Das Ziel: Erfolglos und gefördert

Aha. Wieder was gelernt. Ist eine Veranstaltung, die von der Stadt Würzburg gefördert wird, zu erfolgreich, dann muss man die Fördergelder rückwirkend zurückzahlen.

So geschehen mit Christian Ritters Poetry-Slam, der für Highlander-Slam und Frankenslam im Mai und Juni 2010 in der Posthalle die Fördergelder wegen Erfolgs anscheindend zurückzahlen musste.

Komisches System. Das ist doch dann keine Förderung, sondern ein Darlehen, dass ab einem gewissen Umsatz zurückgezahlt werden muss. Eine Förderung sollte doch gerade den Erfolgsfall herbeiführen und -sehnen. Sonst sollten Veranstalter lieber ein bisschen weniger Werbung machen und gute Ideen entwickeln, nicht dass man am Ende noch die Förderung verliert.

17 Gedanken zu „Das Ziel: Erfolglos und gefördert“

  1. Der Slam findet monatlich statt. Da sind auch Monate bei, an denen ich sehr, sehr wenig verdiene oder draufzahle. Natürlich versuche ich doch, die größte und für mich teuerste Veranstaltung durch eine Förderung abzusichern.
    Mal ne naive Frage: Wieso kanst Du nicht den Überschuss des gut laufenden Slams als Finanzierung des schlecht laufenden nutzen, wie es wohl jeder Geschäftsmann machen würde, dem nicht von einem Dritten (Hier: Stadt Würzburg) das unternehmerische Risiko abgenomen bekäme? Ist für Dich keine Aufwandsentschädigung drin?
    Wo soll denn der Überschuss des gut laufenden Slams am Ende landen, wenns nach Dir ginge?

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    • Wenn es nach mir ginge, und es geht nach mir, dann landet der Überschuss bei … mir.
      Wo sonst? Ich bin selbständiger Veranstalter und Moderator.
      Es mag für manche eigenartig klingen, wenn man sich an der eigenen Arbeitsleistung finanziell bereichert, aber ich habe mich daran gewöhnt.

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  2. Natürlich ist die Rückforderung in den Förderungsrichtlinien vorgesehen:

    Ergibt der Verwendungsnachweis eine nachträgliche Reduzierung der ursprünglich veranschlagten Kosten, ist eine evtl. Mehrförderung an die Stadt zurückzuerstatten.

    Ich behaupte ja auch nicht, dass die Rückforderung unrechtmäßig ist. Ich frage mich nur, welchen Sinn diese Projektförderung überhaupt hat. Konkretes Beispiel: mein Slam. Ich darf einmal im Jahr einen Antrag auf Förderung stellen. Der Slam findet monatlich statt. Da sind auch Monate bei, an denen ich sehr, sehr wenig verdiene oder draufzahle. Natürlich versuche ich doch, die größte und für mich teuerste Veranstaltung durch eine Förderung abzusichern.
    Die Chancen, dass nun genau an dem Termin, der stärker beworben wird als die anderen und vom Programm her stärker ist, mehr Leute kommen, stehen leider gut. Wenn ich an diesem Termin plötzlich mehr verdiene als sonst, verliere ich den Anspruch auf Förderung. Wie es sonst läuft, ist egal. Um Sponsoren hatte ich mich nicht weiter gekümmert, da ich mir ja sicher war, das Geld der Stadt zu haben. Großer Fehler.

    Wie Ralf oben im Beitrag treffend schreibt, ich interpretiere das mal leicht um: Irgendwelche Projekte, die schieflaufen, ins Wasser fallen, keinen Zuspruch finden, bekommen also Förderung. Wenn keiner was dran verdient oder alle Minus machen, is gut. Bleibt aber mal was hängen, selten genug der Fall, darf man die Förderung gleich wieder zurückgeben. Das widerspricht meines Erachtens der Präambel der Förderungsrichtlinien:

    Die in Würzburg tätigen Künstlerinnen und Künstler, kulturellen Vereinigungen, Gruppen und Initiativen sind wesentliche Träger des kulturellen Lebens. Ziel dieser Richtlinien ist es, die Arbeit dieser Personen, Einrichtungen und Kulturträger zu sichern und in ihrer Leistungsfähigkeit, Qualität und Innovationsfreudigkeit zu stärken.

