Kleine Kultur in Kneipen

Gestern Abend war ich, wenn man so will, auf Kneipentour. Nein, nicht um Gott Bacchus und König Cuba zu huldigen, sondern um meinen kulturellen Horizont ein klein wenig zu weiten.

Das Panoptikum
Im Café zum schönen René fand „Das Panoptikum“ statt, der nun allmontagliche Kinoabend im Caféclub am Bahnhof. So laut es dort am Wochenende war, so leise war es gestern Abend.
Die Jungs haben es wirklich geschafft, Kinoatmosphäre in den Laden zu zaubern. Schlichte Holzstühle dienten als Sitzplätze, an der DJ-Durchreiche war die Leinwand und sogar ein Vorhang — Show muss sein –angebracht. Der Laden duftete nach Popcorn und Vorfreude — einfach schön. Die beiden Besitzer der ehemaligen Empire-Videothek gegenüber der Stadtmensa zeigten sich für die Filmwahl verantwortlich — aufgeführt wurde als Vorfilm ein Kurzfilm, den ich nicht mal ansatzweise verstanden habe, aus Versehen noch ein zweiter Kurzfilm, den ich ganz nett fand und als Hauptfilm der koreanische Liebesfilm „I’m a cyborg, but that’s ok“ des eher für Blutspritzfilme bekannten Regisseurs Park Chan-wook. Der Eintritt war frei, der Abend finanziert sich über die Getränke. Und damit das auch kinotauglich leise klappt, durfte man die Getränkewünsche während des Films auf Zettel schreiben, die zur Theke durchreichen lassen und dann hoffen, dass das Getränk auch von Lippen unberührt den Weg zurück findet. Scheint aber geklappt zu haben.

„Scheint“ schreibe ich aus dem Grund, weil ich den Hauptfilm gar nicht gesehen habe. Als ich so im René stand, kam ich immer mehr zur Erkenntnis, dass mit heute eher nach Musik als nach Film ist, was nicht mit der Veranstaltung im René an sich zu tun hatte — da geh ich auf jeden Fall an den nächsten Montagen mal öfters hin.

Fusion-Session im Gehrings
Es trieb mich aber in mein zweites Wohnzimmer, in Herrn Gehrings gute Stube. Da war Fusion-Session angesagt, ein wilder Jazz-Rock-Funk-Mischmasch. Es waren fast so viel Musiker wie Gäste da, was einerseits daran lag, dass nicht so viel Gäste da waren, andererseits aber auch daran, dass so viel Musiker auf der „Bühne“ standen. Sieben Männer und eine Frau improvisierten nach Lust und Laune — und auf einem musikalisch hohen Niveau. Ich gebe zu, die Art vom Musik muss man mögen, und der Session-Charakter macht die Musik noch etwas chaotischer. Aber Hey — auf jeden Fall besser als den Abend vor der Glotze verbringen. Und Kneipen-Konzerte haben dazu noch ihren eigenen Charme. Sie kosten keinen Eintritt, es gibt lecker Essen und Trinken, man hört im Hintergrund wie ein betrunkener Gast laut mit der Bedienung flirtet, Leute und Bekannte kommen und gehen, man kann locker zum Rauchen oder auf’s Klo gehen und kann auch ohne schlechtes Gewissen mit den Nachbarn plaudern. Wunderbar! 🙂

Schöner Abend, besonders auch weil man draußen ohne Jacke rauchen konnte. Leise natürlich. Und vor dem Heimgehen bin ich nochmal brav auf’s Klo, damit ich nicht an Hauswände pinkeln muss. Ich weiß, was sich gehört.

7 Gedanken zu „Kleine Kultur in Kneipen“

  1. „Cyborg“ hätten die mal zeigen sollen, das ist so herrlich schlechter Trash, der so schlecht ist, dass es schlechter nicht mehr geht. Filmabend des schlechten Geschmacks, wäre doch mal was. Würde mich mal interessieren, welchen Zuspruch so eine Veranstaltung hätte.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar