Giulio, Emil & Randy

Der erste Tag — oder mehr die Nacht — des Filmwochenendes liegt hinter mir.

Gestartet bin ich mit dem italienischen Film „Il divo“, der versucht, die Person und die Verstrickungen von Giulio Andreotti, des ehemaligen Ministerpräsidents Italiens, zu beleuchten. Ein gut gemachter Film, aber keine Dokumentation. Starke Bilder und eine noch stärkere Filmmusik. Nur leider bin ich wohl an der Oberfläche des Films geblieben, um ich besser zu verstehen müsste ich schon deutlich größere Kenntnisse der italienischen Politikgeschichte haben. Hab ich aber nicht, da half auch der ausgeteilte, doppelseitige bedruckte DIN-A4-Zettel mit einem Crashkurs nichts. Der Film war mit deutschen Untertiteln, die manchmal etwas zu schnell durchrasten, aber ich konnte folgen. Filmerisch empfehlenswert, inhaltlich nur wirklich empfehlenswert für den, der die italienische Polikszene der 80er- und 90er-Jahre gut kennt. Und für die, die trotzdem reingehen: Auf die Musik des ersten Abspanns warten und sich daran erfreuen! 🙂

Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit — der Eröffnung im Bockshorn. Darauf hatte ich mich schon den ganzen Nachmittag gefreut, denn ich hatte irrsinnig Hunger und beider Eröffnung gibt es immer Sekt und Gebäck für umme. Dabei fand das übliche Meet & Greet statt, unter anderem mit anderen Blogger.
Als das Gebäck alle und die Sektflaschen leer waren, wurde auch wirklich eröffnet. Hannes Tietze von der Filmini sprach fast schon globalpolitische Eröffnungsworte, Georg Rosenthal folgte ihm mit ein paar warmen Worten über das Ehrenamt und die Orgafee Julie Barthel durfte dann den Eröffnungsfilm einläuten.
Gezeigt wurde „Der Freund“, ein Film aus der Schweiz. Der schüchterne und verklemmte Emil lernt die junge Musikerin Larissa kennen. Sie bittet ihn, für ihre Eltern ihren Freunde zu spielen. Dazu kam es aber nicht, man ging seiner Wege und als Emil sich nach ein paar Tage doch Herz fasst und Larissa auf dem Handy anruft ist ihre Mutter am anderen Ende und sagt, dass Larissa gestorben sei. Auf die Frage, ob er ihr Freund sei, sagt er dann unbedarft „Ja“ — und die Tragikkomödie nimmt ihren Lauf. Fragen nach Leben und Tod, Liebe, Identität, Sorge werden in dem Film gestreift, mal in tiefem Ernst, mal mit leichter Heiterkeit. Tolle Schauspieler, vor allem Emil wird fein dargestellt.
Mir ging der Film ganz schön an die Substanz, aber dafür kann der Streifen nichts. Manchmal gewinnt einfach der Film.
Da so ziemlich alles an schweizer Dialekten in dem Film vorkommt, ist er mit (schweizer)deutschen Untertiteln. Aber oft — nicht immer — versteht man die Schauspieler auch so ganz gut.
Sehr empfehlenswert.

Wer könnte die Rolle von Randy „The Ram“ Robinson, eine gealterten und abgehalfterten Wrestler, besser spielen als Mickey Rourke. Früher fütterte Mickey Blondinen vor Kühlschränken, jetzt lässt sich Mickey Tackerklammern in die Haut jagen und springt von Boxringseilen auf seine Gegner, in „The Wrestler“.
Randy kann nur wreseln und eigentlich will er auch nur das machen. Aber er ist zu alt für die Profiliga, catcht jetzt bei kleinen Events für wenig Geld und arbeit nebenbei ein wenig in einem Supermarkt. Er ist ein netter Typ, er mag Kinder, seine Kollegen respektieren ihn und er hat sogar noch immer Fans. Eigentlich will Randy nur Anerkennung, sei es von den Fans, von seiner heimlichen Liebe, der Stripperin Cassidy oder von seiner Tochter. Die besuchte er aber erst nach Jahren wieder, als ihn ein Herzinfarkt zeigte, dass sein Körper schlapp macht. Und nun ist Randy auf der Suche nach dem Inhalt seines Lebens.
Der Film ist im englischen Original, aber man kommt mit durchschnittlichen Englischkenntnissen gut mit — es wird nicht hochphilosophisch geredet im Wrestlermilieu. Und Mickey Rourke, wie schon gesagt, ist die perfekte Besetzung, man nimmt ihm die Rolle mit den blondierten langen Haaren gut ab. Wer ein bisschen empfindlich ist, was Blut angeht, sollte öfters mal die Hand in Augennähe halten — hier werden Wrestlevarianten gezeigt, die waren mir neu. Mit dem Tacker … tststs. 😉

Und jetzt muss ich langsam mal schauen, wie der heutige Tage ablaufen wird — oder könnte. Ich melde mich wieder. 🙂

2 Gedanken zu „Giulio, Emil & Randy“

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