Zehn Jahre Würzblog

So schnell vergehen zehn Jahre!

Nein, im Ernst, es kommt mir wie eine mittlere Ewigkeit vor, dass ich den ersten Artikel im Würzblog geschrieben habe. Damals konnte ich nicht im Geringsten absehen, was daraus entstehen wird — und wie sich dadurch mein Leben ändern wird.

Ich will gar nicht groß beschreiben, was seit Beginn hier im Blog alles passiert ist — es gibt über 2300 Gelegenheiten, das im Würzblog nachzulesen.

Für mich ist in dieser Zeit viel passiert. Ich durfte unglaublich viele Leute in Würzburg — und ganz woanders — kennenlernen. Manche davon grüßt man nach wie vor auf der Straße, manche sind gute Bekannte geworden und einige sogar sehr gute Freunde.

Es ist ein wenig müßig zu spekulieren, was passiert wäre, wenn ich nicht mit dem Würzblog angefangen hätte. Ziemlich sicher wären Schwesterprojekte wie die Würzmischung, das Radio Würzblog oder das WürzburgWiki nie entstanden. Würde es einen Bloggerstammtisch und die Bloggertreffen in Würzburg geben? Ich weiß es nicht. Aber ich bin froh und dankbar, dass alles so gekommen ist, wie es kam.

Natürlich kann man sich lustige Kausalketten herbeispinnen: Ohne das Würzblog hätte vielleicht niemand ein erstes Bloggertreffen in Würzburg veranstaltet. Dann wäre vielleicht auch nie der Bloggerstammtisch daraus einstanden. Dann hätten sich Tandzi und Nils vielleicht nie kennengelernt und Würzburg hätte eine neue Einwohnerin in Form des Krümels weniger. Darf man gar nicht drüber nachdenken! 😉

Selbst beruflich hat sich durch das Bloggen viel bei mir geändert. Ich merkte über die Zeit, wie mir die Schreiberei Spaß macht und wie überraschend groß die Rückmeldungen auf meine Artikel sind — besonders in der Zeit „vor Facebook“. Darum habe ich mich vor gut vier Jahren entschlossen, den Webdesigner-Job an den Nagel zu hängen und Journalist zu werden. Vier Jahre habe ich in der Online-Redaktion der Main-Post gearbeitet und seit diesem Jahr — im hohen Alter — mache ich ein Volontariat, aktuell in der Lokalredaktion in Kitzingen.

Aber das Blogger habe ich auch in der Zeit bei der Main-Post nicht aufgegeben — nur wurden die Umstände schwieriger. Die Zeit dafür ist einfach weniger geworden und nach acht oder mehr Stunden Schreiben oder redaktioneller Arbeit hatte ich abends manchmal keine Lust oder Kraft mehr, für das Würzblog auch noch zu schreiben. Es gab Zeiten, da war ich einfach müde und frustriert, dass ich die Erwartungen an das Blog nicht erfüllen konnte, ich musste mir oft genug selbst klar machen, dass es mir Spaß machen muss — sonst hat das in der Form keine Sinn.

Im Grunde hätte ich nach ein oder zwei Jahren aus dem Würzblog einen Vollzeitjob machen können, das hat sich bis heute kaum geändert. Ich bekommen unheimlich viele Anfragen per Mail oder über die sozialen Medien, dass ich über dieses Thema schreiben oder jede Veranstaltung ankündigen soll. An Arbeit würde es nicht mangeln, aber ich wüsste nicht, wie ich davon leben sollte — zumal Selbstvermarktung nicht gerade meine große Stärke ist! 😉

Das Bloggen halte ich nach wie vor für die Königsdisziplin unter den sozialen Medien. Bloggen ist oft etwas sehr individuelles. Es ist nicht so sehr so ein Einheitsbreit wie bei Facebook und nicht so größenbeschränkt wie bei Twitter — ein Blog kann ein deutliche kreativerer Raum sein als jedes andere Medium. Man hat Freiräume, man kann ausprobieren und neugierig sein — und das sind Dinge, die mir einfach wichtig sind und dich ich mir für das Leben in Würzburg immer gewünscht habe.
Und vor allem ist ein Blog etwas eigenes, oder zumindest kann es das relativ leicht sein. Mein Blog ist auf einem vom mit angemieteten Server. Wenn der Provider dicht macht, ziehe ich mit den Daten einfach um. Bei Facebook & Co wäre einfach alles weg.

Es gibt noch tausend andere Gründe, die für mich für das Bloggen sprechen, aber einer ist der Hauptgrund: Das Würzblog ist ein Teil vor mir geworden (auch wenn ich es ja nicht ganz alleine mache — Rööö ist da auch noch ein wenig im Boot! Danke für deine Unterstützung über all die Jahre! 🙂 ), und auch wenn es mich hin und wieder genervt hat, mit „Hallo Würzblog“ begrüßt zu werden — ich heiße Ralf –, so kann ich es verstehen.

