Würzburg braucht keine großen Bauwerke wie Hochhäuser oder Bahnhöfe um Bürger in Rage zu bringen, da reicht auch 900 Meter Straße und ein paar Bäume. In der Trautenauer Straße im Frauenland reißen die Wurzeln der Robinen den Asphalt auf, die Stadt will die alten Bäume entfernen, neue Bäume pflanzen, die Straße neu machen und einen Teil der Kosten auf die Hausbesitzer umlegen.
Seit Mitte 2008 diskutieren die Stadt und die Anwohner nun über Lösungen des Problems, in den letzten Monaten von Seiten der Trautenauer deutliche verschärfter, da sie für die Lösungsvariante der Stadt wenig Verständnis haben, denn sie würde die Anwohner zwischen 10.000 € und 20.000 € kosten.
So richtig eskaliert ist die Lage in der letzten Woche. Da „zauberte“ in einer Sendung des BR die Stadt Würzburg einen Brief der Anwohner aus dem Hut, in dem diese vorschlugen, die alten Bäume zu fällen und durch neue zu ersetzen — die Lösung also, gegen die sie im Moment vorgehen.
Das „Hervorzaubern“ hat beiden Seiten viel Sympathien und Vertrauenspunkte gekostet, als wären geheime Dokumente nach Jahren entdeckt worden, die von beiden Seiten verschwiegen wurden. Die Mainpost jubelte natürlich ob dieser vermeintlichen Sensation. Dabei war Brief wohl schon seit langer Zeit auf der Website der Interessengemeinschaft
Trautenauer Straße zu finden. Der letzte Google-Cache der Seite weist das Datum 24. Juli 2010 auf und es spricht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Brief lange davor auf dieser Seite zu finden war. Wollte die Stadt ein Kaninchen aus dem Zylinder zaubern, ohne dass es einen Zylinder gab? Anderseits haben die Frauenländler in meinen Augen damit dokumentiert, dass es letztlich nicht um die Bäume oder Umweltschutz, sondern allein um das Geld geht.
Mein Vorschlag für eine geld- und klimafreundliche Lösung: Die Bäume fällen und die Straße komplett asphaltieren und für alle Ewigkeiten versiegeln. Das Kosten am wenigsten und durch den Asphalt — am Besten Rapsasphalt — wird Kohlenstoff dauerhaft gebunden, damit erst gar kein CO2 als Treibhausgas entstehen kann. Man kann dann ja umweltfreundlich mit dem Fahrrad drüberfahren.
Das übliche Würzburger hin und her, wo Meinungen und Positionen öfters gewechselt werden als die Socken. Was lernt man wie schon oft daraus: Traue niemals dem Würzburger Rathaus, traue aber genauso wenig Bürgerinitivativen.
Und darum liebe ich diesen Blog. Der Würzblog ist weder auf Seiten der Stadt noch auf Seiten der Bürgerinitiativen, ironosche Distanz – aber trotzdem mittendrin und dabei, ein Auge auf die Sache und ein Herz für Menschen und die Menschlichkeit. Großes Lob für viele Jahre der Begleitung des Lebens in Würzburg. Nicht den Mut, Kreativität und Energie aufgeben!
Aus der Ferne betrachtet (RheinMain) waren die letzten Würzburger Wochen mal wieder typisch:
– Leichenteile im Baggersee
– mutmaßlich pädophiler Caritas-MA verschollen
– großer Streit und große Politik über weltbewegende Momente (s.o.)
Schöner Artikel, auch zwischen den Zeilen gut geschrieben.
starke bäume braucht das land….
sonst hängen wir alle noch anderswo rum 😀
Danke für den informativen Artikel. Neuerdings sind ja ein paar Häuser in der Trautenauer Straße mit Schildern zu dem Thema bepflastert.
Dieser neutrale Artikel gefällt mir aber deutlich besser als die Website der Bürgerinitiative 😉
Grüße,
Jonas
na und? da ist die mainpost nicht das erst mal in eine pressefalle getappt! sie ist ja auch oft das ungefilterte sprachrohr des verschönerungsvereins. traurig aber wahr!
Ich würde gern Abbitte leisten, da ich auf die Berichterstattung in der Mainpost hereingefallen bin (Heute ging es im Kommentar auch wieder darum). Ich habe sowohl die Sendung gesehen als den Bericht dazu in der Mainpost gelesen und war sauer und enttäuscht, daß „PLÖTZLICH“ dieser Brief aufgetaucht ist. Daß dieser Brief schon längere Zeit bzw. schon immer auf der Internetseite der BI zu finden war, ist zwar nur ein feiner, aber in Sachen Transparenz und Glaubwürdigkeit ein sehr entscheidender Unterschied.
Allerdings werde ich keine Abbitte leisten, weil mich so oder so beide Seiten sehr enttäuschen, jetzt kommen aber noch die lokalen Medien dazu (vom Wuerzblog abgesehen). Die MP hat diesem „Geheimdokument“ sogar einen eigenen „Standpunkt“ gewidmet (http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Standpunkt-Vertrauen-verloren;art735,5774385), wo war da die journalistische Sorgfalt?
Die Lehnsherrenart der Stadtverwaltung ist genau so schlimm wie die Art der Geldscheffler im Ökoaktivistenpelz.
Und auch den letzten Absatz kann man zumindest in Würzburg grundsätzlich unterschreiben!
P.S. Ich habe einen Augenblick über die Überschrift nachdenken müssen, aber nach dem Lesen des Artikels finde ich sie sehr originell und passend! 🙂