Corso-Jammerer und Cinemaxx-Boykotteure

„Nääää, zum Filmwochenende geht ich des Jahr ned, jetzt wo des Corso zu is!“

Das durfte ich schon hören und mich fragen: Worum geht es solchen Leuten beim Filmwochenende? Im die Filme? Oder um den Ort? Natürlich finde ich es traurig, dass mit der Schließung des Corso das Kino wegfällt, in dem das Filmwochenende mit seinen Anfang genommen hat. Und auch ich finde, dass das Corso für so ein Filmwochenende die passendere Atmosphäre hatte, gerade wenn man bei der Nachtschiene auf der speckigen Scheslong glücklich vor sich hindämmert.

Aber was soll das Gejammere? Vielleicht ist es mein Mangel an Würzburger Genen, dass ich für solche trotzige Tränen wenig Verständnis habe, da bin ich einfach ein Mensch aus der pragmatischen Arbeiterstadt Schweinfurt. Corso hat zu? Schade, weiter geht’s, für’s Rumheulen ist es jetzt zu spät.

Ja, ich finde das Cinemaxx als Ort auch nicht so prickelnd. Aber die Meckerer sollen man nicht so tun, als ob sie das ganze Filmwochenende im Foyer des Corsos zugebracht hätten. Gut, vielleicht ein paar verklemmte Intellektuelle, die sich im Gedränge ihre Jahresration Körperkontakt angeholt haben. Aber die meiste Zeit saß man ja im Kinosaal, und nachts während des Films sind alle Kinosäle dunkel.

Und wer weiß, vielleicht höhlt der stete Tropfen ja den Stein und im Cinemaxx kommt man zur Erkenntnis, dass es sich vielleicht in Zukunft lohnen könnte, kleinere Produktionen zu zeigen?

Ich freue mich in der nächsten Woche vor allem auf die Filme, ob die im Cinemaxx, im Bockshorn oder in einer Tiefgarage gezeigt werden ist mir relativ egal. Wobei ich gestehen muss, dass ich im nächsten Jahr ungern nach Ochsenfurt oder nach Lohr zum Filmwochenende fahren würde … gegen ein Programmkino in Würzburg hätte ich mal gar nichts einzuwenden …

5 Gedanken zu „Corso-Jammerer und Cinemaxx-Boykotteure“

  1. Ich muss jetzt grad mal die „Ehre“ des Cinemaxx-Geschäftsführers retten (habe mal da gearbeitet und so die ein oder andere Bemühung seinerseits mitbekommen): Es entscheidet nicht das Kino sondern der Filmverleih, welches Kino welchen Film zeigt! Der Herr Cxx-Chef bemüht sich seit Jahren in die Schiene der besonderen Randgruppenfilme reinzukommen und bewirbt sich ständig um einen solchen. Aber die Filmverleihe haben meist nur wenige Kopien und geben die natürlich an besondere Lokations/ Programmkinos wie z.B das Corso. Nachdem das jetzt zu ist, könnte es durchaus sein, dass im Cxx ma der ein oder andre gute Film läuft, weil es ja in Wü jetzt keine ‚Konkurrenz‘ mehr gibt und wenn der Filmverleih den armen Menschen in Wü auch ein wenig Kultur zukommen lassen möchte, gibt er seinen Film dem Cxx!

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  2. Ein ähnliches Gespräch hatte ich heute früh im Cafe wegen dem Artikel in der Mainpost. Gut daß du darüber mal was geschrieben hast. Vielleicht braucht Würzburg mehr Schweinfurter und ich hoffe, daß deine Gene sich nicht der Geographie anpassen werden! 😉 Manchmal hab ich das Gefühl, als würde sich hier im Würzblog das letzte Rest Vernunft in der Stadt versammeln. 🙂

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  3. Lohr… Kino… -lol-

    Also ich glaube, der Fall wird nicht eintreten.
    In dem Zeitraum, in dem ich in Lohr im Kino gearbeitet habe, gab es mehrere Versuche:
    – Wir bauen das aufs Parkdeck: Gescheitert, weil urplötzlich festgestellt wurde, dass das städtische Parkdeck die eigentlich geplante Last für eine zweite Etage oder eben dann Kino, gar nicht tragen kann. An den entstandenen Mehrkosten für eine Stelzenlösung, wollte sich die Stadt dann doch nicht beteiligen.
    – Wir bauen eine Kombination aus Disco und Kino im Gewerbegebiet direkt neben dem Obi… Auch das wurde formidabel von der Stadt verhindert indem man man schnell sein Vorkaufsrecht für das mittlere der drei Grundstücke in Anspruch genommen hat. Da steht zwar bis heute nix (immerhin ist das jetzt auch schon über 6 Jahre her) aber hauptsache mal ein Moloch verhindert.

    So viel dazu… Was das Filmwochenende angeht bin ich da mit Ralf einer Meinung. Es ist schade, dass das letzte Programmkino in Würzburg dicht gemacht hat, aber damit ist Würzburg a) keine Ausnahmeerscheinung und b) nützt all das Jammern und Wehklagen ja nichts.

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  4. *Klatsch, Klatsch, Klatsch*

    Bravo für diesen Artikel! Diese Jammerer sind mir auch schon begegnet, erstaunlicherweise gerade aus der Ecke Freunde der „hohen Filmkunst“. Diese Borniertheit kann ich auch nicht nachvollziehen. Jahrmarkt der gekränkten Eitelkeiten!!!

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