Radiohören und der Déjà-vu-Faktor

Radiostatistiken2Ich höre nicht mehr viel Radio — also die kommerziellen Radiosender. Ein Grund dafür ist, dass ich oft das Gefühl habe, die spielen ständig die gleichen Lieder.

Wohlgemerkt: Ich habe das Gefühl von Déjà-vu — ob mir mein Empfinden keinen Streich spielt, weiß ich nicht genau.

Um mir da mal Klarheit zu verschaffen, habe ich angefangen, die Playlists der regionalen Sender auszuwerten.

Ich sammle also automatisiert, welche Lieder bei Radio Gong und Charivari (über die Playlist auf den jeweiligen Webseiten), aber auch bei den Webradios (über die laut.fm-API) in Würzburg gespielt wurden. Und diese Daten werte ich dann aus.

In der ersten Phase habe ich ausgezählt, wie viele Lieder von wie vielen Künstlern am jeweils gestrigen Tag überhaupt gespielt wurden . Daraus errechne ich dann, wie hoch der Prozentsatz an „Abwechslung“ an diesem Tag war. Wenn 100 Lieder von 100 verschiedenen Künstlern gespielt wurden, dann ist das zum 100% Abwechslung. 100 Lieder von einem einzigen Künstler sind eine Abwechslungsrate von 1%. Mehr ist also besser.

Und soweit kann man das auch schon anschauen:

radiostat.wuerzblog.de

Die Programmierung habe ich etwas hingeschludert, da muss ich nachmal etwas nacharbeiten. Denn geplant habe ich noch ein paar Funktionen.

  • Die einzelnen Lieder in die Statistik mit einrechnen. Spielt Charivari von Rod Steward fünfmal am Tag das selbe Lied oder fünf verschiedene Lieder?
  • Über längere Zeiträume analysieren — pro Woche, Monat oder Jahr. Dann ist der Abwechslungsfaktor auch aussagekräftiger.
  • Eine ordentliche API für die Rohdaten und Statistiken anbieten — vielleicht hat ja auch jemand außer mir Lust mit den Daten zu arbeiten und was zu programmieren. Wer das jetzt schon machen will: unter http://radiostat.wuerzblog.de/data/ sind die schon überarbeiteten JSON-Dateien der einzelnen Tage zu finden.
    Datei-Schema: stat-dd.mm.jjjj.json (dd=zweistelliger Tag mit evtl führender Null, mm=Monat, jjjj=Jahr)
  • Fehlerquellen reduzieren: Jingles besser erkennen (und nicht einbeziehen), verschiedene Schreibweisen/Schreibfehler von Künstlern und Liedtiteln erkennen
  • Design, Layout und UI verbessern

Ich werde an der Radiostatistik weiterarbeiten, das kann sich aber ein bisschen ziehen — Zeit ist Mangelware. Und nicht vergessen: Noch ist die Statistik in der Testphase. Da können noch immer mal komische oder falsche Ergebnisse rauskommen, oder sie kann auch mal gar nicht funktionieren.

Anmerkung 1: Wer sich fragt, warum der Abwechslungs-Wert des Radio Würzblog nicht so übermäßig gut ist, der muss bedenken, dass dieses Webradio relativ strengen Regeln unterliegt. Da wird nur Musik von Künstlern gespielt, die aus Würzburg bzw. Unterfranken kommen oder schon mal in Würzburg gespielt haben. Das schränkt die mögliche Auswahl an Musikstücken schon mal deutlich ein. Und dann muss ich diese Musik noch besitzen oder sie muss im Soundpool von laut.fm sein — was gerade in der regionalen und/oder alternativen Musikszene meist nicht der Fall ist.
Wer den Wert nach oben treiben will, der muss mir einfach Musik überlassen, die in das Schema passen! 🙂

Anmerkung 2: Datenjournalist Lorenz Matzat merkte an, ob nicht „Vielfalt“ ein besserer Begriff wäre als „Abwechslung“.

Habe kurz darüber nachgedacht , ihm Recht gegeben und den Begriff in den Statistiken geändert. Danke Lorenz. 🙂

6 Gedanken zu „Radiohören und der Déjà-vu-Faktor“

  1. Interessant waere auch die Abwechslung/Woche..
    Zwar kann ein Sender 100% unterschiediche Lieder am Tag spielen, aber wenn jeden Tag die gleiche Playlist abgespielt wird, kann es auf Dauer zu jener Auslutschung kommen
    🙂

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  2. Radio höre ich eigentlich nur auf Arbeit, da es – zumindest sollte es so sein – ein breiteres Spektrum bietet, als der Musikgeschmack eines Einzelnen, im Bezug auf Kollegen / -innen.

    Leider kann man das, was heutzutage im Radio läuft, nicht mehr genießen, da es teilweise so ausgelutscht und totgespielt wird, dass man sich nicht wundern braucht, wenn Leute nach Alternativen suchen.

    Die spielen sich auf einige wenige Stücke ein, die zur Zeit eben „trendy“ sind und lassen laufen. Leider empfinde ich das eben nicht als Déjà Vu, sondern bin mir dem gewiss -.-

    Selbst die Nachrichten sind meines Erachtens „für die Füße“, aber sowas interessiert die Zielgruppe ja auch nicht… 😉

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  3. Interessant! Ich höre oft Radio und frage mich manchmal schon warum eigentlich. 😉
    Was mich erstaunt ist, daß Charivari deutlich abwechslungsreicher ist als Radio Gong. Ich hätte gedacht, das sie ähnlicher sind. Also mehr Charivari hören … 😉

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