Wo war Marks Köpfle?

Fast fühlte ich mich wie anno 1525 im Bauernkrieg, als ich am Samstag mit Tausenden von Bauern Besuchern auf die Festung Marienberg gestürmt bin. Das Ziel des Anrennens war kein Fürstbischof, sondern ein Gitarrenkönig — Mark Knopfler, ehemaliger Kopf der Dire Straits — gab im Festungsgraben zu Würzburg ein Open-Air-Konzert.

Ich muss gestehen, dass ich nicht unbedingt ein glühender Verehrer von Mark Knopfler bin. Ich mag einige Lieder aus der 80er-Jahre-Dire-Straits-Ära, aber seinen Solo-Kram, mit der er in die Folk-Country-Sonstwas-Ecke abdriftete, treffen nicht so meinen Geschmack. Aber egal! Die Karten habe ich zum Geburtstag geschenkt bekommen und ein Open-Air-Konzert im Festungsgraben habe ich auch noch nie mitgemacht.
Und um gleich ein musikalisches Resümee zu ziehen: Es war ungefähr wie ich erwartet haben. Mark Knopfler ist wirklich ein hervorragender Gitarrist mit einem sofort wiedererkennbaren Sound ein einer souverän ruhigen Spielweise. Für meinen Geschmack waren die Stücke aber großteils zu lahm und klangen Stellenweise wie von der Black Velvet Band, nur mit besseren Musikern ;-).

Konzert Mark Knopfler

So war es musikalisch okaaaaay, hätte ich die Karten von meinem sauer verdienten Geld zahlen müssen, wäre ich wahrscheinlich deutlich enttäuschter gewesen —  oder erst gar nicht hin.  Aber gut, das ist auch Geschmackssache. Ewig dauerte es eh nicht; pünktlich um 20.00 Uhr ging das Konzert los, und kurz vor 22.00 Uhr endet es — auf jeden Fall vor 21.58 Uhr, denn da muss Herr Knopfler ja das Intro zu „Auf ein Wort“ auf Bayern 3 spielen.

Ich habe allerdings feststellen müssen, dass der Festungsgraben nicht der ideale Ort für ein großes Open-Air-Konzert ist. Vom Gelände, dass nach hinten leicht ansteigt, ist es eigentlich gut — wenn die Bäume nicht wären. Wer im Gegensatz zu mir auch den Kopf von Mark Knopfler sehen will, der hatte eine recht begrenzte Auswahl an Sitz- oder Stehplätzen, die dichtbelaubten Bäume haben da einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Konzert Mark Knopfler

Und gewundert hat mich, dass das Konzert überhaupt im Graben stattfinden darf. Gerade in einer Zeit, wo großen Wert auf Fluchtmöglichkeiten für Besucher geachtet wird. Denn spätestens nach dem Konzert habe ich und alle anderen gemerkt: Die Festung ist eine Festung, dafür gebaut, dass man schwer hineinkommt. Und wo man schwer hineinkommt, kommt man auch schwer hinaus — vor allem 8.000 Leute auf einmal. So war es zwar ganz witzig, wie ein Feuerwehrmann (oder wer immer das war) über ein Megaphon die hinausströmenden Massen zu moderieren und zu lenken. Ich möchte ja nicht wissen was passiert, wenn da mal wirklich eine Panik ausbricht. Gut, wer kühlen Kopf behält rettet sich über den Weg an der oberen Mauer. Aber sonst? Über die Mauer springen? Sind Strickleitern vorbereitet?
Auf jeden Fall hat es gut eine Stunde gedauert, bis wir das Gelände zu das Tor im Gänsemarsch verlassen konnten — und die 80% der Zuschauer, die älter waren als wir, den schlecht beleuchteten Weg zur Zeller Straße begleitet haben.
Gar nicht so leicht.

8 Gedanken zu „Wo war Marks Köpfle?“

  1. mein kleiner bruder war mit freunden da und hat was die fluchtwege angeht ähnliche fragen auf lager gehabt. wenn da wirklich die wilde panik abgeht wird so ein lustiger lautsprechermann nicht helfen und wer denkt schon dran daß man oben an der festung auch lang kann auch wenns da auch eng wird bei 8000 leuten. nach duisburg wird einem klar: egal ob genehmigt oder ungenehmigt, es darf einfach nichts passieren sonst kann es bös ausgehen!!!

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    • Ein solcher Lautsprechermann ist allerdings prinzipiell schon sinnvoll, vorausgesetzt er hat einen ausreichenden Überblick über die Besucherströme. Denn er bildet an den kritischen Nadelöhren den entscheidenden Ruhepol, auf den sich die Leute konzentrieren können, BEVOR es zu einem Panikausbruch kommen kann. Entscheidend ist, die Aufmerksamkeit der Besucher von der subjektiven Sichtweise des Einzelnen weg zur Gesamtsituation der Menschenmasse zu lenken.
      Ich behaupte (auch wenn dort gänzlich andere Dimensionen herrschten), dass in Duisburg – als Reaktion auf die Entwicklung der Besucherströme – durch rechtzeitige Lautsprecheransagen an den Zugangswegen das schlimmste hätte verhindert werden können.

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    • Nachtrag: Inzwischen haben auch viele Betroffene, die in Duisburg mittendrin standen, das gleiche gesagt. Nämlich dass sie sich in den bangen Minuten der Hilflosigkeit sehr gewünscht hätten, dass jemand über Megafon die Menge beruhigt und Anweisungen gibt.

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  2. Bei Bild 1 musstest Du nur 20 Meter von uns weg gestanden haben. Schade, Dich verfehlt zu haben;-) Bild 2 hatten wir uns allerdings viel weiter weg sehr lange vom Bierstand aus betrachtet. Beim Auslassoderator tippe ich auf einen Grundausbildungstouch Bereitschaftspolizei. Remmi-Demmi Demonstarten werden auch immer eine Zeit lang wiederholend mit „das Angebot steht“ unterhalten.

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    • Ja, das war toll: „Das Angebot steht – wir öffnen oben den Zaun für Sie“. Ich wollte schon rufen „Ok: Zwei Zäune und eine Bratwurst auf die Hand, dann schlag ich ein“! 😉

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      • Bin selbst ein großer Knopfler-Verehrer. Allerdings war mir das Konzert auf der Festung insgesamt zu seicht – ich fand auch, dass der Meister zu viele Silben bei seinem Sprechgesang weggelassen hat…das wirkte sehr altmännermäßig und hat mich zusätzlich eingeschläfert…naja, die Gitarre war dafür geil wie immer. Mit dem irisch-keltischen Zeug kann ich mich noch nicht so anfreunden. Meine Assoziation bei dem einen oder anderen Stück war in Richtung Begleitmusik zu irgendeinem Strategiespiel. Ich habe immer darauf gewartet, dass einer sagt: „Schafft mehr Holz heran!“

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      • Habe mich sehr amüsiert über:
        „Ewig dauerte es eh nicht; pünktlich um 20.00 Uhr ging das Konzert los, und kurz vor 22.00 Uhr endet es — auf jeden Fall vor 21.58 Uhr, denn da muss Herr Knopfler ja das Intro zu “Auf ein Wort” auf Bayern 3 spielen.“

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