme mit dem ÖPNV-Transport der Studis, noch weniger wenn die Strabalinie 6 gebaut werden sollte.

Die Fragerunde danach fiel eigentlich flach, mangels Fragen. Aber viel Neues wurde ja auch nicht geboten und das Publikum bestand aus gefühlten 100% FH-Neubau-Befürwortern. Wie schon erwähnt, ich verstehe nicht, warum die Bürgerinitiative nicht anwesend war und die Gelegenheit genutzt hat, mit ihren Argumenten das Podium zu zerfetzen — oder es wenigstens zu versuchen.

Natürlich kann man nun behaupten, dass alles, was die Herren am Tisch gesagt haben, einfach nicht wahr ist. Doch frage ich mich bei solchen Vorwürfen auch immer, was sie davon hätten? Denkt sich Herr Rosenthal „Hoffentlich klappt das mit dem Neubau, denn sonst müsste ich etwas andere planen und das ist mit zu anstrengend. So kann ich jeden Nachmittag frei machen, denn es ist ja alles schon geplant.“?

Ich bin mir über die verschiedenen Motivationen der Bürgerinitiative nicht ganz im klaren. Zum einen gibt es wohl die Ökologen, die ich noch am ehesten verstehe. Aber der ökologische Schaden ist in meinen Augen zu verschmerzen und die 20000 m² Biotope nicht zu verachten. Dann gibt es noch die Städteplaner, die sagen, warum auf den Acker wenn auf den Leightons Platz wird. Aber die Leightons werden auch so voll, dann wird vielleicht die Uni irgendwann an den SHL-Weg bauen. Weiter gibt es noch die Anwohner, denen ich sage: Pech, aber so schlimm wird es nicht werden, da sind am Tag 450 Studenten unterweges, am Hubland nebenan sind es viel, viel mehr. Und dann gibt es noch diejenigen, die dagegen sind, weil die Stadt dafür ist. Und mit denen habe ich gar kein Verständnis.

Also, für mich ist der Hammer gefallen. Ich bin für das Ratsbegehren, Punkt.

5 Gedanken zu „Infoabend und Entscheidung“

  1. Vielleicht ist eine Bürgerinitiative bei den Kleingärten nicht eingeschritten, weil die Leighton’s noch nicht in Aussicht waren 😉

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  2. Ja, die Verkehrssituation hatte mir auch zu denken gegeben. Ich denke aber, dass das eigentliche Problem nicht die zusätzlich 450 FH-Studenten sein werden, sondern der G8-Schub bei den Uni-Studenten. Dass die StraBa rechtzeitig fertig wird, können wir vergessen. Der WVV plant ja (wie gestern auch wieder gesagt wurde) frühestens eine Fertigstellung 2015. Ich denke aber, dass es der WVV in der Zeit zuzumuten ist (vor allem, wenn man die erhöhte Studentenzahl, sprich: Einnahmen durch Semesterticket) bedenkt, mehr Busse einzusetzen. Warum nicht mal ein paar Erdgasbusse anschaffen? Man betreibt ja schon eine solche Tankstelle. Und zur Linienführung: Wieso StraBa bis Rottendorf? Es gibt Züge dahin! Mainfrankenbahn, das ist eine Träumerei von ÖPNV-Fans. Bindet die Leightons an, und lasst Busse quer ins Frauenland fahren. Wenn die StraBa erstmal da ist, wird man das Busnetz dort neu planen müssen.
    Und zu den nicht vorhandenen Gegnern: Waren wohl zuviele Fakten! Ich glaube schon einige Skeptiker erkannt zu haben, aber denen wars wohl zu heiß.

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  3. Eigentlich wollte ich mich aus dieser ganzen Diskussion ziemlich heraushalten (als FH-Student), vor allem auch, weil ich dank Klausuren auch überhaupt keine Zeit habe, mir darüber den Kopf zu zerbrechen und ich als Landkreisbewohner sowieso nicht abstimmen darf. Im Großen und Ganzen denke ich, dass es in anbetracht der derzeitigen Situation wohl tatsächlich am vernünftigsten ist, die FH dort zu bauen. Ich möchte jedoch auch ein paar Gegenargumente aus meiner Sicht noch schnell nennen, über die du – soweit ich mitbekommen habe – bisher nichts geschrieben hast.

    Grundsätzlich finde ich die Argumentation der Bürgerinitiative schwach, die ökologische Position kann ich zwar verstehen, auch die der Flächenversiegelung, jedoch glaube ich nicht, dass diese eine BI rechtfertigen würden. Viel schwerer für mich wiegt jedoch die Frage der Verkehrsanbindung. Die Busse ans Hubland sind trotz weiteren Linienausbaus chronisch überlastet, die Hoffnung dabei ist ja, dass es baldmöglichst eine Straßenbahnlinie dort hinauf geben wird. Diese wird jedoch – das ist meine persönliche Einschätzung – wenn sie einen FH-Bau am Sanderheinrichsleitenweg anfährt, kaum eine Weiterführung Richtung Gerbrunn und in der Folge nach Rottendorf (Stichwort Mainfrankenbahn) erleben. Dass der Platz auf dem Areal der Leighton’s ausgehen würde, halte ich für durchaus unwahrscheinlich. Die Fläche, die für den Uniausbau mutmaßlich dort zur Verfügung stehen würde, ist mit 39 Hektarn rund 20 mal so groß, wie die verplante Fläche für den FH-Neubau. (siehe dazu auch: http://www.radiogong.com/index.php?id=426&singelid=1421). IMHO wäre dort dann auch noch Platz für Erweiterungen, die am SHL-Weg nicht wären.

    Für mich persönlich wäre aus städteplanerischer Sicht und vor allem aus verkehrstechnischer Sicht ein Bau auf dem Leighton’s-Gelände deutlich besser, ABER:

    Sämtliche restlichen Rahmenbedingungen (die Zeitfrage, die Geldfrage, die Planungsfrage) muss man eben auch bedenken, und wenn ich das gegeneinander abwäge, erscheint mir das realistisch betrachtet, doch („leider“) der ausschlaggebendere Faktor zu sein. Vermutlich ist die Entscheidung für den FH-Neubau dort, wo er jetzt geplant ist, die vernünftigere (wenn auch meiner Meinung nach keine perfekte).

    Grüße,
    Patrick

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