Vorne einsteigen und fair dabei sein?

Seit letztem Freitag heißt es in Würzburg beim Busfahren „Vorne einsteigen und fair dabei sein„. Man kann die Busse also nur noch durch die Tür beim Fahrer betreten und ihm die Fahrkarte zeigen, Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer ausgenommen. Straßenbahnen sind von dieser Regelung ausgenommen.
Heute früh am Barbarossaplatz hieß das Motto aber eher „Vorne einsteigen wollen und in einer langen Schlange im Regen dabei sein“, denn bei gut besuchten Buslinien wird die Vordertür schon mal zum Nadelöhr. Ich hoffe, dass die Busfahrer diese Regelung aufweichen — wie die Kleidung der Fahrgäste heute aufgeweicht ist — und wenigstens einen Notstandparagraphen einführen, damit man nicht sinnlos im Regen rumsteht und dem Fahrer nur noch ein Stückchen feuchtes Pappmaché vorzeigen kann.

Die Aktion der WVV dient natürlich nicht dazu, die Fahrgäste zu quälen, sondern um die Schwarzfahrer zu quälen. Aber wer fährt denn schon schwarz? Ich nicht, niemals! Nicht einmal wenn ich nachts zur Haltestellen renne und die Straba gerade wegfahren will. Dann steige ich natürlich nicht ein, denn in der Straba kann ich keinen Fahrschein kaufen und ohne Fahrschein darf ich nicht mitfahren. Da stehe ich doch dankbar eine halbe Stunde rum und warte auf die nächste Bahn (oder den lustigen Nachtbus — nie sieht man mehr von Würzburg), mit einem befriedigtem Lächeln im Gesicht, weil ich die WVV nicht um ihren gerechten Lohn gebracht habe. Sie braucht schließlich ein bisschen Spielgeld.

5 Gedanken zu „Vorne einsteigen und fair dabei sein?“

  1. Sehr interessant ist, dass von der WVV dieses Modell auch noch als Erfolg gefeiert wird.

    Erstens erfüllt es das Ziel nicht. Zweitens ist es alles andere als fair:
    Zu Erstens:
    Man kann einen Fahrschein beim Fahrer vorzeigen, wer kontrolliert aber, ob man ihn auch richtig abstempelt?

    Zu Zweitens:
    Auf der anderen Seite müssen sich alle Mitfahrer durch die Vordertür quetschen. Im vorderen Busteil gibt es dann natürlich immer ein paar Leute, die nicht mitbekommen, dass sie im Weg stehen, so dass dann im hinteren Teil noch Plätze frei sind, während vorne die Leute dicht gedrängt stehen bleiben. Falls das nicht der Fall ist, muss man sich an den Fahrradfahrern vorbeiquetschen. Die Schlange, die vor dem Bus entsteht, hält die anderen Reisenden mehrere Minuten auf. Wozu?

    Ich habe folgenden Verdacht:
    Die WVV hat sich daran gestört, dass die Studenten mit ihren Studententickets hinten einsteigen und diejenigen, welche erst noch Tickets beim Busfahrer lösen müssen dann keinen Sitzplatz bekommen. Das wird dann wohl als fair interpretiert, weil die Studenten ja fast nichts bezahlen. (Was aber durch den Zahlzwang und die dadurch resultierenden stabilen finanzielle Grundsicherung der WVV kein Nachteil für die WVV ist. Zudem würde die Würzburger Verkehrssituation es garnicht erlauben, dass ein paar mehr Studenten mit dem Auto zur Uni fahren)

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  2. Was ist das, mit Fairlaub, für ein fairunglückter Slogan?! Muss man den Spruch „Vorne einsteigen und fair dabei sein“ fairstehen? Warum ist es fairer, vorne einzusteigen, wenn ich hinten einsteige und auch einen Fair, äh, Fahrschein habe? „Vorne einsteigen zur Fairhütung von Schwarzfahrten“ – dann gäbe das weniger Fairwirrung :-D!
    Tja, die Fairkehrsfairtriebe sind fairdammt tricky, sparen Kontrolleure und fairwandeln die Busfahrer in Kartenlesegeräte. Den Busfahrer will ich sehen, der am Ende seiner Schicht noch fairnünftig Fahrscheine kontrollieren kann. Hat sich dort jemand wegen der überlangen Fairweilzeiten an den Haltestellen und der damit fairbundenen Luftfairschmutzung Gedanken gemacht? Ich bin wirklich fairflucht froh, dass ich darauf als Perifairiebewohnerin fairzichten kann und an fairregneten Tagen nicht an der Halte fairrotten muss.
    Kontrolle ist gut, aber etwas mehr Fairtrauen wäre in diesem Fall unter Abwägung aller Für und Wider auch nicht fairkehrt. Und der obige Slogan ist immer noch unfairfroren, finde ich, weil er die Fahrgäste unter eine Art Generalfairdacht stellt.  Ich habe fairtig.

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  3. Ich freu mich schon auf die Linien 10 und 14, sobald die Uni wieder los geht. Morgens, kurz vor 8 am besten, wenn die Busse ohnehin schon 10 Minuten länger brauchen als sonst, weil die Mengen an Fahrgästen eh kaum in den Bussen unterzubringen sind.

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