Gedrucktes ist tot? Offenbar nicht!

Moggadoddes BuchSchon faszinierend: Da saßen gestern beim Stammtisch im Gehrings 14 gestandene Web 2.0-Freaks, die es zusammen auf über 20 Twitteraccounts und 10 Blogs bringen, mit Facebook, Google+ und Diaspora verheiratet sind und zig Gigabyte an Texten und Bildern im Internet veröffentlicht haben. Doch hatten selbst die eBook-Fanboys fast Pipi in den Augen, als Moggadoddes gesammelten  Blog- und Twitterbeiträgen in Form eines 254-seitigen Buchs auf dem Tisch lagen. Das Blook Zeichen der Weisheit — 140 oder mehr war das Geburtstagsgeschenk des Stammtisch-Verlags an Moggadodde.

Etwas in gedruckter Form in der Hand zu halten, ist nach wie vor etwas Besonderes. Nicht nur, weil es Geld kostete so ein Buch zu drucken und man sich damit noch mal viel genauer überlegt, was als Inhalt reingepackt wird. Die Texte verlieren ihre „digitale Beliebigkeit“, sie sind von der virtuellen in die wirkliche Welt gewandert. Das Buch kann ich anfassen, und darin in einer Weise blättern, wie es kein iPad oder Kindle simulieren kann.

Ich glaube auch, dass diese Faszination nicht nur damit zusammenhängt, mit welchen Medien man aufgewachsen ist. In meiner Kindheit hatte ich noch keinen Computer, das Internet hielt in Deutschland Einzug, als ich schon erwachsen war. Ich bin also vorwiegend mit gedruckten Texten — Bücher, Zeitungen, Zeitschriften — aufgewachsen (Fernsehen hab ich nie sooo viel geschaut). Aber beim Blogger- und Twitterstammtisch waren ja auch deutlich Jüngere anwesend — die der selben Faszination verfallen sind.

Wohlgemerkt — wenn man Scheiße in Buchform presst, wird das kein gutes Buch werden, sondern nur streng riechen. Aber gute Texte in guter Form, das hat schon was.
Und im Fall von Zeichen der Weisheit hat ein mehrköpfiges Redaktionsteam einige Wochen lang Moggadoddes Blog- und Twitterbeiträge  gesichtet (sehr, sehr, sehr viele) und ausgewählt, korrekturgelesen und in Form gebracht. Ein Blog eins zu eins in Buchform gießen wird wohl selten gut gehen.

Inhalte werden sich meiner Meinung nach in Zukunft noch viel mehr ins Netz verlagern, was auch durchaus positiv zu sehen ist — was soll ich als Blogger auch anderes sagen? 😉 Im Netz kann auch viel mehr Leute erreichen und hat ganz andere Möglichkeiten.  Aber wenn man Texte so richtig veredeln und wertig machen will, dann klappt das nach wie vor besser mit einem Buch. Und Moggadoddes Texte waren einfach überfällig, dass man sie in Buchform präsentiert. Jetzt müssen wir sie nur noch zu einer öffentlichen Autorenlesung herumkriegen … 🙂

Übrigens: Die 1. Auflage ist schon vergriffen. Aber wenn es genug Interessenten gibt … wer weiß? 🙂

Update: Hazamel ist auch noch ganz gerührt.

Update 2: Emily hat das Buch bei Papiergeflüster auch schon rezensiert.

Update 3: Und die Autorin selbst kriegt sich nicht mehr ein. 🙂

Update 4: Leseratte und Schatzmeister des Buchs Rööö meldet sich auch zu Wort.

Moggadoddes Buch

8 Gedanken zu „Gedrucktes ist tot? Offenbar nicht!“

  1. Ja, Bücher haben schon etwas für sich. Die Inhalte verschwinden auch nicht irgendwann, sondern man kann es immer wieder zur Hand nehmen und darin blättern.

    Habt ihr auch die Kommentare mit abdrucken lassen? Gerade diese sind ja das besondere an Blogs – dass der Blogger mit seinen Lesern in Kommunikation treten kann. „Nur ein Buch riecht, wie ein Buch rie­chen kann“ – wie war.

    Bin Kindle-Besitzer, allerdings schwöre ich immer noch auf die guten alten Bücher aus Papier. Das Kindle kommt eigentlich nur im Urlaub in Einsatz oder wenn ich „schnell“ ein Buch brauche – und es einfach im Store runterladen kann.

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  2. Ihr machtet mir das beste und obergroßartigstmögliche Geschenk überhaupt. Mit allem hätte ich gerechnet, sogar mit einem gebräunten Stripper, der aus der Schaumstofftorte hechtet. Verrückt genug seid Ihr ja, aber dass Ihr so verrückt seid, eine im wahrsten Sinn dem Schnaps (resp. Cuba) entsprungene Idee bis zum gedruckten Ende durchzuziehen, ist völlig verrückt. Und ich bin jetzt noch ganz gerührt, von Euren Ansprachen, Einfällen, Verrücktheiten, Liebenswürdigkeiten, Albernheiten gestern, von den Anstrengungen, Eure unglaublich aufwändigen Vorbereitungen vor mir zu verheimlichen, ganz zu schweigen … Es hat irren Spaß gemacht!

    Die Mitbewohner haben inzwischen auch schon mal reingespitzt. Zumindest der MamS war verwundert, wie gut er weggekommen ist, obwohl ich oft dachte, ich packte ihn im Blog zu hart an. Da hat Euer Filter gute Arbeit geleistet!

    Es war witzig zu sehen, dass hier daheim tatsächlich alle noch vor Lesen der ersten Zeile ihre Nasen zwischen die Seiten steckten, um das Bucharoma zu erschnuppern. Nur ein Buch riecht, wie ein Buch riechen kann. So nützlich sie auch sind: Solange es keine aromatisierten eReader gibt, wird das Gedruckte nicht aussterben.

    @Michael: Ich hab noch eines übrig. Bist Du am nächsten Mittwoch in der Halle?

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