Gefreut hat es mich schon, die vielen Blogs, die es alleine in Würzburg gibt, zu verfolgen. Etliche davon gibt es nicht mehr, aber es entstehen immer noch neue — die Blogs sind nicht tot zu kriegen! 🙂

So hoffe ich, dass es das Würzblog in weiteren zehn Jahren immer noch geben wird. Und ich danke euch wirklich von Herzen, dass ihr es lest und hier auch mit diskutiert — oder zumindest euren Senf abgebt! 🙂 MIT EUCH macht das Bloggen deutlich mehr Spaß! 😀

Heute Abend wird im Gehrings in der Neubaustraße ab 18 Uhr bis spät nachts auf den 10. Geblogstag angestoßen — jeder zahlt selbst, ich bin ein armer Volontär! 😉 –, alle Blogger und Würzblog-Leser sind herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und mitzufeiern! Einen kleinen Film gibt es auch zu sehen (wenn technisch alles hinhaut) und dazu eine Spendenaktion für den Verein „Hand in Hand gegen Tay-Sachs und Sandhoff“, dessen Mitglied ich auch bin.

15 Gedanken zu „Zehn Jahre Würzblog“

  1. @Ralf: Auch von mir einen respektvollen Gruß an dich als Pionier der Sozialen Medien in Würzburg. V. a. das WürzburgWiki finde ich ganz hervorragend und sehr praktisch, ich nutze es gern.

    Im Würzblog selber allerdings (das ich allerdings erst die letzten Jahre verfolge) finde ich leider nur selten irgendwelchen substantiellen Content oder gut begründete Meinungsäußerungen zu lokalen Themen – manchmal wirkt es geradezu wie ein gut gestalteter und technisch gut ausgestatteter publizistischer Platzhalter.

    Aber das weißt du ja alles und sprichst es in deinem Artikel auch an: Bloggen lässt sich nicht monetarisieren, Journalismus schon. Und – und das sprichst du nicht an – je involvierter man in die 4. Gewalt (Presse) ist, desto rapider schwinden die Freiheitsgrade, die man als Akteur der 5. Gewalt (Soziale Medien) eben noch hatte.

    HIer sehe ich ein massives Dilemma der Blogosphäre als Ganzes: Als 5. Gewalt kann sie nur wirken, wenn sie (ökonomisch, technologisch und weltanschaulich) unabhängig von der 4. Gewalt bleibt. Um in der Region zu bleiben: Ein Blog der Main Post gehört zwar technisch der Blogosphäre an, ist aber weder ökonomisch noch weltanschaulich unabhängig.

    Verstehe dies bitte nicht als Kritik an deiner Person – wir müssen ja alle von irgendwas leben – aber es schien mir notwendig zu sein, bei all den (völlig verdienten!) Jubeladressen hier auch mal diese Seite der Angelegenheit zur Sprache zu bringen.

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    • Nö, verstehe ich nicht als Kritik an meiner Person. 🙂

      Aber ich sehe auch keine Beschränkung meiner Tätigkeit als Blogger durch meine Tätigkeit als Journalist — außer durch den Zeitfaktor. Das Würzblog und die anderen Aktivitäten im Netz waren nie Thema bei der Main-Post, in dem Sinne, dass ich im Blog etwas nicht schreiben dürfte. Ich glaube sogar, dass die meisten Kollegen das Blog überhaupt nicht kennen! 😉

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  2. Lieber Ralf,
    auch hier noch herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Ohne dich gäbe es meinen persönlichen Blog auch nicht.
    Die Huldigung efolgte an anderer Stelle, hoffentlich nicht zu albern. Oder sollte da etwas abgefärbt haben?

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  3. Hey Ralf!
    Herzlichen Glückwunsch zum 10. Jubiläum des Würzblog! Das Immerhin war immer froh um ein paar Zeilen bei dir, ich selbst hab meinen Blog recht schnell wieder aufgegeben, verfolge das hier und bei Facebook aber weiter mit regem Interesse. Kann heute leider nicht kommen, trink irgendwas in großen Mengen für mich mit, haha. Keep on rollin!

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  4. Mein lieber Ralf, ohne Dich gäbe es vielleicht meinen eigenen Blog noch immer, der nur einen knappen Monat gestartet ist, ohne Dich und die von Dir initiierten Bloggertreffen wäre mir vielleicht irgendwann die Lust daran vergangen, zumal Bloggen seit Facebook eh so altmodisch ist. Danke Dir, dass ich durch Deine Bloggerei nicht nur einen tollen Freund mehr habe, sondern auch viele weitere tolle Menschen kennen lernen durfte. Keinen davon möchte ich missen und ich hoffe, dass ich schon bald auch mittwochs wieder zum Bloggerstammtisch kommen kann, wenn mich denn der bayerische Staat auch endlich dort haben möchte, wo ich will. Danke für acht Jahre Podcasten, ich trinke heute Abend ein Bierchen auf Deine Online-Projekte, die ihren Ursprung alle beim Würzblog haben. Mein liebster Nerd, schön, dass du dieser Nerd bist, schön, dass Du mein Freund bist.
    Das war ja jetzt beinahe schon sentimental.

