Ich gebe zu, im Herzen bin und bleibe ich ein Rocker. Aber hin und wieder darf es auch mal was Ruhiges mit Gefühl sein. Darum habe ich dankbar zwei Karten für das Carolin No-Konzert gestern — also Montag — Abend angenommen.
Als mit Carolin und Andi Obieglo gesagt habe, dass sie im März vier Konzert im Chambinzky geben werden, da dachte ich nur: Mutig! So dicht gedrängt Konzerte am Ort zu geben, das erfordert schon eine gewisse Risikobereitschaft oder großes Vertrauen in die Fangemeinde.
Aber das Risiko hat sich gelohnt und das Vertrauen auch — alle vier Konzerte sind ausverkauft und ein fünftes Zusatzkonzert einberufen.
Dementsprechend voll war auch der kleine Saal im Chambinzky. Ein Tipp für die, die in den nächsten Wochen zum Carolin No-Konzert gehen und sitzen wollen: Kommt rechtzeitig. Nicht so wie ich.
Ich kenne schon viel von Carolin No durch das Radio Würzblog, wo die beiden seit ein paar Wochen im Programm sind. Aber so ein Livekonzert ist doch immer etwas anderes. Gerade im relativ kleinem Chambinzky kam das heute gut rüber. Andi Obieglo spielte gewohnt virtuos und leidenschaftlich das Klavier, haute auf die Trommel und in die Gitarrensaiten und übte sich als Soundmischer, Electro-Musiker und Geber von trockenen Kommentaren. Besonders fasziniert hat mich so eine Art optischer Sequencer, ein Display mit 16×16 leuchtenden Feldern, das man programmieren und mit Tonmustern belegen konnte. Falls jemand noch eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk braucht … 😉
Carolin setze ihre wundervolle Gesangsstimme sehr gefühlvoll ein, passend zu den oft eher melancholisch-romantischen Stücken und durfte auch hin und wieder an die Tasten des Klaviers oder Akkordeons. Überhaupt zogen die beiden auf der Bühne eine, für ein so ein eher kleines Konzert eher ungewöhlich, aufwändige Show ab. Gesampelte Rhythmen, live umgemischter Sound, Videoclips, akustische und optische eingespielte Chöre, fast schon in Electro abgleitende Stücke — da wurde ganz schön was geboten, was zumindest mir als kein großer Fan melancholisch-romantischer Musik den Abend sehr unterhaltsam gemacht hat.
Alles in Allem selbst für mich als E-Gitarren-Fetischist ein musikalisch gelungener Abend, ich war überrascht, wie gut es mir gefallen hat. Freunde der ruhigen Töne hätten am Konzert auf jeden Fall ihre Freude gehabt. Ich persönlich bräuchte es nicht jeden Abend, aber an diesem Abend hat es gepasst wie ein Handschuh.
Wer keine Karten für die ursprünglichen vier Konzerte bekommen hat, der kann schauen, ob er an dem spontan eingeschobenen Zusatztermin — 28. März 2010 — Karten bekommt, der Vorverkauf ist im Chambinzky. Wer das nicht schafft, der kann ja die Live-CD kaufen. Oder den Song „Happy Birthday“ für umsonst an jemanden — auch sich selbst — verschenken. Oder Radio Würzblog hören.Oder auf das Umsonst & Draussen 2010 gehen, da spielen sie auch.
Seit wann ist die Mainpost ein Sachen Kultur? Ich bin froh, daß ich mein Abo vor Jahren gekündigt habe! Was für „Überraschungsmomente“ hat der Mainpostler denn erwartet? Kritisiert er bei einem Rock-Konzert, dass die Musik zu laut und zu viel e-Gitarre gespielt wurde? Ich fand wie das Würzblog auch abwechslungsreich und schön!
Wie schrieb die Mainpost: http://www.mainpost.de/5494208
„Demgegenüber steht die eher durchschnittliche Qualität der Kompositionen. Auf emotionaler Ebene durchaus kreativ erdacht, fehlt es den meisten Stücken an innerer Spannung. Allzu gleichförmig fließen sie dahin, es mangelt an Überraschungsmomenten. Diese beschränken sich auf lang ausgehaltene Akkordeon-Klänge und elektronische Spielereien. Das täuscht kaum darüber hinweg, dass die Songs aus stets denselben Harmonie-Bausteinen zusammengesetzt sind. So haben „Carolin No“ zwar einen eigenen Stil, aber keinen besonders spannenden. Was bleibt, ist gefällige Musik zum Berieselnlassen, die recht bald an ihre Grenzen stößt.“
Das darf die Mainpost ruhig schreiben, ich bleibe bei meiner Meinung! 🙂