    Meine Innovationsfreudigkeit war bislang durchaus groß, mit dem Liedermacher Slam versuche ich grade, ein drittes Slamformat in Würzburg zu etablieren. Dabei hatte und habe ich keinerlei Unterstützung. Auch nicht von der Stelle, die behauptet, meine Arbeit sichern zu wollen. Das Gegenteil ist der Fall, wenn nur darauf geschaut wird, dass der Antragsteller am Ende mit nichts in der Tasche dasteht.

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  3. da wir beim thema sind und experten anwesend sind: wie sieht es denn mit einer förderung des würzblog von seiten der stadt würzbugr aus? hast du (ralf) dich schon mal darum bemüht? gibt es da reele chancen?

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  4. Ich habe den Eindruck wir diskutieren hier mit Vermutungen. Keiner von uns kennt den Förderbescheid. Egal wer einen Förderbescheid ausgibt, der schreibt immer dort rein, unter welchen Bedingungen gefördert wird. Auch eventuelle Rückzahlung ist normalerweise geregelt.

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  5. Auf der Poetry Slam-Homepage list es sich allerdings so, als ob die Rückzahlung für den Veranstalter überraschend kam. Vermutlich mal wieder ein Fördermodell, daß nicht auf kleinere Kulturprojekte passt, vom Kulturreferat angeboten und von der Verwaltung vollstreckt.

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  6. Das wird schon seine Richtigkeit haben (vermute eine Fehlbetragsförderung), aber ich gebe dir recht, daß so etwas bei der Förderung von kleinen Projekten wie dem Poetry Slam recht seltsam wirkt (die Fördersumme wird nicht sehr hoch gewesen sein, der Überschuss vermutlich aber auch nicht). Aber so sind nun mal die Förderrichtlinien.

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      • Seltsam wirkt vor allem das Statement des Poetry-Slam-Betreibers. Da hab ich doch wieder den Eindruck, dass derjenige keine Ahnung hat. Förderung ist eben auch dann Förderung, wenn sie zurückgezahlt werden muss. Dann zu sagen, man werde nun doch nicht mehr gefördert gibt ein gelinde gesagt komisches Bild ab. Ich habe den Eindruck, hier wurschteln alle nur so vor sich hin: Der eine wundert sich, wenn Förderung zurückverlangt wird, der andere, dass er Bauauflagen erfüllen muss. Aber immer schön alles auf die Stadt abwälzen.

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        • Eine vorübergehende Leihgabe eines Teils der beantragten Summe sehe ich nicht als Förderung an. Vielleicht hab ich wirklich keine Ahnung, möglich, aber gebracht hat es mir nun nichts, oder? Und die Stadt steht wohltuend da, wurde dankend auf den Veranstaltungen und auf den Plakaten erwähnt und hat im Endeffekt nichts beigetragen.

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          • gebracht hat es mir nun nichts, oder?
            Wenn Du
            1. Die Übernahme des unternehmerischen Risikos durch die Stadt und
            2. die Bereitstellung von Investitionskosten
            nicht als „etwas bringen“ ansiehst, schlage ich Dir vor, Du machst das mal auf eigene Rechnung. Kannst ja mal die Truppe vom Schützenhof fragen, wie sich sowas anfühlt.

  7. Was war es denn für eine Förderung?
    Fehlbetragsförderung oder Festbetragsförderung?

    Wer hat gefördert? Abwicklung über Zentrum Bayern?
    Viele offene Fragen, ehe man sich über eine eventuelle Zurückzahlung mokiert.
    Bin gerne bereit meine Erfahrungen weiter zu geben.
    Viele Grüße
    sendet
    Herbert

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      • So schwarz würde ich es nicht sehen. Wir wickeln gerade das 3. Projekt ab, bei dem wir förderung erhalten haben. Schon bei der Vorklärung zum Förderantrag wird klar, was passiert wenn. Und dann kann man sicher immer noch entscheiden: Stelle ich Antrag oder nicht.

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  8. Pingback: wuerzblog

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