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  5. :-*, mein König! Das hast du schön formuliert. Ohne Dich wär das alles nicht passiert! Wir hoffen sehr, dass Deine jüngste Untertanin nachher in Partystimmung ist. Wir schauen auf jeden Fall vorbei.

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  6. Lieber Ralf,

    von Hubi und mir (Deinen beiden Fußball-Dampfplauderern aus der Würzmischung) alles Gute und die allerbesten Wünsche zum 10. Würzblog-Geburtstag. Es ist uns immer eine riesengroße Freude, Deinen Würzblog und natürlich auch alle Schwesterprojekte aufmerksam zu verfolgen.

    Du hast bestimmt nicht anders von uns erwartet, aber Hubi und ich kommen heute natürlich nicht zur Würzblog-Geburtstagsfeier in Gehrings, denn heute ist ja das Champions League-Finale.

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  7. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum 10. Gebloggstag!
    Du bist ja zu einem nicht unwichtigen Teil mit dafür verantwortlich, dass es Papiergeflüster gibt. Danke auch dafür. Im Herbst werden es sieben Jahre, dass ich mich zu meinem ersten Bloggertreffen traute, weil Du so nett geantwortet hattest. 🙂 Schade, dass ich heute nicht mitfeiern kann, wünsche euch viel Spaß!
    Liebe Grüße
    Simone alias Emily 😉

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  8. Glückwunsch zu dem wohl sehr kleinen und illustrem Kreis von aktiven Blogs in Deutschland, die älter als zehn Jahre sind!!! 😀

    Und um ein klein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern:
    Ich durfte Ralf erst vor ein paar Jahren auf der Republika in Berlin persönlich kennenlernen. Aber schon ein paar Jahre zuvor war das Würzblog – ohne dass er davon wusste – Teil einer großen interdisziplinären – nicht öffentlichen – Studie über Blogs, an der ich im Rahmen meiner Abschlussarbeit beteiligt war. Die Studie ist unter Verschluss (so funktioniert das in der freien Wirtschaft) , aber soviel darf ich wohl sagen: Das Würzblog ist in vielen Bereiche positiv aus dem Rahmen gefallen. Es hatte mit den größten Vertrauensindex und seine Werte bei der Meinungsbildung (kulturell, politisch, wirtschaftlich, etc) waren ungewöhnlich hoch – gerade wenn man miteinrechnet, dass das WÜrzblog nur nebenbei betrieben wurde.

    Bis auf eine Befragung per E-Mail wurde die Studie vor allem empirisch gestützt. Und so fand ich es spannend, Ralf damals in Berlin zu begegnen. Ein ungeheuer sympathischer, zurückhaltender Kerl. Zurückhaltender, als er sein müsste. (Ich weiß, du hört das gar nicht gern). Aber vielleicht ist diese Zurückhaltung das Geheimnis des Erfolg des Würzblogs. Unzählige Links auf andere Blogs und Webseiten sind dort gesetzt – leider ein nicht sehr verbreitetes Phänomen. Unzählige Veranstaltungen und Wirtschaftsunternehmen wurde beworben – fast alle ohne Beauftragung oder Gegenleistung.

    Das Würzblog ist der König des Long Tail. Die kleinen Themen sind es vor allem ,die Nischenthemen, die (erstmal) nicht in den kommerziellen Medien auftauchen. Das aber, ohne den „Mainstream“ aus den Augen zu verlieren oder zu verteufeln (was oft dann gerne gemacht wird). Eine unverkrampfte, inhaltliche Offenheit, wie ich sie nur selten erlebt (oder erforscht) habe.

    Wie ich Ralf kennenlernen durfte, beißt er beim Lesen meines Kommentars in die Tischkante – aber zum Jubiläum muss er Lobhudelei ertragen, auch wenn sie ehrlich gemeint und teilweise sogar messbar ist! 😉

    Feiere schön, ich hoffe es kommen viele bekannte und unbekannte Blogger und Leser zum Anstoßen! Ich bin leider nicht in Würzburg, hoffe aber, wir sehen uns mal wieder in Berlin!

    Grüße in meine alte Heimat,
    Geschenk ist unterwegs oder schon angekommen,
    DaniWürg

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  9. Herzlichen Glückwunsch lieber Ralf!

    Es ist immer wieder ein Vergnügen, etwas von Dir zu lesen. Und ich bin als gebürtiger Würzburger geradezu stolz darauf, dass wir es hier schaffen, selbst aus der tiefsten unterfränkischen Provinz Zugereiste zu wertvollen Mitgliedern der sozialen Gemeinschaft zu machen 🙂

    Mach weiter so!

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  10. Lieber Würzblog,
    sehr geehrter Herr Thees,
    zum zehnjährigen Bestehen des Würzblogs gratuliere ich recht herzlich.
    Leider kann ich heute nicht zur Geburtstagsfeier kommen.
    Beste Grüße
    Markus
    🙂

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