Und da war ja noch der Abschluss des Hafensommers, da kam ich noch gar nicht dazu.
So gegen 19.30 Uhr bin ich mal über die Straße zum Heizkraftwerk und durfte noch die Mongolen singen und spielen hören. Nach anfänglicher Faszination für den Kehlkopfgesang hab ich doch gemerkt, dass traditionelle mongolische Musik nicht unbedingt meine Lieblingsmusik ist. Aber beim Rest des Publikums auf der Treppe kamen sie doch gut an, der Applaus war laut und lang.
Deutlich mehr mein Geschmack war Jaune Toujours aus Brüssel. Ein vielseitige Band mit einem wirren Stilmix, die einfach gut gelaunt und erfrischend entspannt ein großartiges Konzert gaben. Ob sie auch textlich den sozialkritischen Anspruch lieferten, von dem ich gelesen habe weiß ich nicht, mein Französisch bzw. Belgisch ist eher schlecht, um nicht zu sagen, nicht existent.
Als Abschluss des Abschlusses wollte es die Stadt noch mal krachen lassen und hat mit Tanguda eine Feuer-, Akrobatik-, Drum- und Pyroshow auf die Schwimmbühne geholt. Ich fand es ok, aber so richtig vom Hocker bzw. der Hafentreppe hat es mich nicht gerissen, vielleicht bin ich aber durch meine eigene Kleinkustvergangenheit mit dem Thema übersättigt und verwöhnt.
Und das war er dann, der Hafensommer 2008 in Würzburg. Ich fand ihn wirklich gut, eine echte Bereicherung für das Würzburger Kulturleben mit dem Potenzial, mittel- und langfristig viele Besucher von Außen nach Würzburg zu ziehen. Mit dem Wetter hatten sie in diesem Jahr auch etwas mehr Glück. Es waren zwar nicht vier Wochen hochsommerliche Temperaturen in Würzburg, aber die Regen- und Kältetage hielten sich noch in Grenzen. Bei einem Oper-Air-Festival darf man wohl auch kaum mit vier Wochen ausschließlich schönem Wetter rechnen.
Bei 7500 Besuchern kommt man auf durchschnittlich 320 Besucher pro Veranstaltung, wobei die Spanne von 1500 am ersten Abend bis zu gefühlten 30 bei den Tanzenden Bildern II reichte. Da ginge sicher noch was. An den Eintrittspreise kann man vermutlich wenig drehen, selbst die teureren Konzerten zu 19 € sind schon subventioniert, woanders kosten sie deutlich mehr. Das ist aber vermutlich auch eines der Probleme. In den vier Wochen gab es schon viele Konzerte, zu denen ich wirklich gerne hin wollte. Ohne meine Pressekarte wäre es vermutlich bei einem bis zwei geblieben, vieleicht noch einen günstigeren Kinoabend als Zugabe. Die Menge der Besucher, die sich viele Konzerte leisten können, ist in der Stadt einfach begrenzt. Darum ist es wichtig, die Außenwirkung des Festivals zu stärken. Die Qualität der Künstler unterstützt dieses Ziel natürlich, Jürgen Königer hat da schon ein sehr gutes Händchen gehabt und Leute geholt, die man nicht alle Tage sieht und hört.
Ein für mich unerwartetes Problem ist aufgetreten — die Anwohner. Eine handvoll Menschen hat sich über den späten Lärm beschwert, mit der vermutlichen Konsequenz, dass im nächsten Jahr die Konzerte früher beginnen werden und pünklichst um 23 Uhr beendet werden, da wird es also keinen Platz für spontane Zugaben und Ähnliches geben. In der Endphase des diesjährigen Hafensommers wurde die 23-Uhr-Grenze auch knallhart durchgesetzt, mit teilweise bizarren Szenen für die Künstler. Ich glaube nicht, dass das Festival selbst deswegen in Gefahr sein wird, aber die Atmosphäre wird schon etwas darunter leiden. Schade.
Ich freue mich schon auf den Hafensommer 2009.
Ein paar Hafensommer-Bilder gibt es im 23hq-Album.