Zum Untergang verdammt
ist des Himmels Abendsonne,
gewahr eines neuen Morgen Anfang.
Schwer werden die Gedanken
und voll der Tage Wonne.
Sieh und höre
die Gaukler auf der Bretter Holz
von denen gar mancher spricht
doch sei sicher, Freund, –
die Welt – die Welt – bedeuten sie nicht.
Am Freitag kam ich zur Premiere des Stücks „Es war die Lerche“ wie die Jungfrau zum Kind. Markus vom Theater Ensemble fragt bei mir an, ob ich über das Blog ein paar Karten für die Premiere verlosen will. Und da ich einfach gerne Dinge verschenke, hab ich zugesagt. Dummerweise hat Markus mich gleich zur Premiere mit eingeladen.
Das ist natürlich nicht verwerflich. Nur ist Theater eine recht fremde Welt für mich, sieht man mal vom Laientheater in Rottendorf im letzten Jahr und dem Froschkönig in der 3. Klasse ab.
Aber gut, neuen Sachen gegenüber bin ich ja immer recht aufgeschlossen — bin halt kein gebürtiger Würzburger –, also hab ich ich, noch leicht erkältet, aufgemacht und bin in den Efeuhof des Rathauses gegangen.
Der Efeuhof war mir ebenfalls fremd, irgendwie hatte ich da noch nie reingeschaut. Nicht sehr groß, aber doch recht lauschig, wenn man mal von der Taubenscheiße absieht.
Ausverkauft war nicht. Daran war aber wohl auch das nicht üppig warme Wetter schuld, in der zweiten Hälfte hat es sogar mal angefangen leicht zu regnen, was zu einem in Plastik- und Jutesäcke verkleidetem Publikum führte.
Mangels Theatererfahrung kann ich schwer beurteilen, ob die Schauspieler gut oder schlecht waren. Schlecht waren sie meiner Meinung nach sicher nicht, in Sachen „gut“ kann man bestimmt noch eine Schippe drauflegen.
Es war halt eine eheliche Tragikkomödie im typischen Kishon-Stil. Frau ist unzufrieden mit dem Ernährer Mann, weil er ihr nicht das Leben bietet, dass sie gern möchte. Mann ist mit Frau unzufrieden, weil sie den Haushalt nicht so führt, wie er es will. Tochter hasst beide. Interessant wird es dadurch, dass der Mann Romeo und die Frau Julia ist — das klassische Liebespaar der Literatur. Noch interessanter wird es, dass die beiden zwar eine „normale“ Ehe leben, sich aber ihrer literarischen Rolle voll bewusst sind. Hier entstehen zwei Ebenen — die des Ehedramas und die des literarischen Dramas, in das sogar in der „reelen“ Ebene der tote Shakespeare eingreift. Klar soweit? Gut.
Und diese Durchmischung der Realitätsebenen ist, was für mich das Stück so witzig machte. Das Ehepaar diskutiert mit dem Dichter draüber, ob er sie damals nicht hätte anders schreiben können, der Dichter ist stinkig, dass er nun die Kontrolle über seine herrliche Liebesgeschichte verloren hat — er kommt auch mal mit seinen Stücken durcheinander — und gräbt statt dessen die Tochter Lucretia an.
So war es zumindest für mich eine schöne Abendunterhaltung und gerade durch seine satirisches Spiel mit der Welt „Theater“ vielleicht ein guter Einstieg für mich in die Welt „Theater“. Ob das alte Theaterhasen auch so sehen weiß ich nicht — und ist mir eigentlich auch egal.
Auf der Bühne wird nicht nur geprochen und geschrien — es wird auch gesungen. Nicht immer gut, aber voll Leidenschaft. 😉 Die Schauspieler waren nicht immer gut zu verstehen, was aber wohl nicht an den Schauspielern lag, sondern am Naidoos Xaver, der während des Theaterstücks auf der Festung so einen Krach gemacht hat, dass es selbst im recht abgeschlossenen Efeuhof zu Würzburg noch gestört hat. War etwas nervig, dagegen war das ständige Kratzen der Tauben an den Dachrinnen süßer Wohlklang.
Mir hat es Spaß gemacht, wer es auch mal ausprobieren will, der hat noch bis Mitte September dazu Gelegenheit.
Dafür daß du von Theater angeblich keine Ahnung hast ist das eine ziemlich gute Kritik! Und eine sehr lustige dazu! 🙂