Auf der Treppe des Hafenkönigers

Was haben die auch einen Dusel mit dem Wetter bei der Eröffnung des Hafensommers 2009. Strahlend blauer Himmel, angenehme T-Shirt-Temperaturen — kein Wunder, dass die Hafentreppe prall mit Gästen gefüllt war.

Ok, verwunderlich war das der Besucherandrang natürlich nicht. Wenn’s nix kost‘, dann geht selbst der gemeine Würzburger und sogar der Würzburger Stadtrat zu einem Klassik- und Jazzkonzert. Hey — „Classic meets Jazz“, gespielt von der Hauskapelle des Mainfrankentheaters. Verlang mal dafür Eintritt, dann sind die Karten aber nicht nach Minuten ausverkauft. Getreu dem Würzburger Motto, welches bald auf einer Bronzetafel in der Domstraße angebracht wird: „Es muss ned gud sei, hauptsach billich!

Tja, die Würzburger Philharmoniker waren aber —  obwohl kostenlos — gut. Ich muss zugeben, das viele Stücke nicht unbedingt mein Musikgeschmack  waren. Vor allem die Singerei hätte man für mich weglassen können, obwohl die Sängerin ein wirklich tolle Stimme hatte. Aber mein Ding war das nicht so. Deutlich mehr mein Ding war — als Jünger der Kirche des Progressive Rock — die Stücke aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. Da haben mich die WüPhilis wirklich begeistert, obwohl es Interpretationen gerade von „In der Halle des Bergkönigs“ gibt, die mir noch besser ins Ohr laufen:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=WV52YAhdJOk[/youtube]

Durch das Programm führte Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Würzburg, Johannes Engels, dem ich förmlich ansah, dass er seit Tagen vor lauter Vorfreude nicht mehr schlafen konnte. Seine Erläuterungen zu den Stücken sagten mir gar nichts und interessierten mich deswegen nicht die Bohne, aber er ist dermaßen vor Musikbegeisterung und -wissen übergeschäumt, dass es trotzdem eine Freude war, ihm zuzuhören. Empathie kann Interesse ersetzten. 😉

Nach der ziemlich langen Pause kam der Jazz-Teil. Ich war im Vorfeld etwas skeptisch. Peter Getz hat gesungen, und wenn ich schon mal lese, dass einer der Sohn einer weltbekannten Musikerlegende ist, dann frage ich mich ja schon, aber er nicht nur wegen seines Namens Karriere gemacht hat. Mein Misstrauen war aber wieder mal völlig umsonst — Singen kann der gute Peter auf jeden Fall, klang ein bisschen nach Sinatra von der Stimmlage her. Aber ein unterhaltsamer zweiter Teil, man hätte fast ein wenig am Heizkraftwerk tanzen wollen.

So gesehen bis daheim ein an sich gelungener Abend, auch wenn ich von der Musik her nicht unbedingt hin gemusst hätte. Aber bereut habe ich’s dann auch nicht. Allein die Auswahl der Stück war mir ein bisschen zu tief in die Kiste gegriffen und schon fast zu gefällig.

Hab ich nicht oben was von einem schönen Sommerabend mit angenehmen Temperaturen geschrieben? Jaaaaa, für die Veranstaltung „Hafensommer“ hat das zugetroffen. Aber sobald sie vorbei war, nämlich wirklich sobald das Echo des letzten Akkords verklungen war, fing es exakt auch schon zu regnen ab. Was heißt es fing zu regnen an? Windböen bliesen Stuhlreihen und Schirme um, die Luft kühlte spontan um 10 Grad ab, es goss aus Eimern — Apokalypse! 😉

Fotos gibt es (schlecht) in dem 23HQ-Album oder (gut) beim Kitzblog.

3 Gedanken zu „Auf der Treppe des Hafenkönigers“

  1. So sehe ich den Abend auch. Kein brillanter, aber ein unterhaltsamer und guter Einstieg mit vielen Besuchern, von denen leider viel zu wenige den Weg zum Hafensommer ein zweites Mal finden.

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