Heute morgen wollte ich nach dem traditionellen Kaffeetrinken im D.O.C. wieder nach Hause fahren — Homeoffice. Ich stelle mich an die Haltestelle am Rathaus, schaue zu, wie bei der Straßenbahn zum Heuchelhof das übliche Chaos entsteht, weil die Leute vor die Türen der Straba stellen und die Fahrgäste nicht aussteigen lassen, und warte weiter auf die Straßenbahn in die Sanderau. Und warte. Und schaue auf die Anzeige — noch drei Minuten. Vier Minuten später stehe ich immer noch da. Ich schaue auf die Anzeige — noch drei Minuten. Fünf Minuten später — ich habe schon alle Ingress-Portale in der näheren Umgebung gehackt — schau ich wieder auf die Anzeige und was steht da? Genau! Es werden immer noch drei Minuten angezeigt, doch seit mehr als 10 Minuten kam schon keine Straßenbahn mehr vorbei.
Nun kam ich in ein Dilemma. Ich musste ja heim und arbeiten. Soll ich noch warten, bis irgendwann doch mal eine Straßenbahn kommt? Oder soll ich loslaufen und das Risiko in Kauf nehmen, dass genau dann die Straßenbahn auftauchen wird? Erst mal weiter dumm herumstehen, bis ich mich für Plan A oder Plan B entschieden habe.
Ich habe mich dann für Plan C entschieden, nämlich mal bei der WVV anzurufen. Ja, sie sei auch für die Straßenbahn zuständig, sagte die Frau an der WVV-Hotline, aber sie weiß von nichts. Und prompt kam auch schon die Straßenbahn in die Sanderau am Rathaus an, mit etwa einer halben Stunde Verspätung.
Nun ist ja der gemeine Würzburger nicht für seine Möglichkeit berühmt, Dinge objektiv zu bewerten. Und der gemeine Fahrgast auch nicht. Zustände wie vor dem Krieg seien das! Die Bahn und die WVV seien unfähig Fahrpläne einzuhalten! Die Strabafahrer schlafen aber auch immer!
Auf die Idee, dass die WVV völlig unschuldig an der Verspätung sein könnte, kam man in meiner Hörweite in der Straßenbahn gar nicht. Obwohl ja auch einfach mal die Schiene in der Kaiserstraße durch einen dicken Mercedes blockiert sein könnte, der sich eine Latte Macchiato eben nicht zu mitnehmen holt, alles schon erlebt. Oder dass ein Unfall passiert sein kann, an der mal nicht der Straßenbahnfahrer schuld ist — auch schon passiert.
Und in diesem Fall blieb ein Bus an einem Container in der Kaiserstraße hängen und hat ihn auf die Geleise geschoben. Da ging halt nichts, bis er wieder auf Seite geräumt war. Kann die WVV jetzt auch nichts dafür.
Aber eines kann man der WVV schon anlasten: Die mangelnde Information. Da hat sie sich schon für viel Geld diese Anzeigetafeln gekauft, deren praktischer Nutzen sich manchmal, was die Abfahrtzeiten angeht, in Grenzen hält. Aber für solche Fälle, wenn es zu massiven Verspätungen kommt, wäre es doch eine feine und sinnvolle Sache, das über die Anzeigetafeln auch zu kommunizieren. Dann können sich die Leute auch darauf einrichten oder alternative Fortbewegungsmittel nutzen — die Füße zum Beispiel.
Ein Bus? In der Kaiserstraße? Na, wenn das nicht einer der Ersatzbuse für die Straba in die Zellerau war! Soviel zur Unschuldsvermutung für die Straba? 🙂
Da mag man gar nicht drüber nachdenken …! 😉
Schön wäre es ja auch, wenn die WVV mal die Daten, die auf den Anzeigetafeln so schön angezeigt werden, veröffentlichen würde. Dann könnten Software-Entwickler eine schöne App mit den aktuellen Informationen entwickeln. Ich bin mir sicher, dass sich da jemand finden würde, nur wird es einem im Moment nicht gerade leicht gemacht. Und das eine App praktischer (und billiger) wäre als jede 10. Haltestelle mit einer Anzeigetafel auszustatten muss ich ja vermutlich gar nicht erwähnen…
Sebbo, da kann ich dir nur zustimmen. Eine offene API mit den Fahrplänen, die Strabadaten noch in Echtzeit … was man damit alles machen könnte. *seufz*
Was vielleicht auch noch zu bedenken wäre und nichts, rein garnichts mit Strassenbahn und fehlender Info zu tun hat und vielleicht zudem auch ungern gehört wird: In unserer Zeit heutzutage wird mit Minuten oder gar Sekunden gerechnet, sodaß allzuleicht schmerzlich Sand ins Getriebe des feingestrickten Zeitplans (oder -etats) kommt.
Aus meiner Erfahrung liegt der meiste Brass wirklich daran, dass man nicht informiert. Siehe auch Ferienfahrplan oder Faschingszüge, die auf der WVV nur unter massiver zuhilfenahme von Suchmaschinen zu finden waren.
Dumm ist auch, dass eben nicht an jeder Haltestelle die Infotafeln sind. Ich hatte das letztes Jahr auch schon, dass ich in der Berner Straße stand und einfach nichts kam. Keine Straßenbahn und auch kein Ersatzbus. Und eben auch keine Info… Nach ner halben Stunde bin ich dann zu Fuß los und am Fuß des Heuchelhofbergs kam dann auch schon der erste Bus. Zwei Haltestellen weiter wusste ich dann auch dass ein Unfall war… Da harpert es ein bisschen arg mit der Kommunikation.