Fast etwas bedröppelt saßen die fünf Mitglieder der Filminitiative bei der Pressekonferenz an ihren Tischen und mit viel „leider“ und „es tut uns leid“ fühlte es sich an, als beichteten sie förmlich diese unschöne Dinge für das 46. Filmwochenende Würzburg, das kommende Woche, 30. Januar bis 2. Februar, über die Filmbühnen geht. Nämlich:
- Das Filmwochenende muss sich räumlich verkleinern, die drei Säle des Central-Kinos werden bespielt, dazu noch das Siebold-Museum. Das Vogel-Convention-Center als großer Saal fällt in diesem Jahr weg, der Z87-Keller auch. Diesmal ist also das gesamte Festival auf dem Bürgerbräu-Gelände, auf dem VCC-Parkplatz darf aber offiziell geparkt werden.
- Mit 32 Spielfilmen, neun Dokumentarfilme und noch einigen Sondervorstellungen (Kurzfilme, Kammerflimmern, etc) etwas weniger Programm als im Vorjahr, trotzdem 86 Vorstellungen insgesamt.
- Es wird keine Schulvorstellungen geben.
- Es wird keine Filmparty geben!
Wenn wenige Engagierte noch weniger werden
80 Ehrenamtliche arbeiten für das Filmwochenende, die meisten allerdings nur an den Tagen des Filmwochenendes. „Wie es bei Ehrenamtlichen so ist, arbeiten viele nebenbei. Im Moment fallen eher welche weg. Wir hatten allein vier schwere Krankheitsfälle im Orga-Team“, erklärte Vorstandsmitglied Viviane Bogumil. Man habe dann zwar noch Mitarbeiter gefunden, die manche Aufgaben übernommen haben, „aber es ist klar, damit kann man nicht alles auffangen“, sagte sie etwas zerknirscht. Das Festival musste also leider abspecken und sie glauben,das es im nächsten Jahr wieder in voller Stärke stattfindet.
Keine Filmparty und gerade noch die Selbstgedrehten
Es mangle überall an engagierten Ehrenamtlichen, sagte Bogumil auf der Pressekonferenz und gab noch eine tragikomische Anekdote dazu zum Besten: Eigentlich sollte zusammen mit Ralf Duggen im Rahmen des Filmwochenendes eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ehrenamtliche und wie wir sie halten können“ stattfinden. Die Idee wurde aber wieder fallen gelassen, nachdem sich zu wenig Leute für die Organisation der Veranstaltung gefunden haben. Das Cairo musste die Durchführung der Filmparty aus Personalmangel absagen und beinahe hätte die Jugendfilmvorstellung „Die Selbstgedrehten“ in Zusammenarbeit mit dem Bezirksjugendring das gleiche Schicksal ereilt, bis dann noch noch jemand die Organisation übernahm.
Filmini legt die Latte für das Festival selbst hoch
Mir war es dann doch ein bisschen zu viel des Bedauerns und fragte doch mal, ob sich die Filminitiative in einem Rechtfertigungsdruck fühle? „Ja, schon ein wenig“, gab Vorstandsmitglied Thomas Schulz zu, „wir haben die Messlatte selbst so hochgelegt und sind natürlich nicht nicht zufrieden, wie es nun gekommen ist.“
„Wir sind mit dem Filmwochenende in den vergangenen Jahren stetig expandiert“, sagt Schulz, und werde auch von außen an den Zahlen gemessen, und die seien in diesem Jahr eben nicht so hoch wie zuvor. Die Filminitiative habe den Anspruch an sich selbst, das bestmögliche Festival zu veranstalten. Die Einnahmen werden sicher im Vergleich zum Vorjahr sinken, da weniger Karten zum Verkauf stehen. Andererseits würde die Reduzierung auf vier Säle auch wieder Kosten einsparen.
Kopfwaschung: Persönliche Worte an die Film-Initiative
Nun muss ich euch mal an dieser Stelle was sagen, liebe Film-Ini. Ihr habt in jeden Jahr versucht, das bestmögliche Filmfest auf die Beine zu stellen. In diesem Jahr macht ihr das im Rahmen eurer Möglichkeiten, aber das habt ihr die Jahrzehnte zuvor auch gemacht. Vergesst selbst nicht: ihr seid ein Haufen von Leuten, die in ihrer Freizeit ein Filmwochenende über lange Zeit planen, vorbereiten und dann in ein paar Tagen durchführen. Niemand, kein einziger Besucher, hat einen Anspruch auf ein stetig wachsendes Filmfest. Es gibt also keinen Anlass, große Entschuldigungsreden zu schwingen. Es ist so, wie es nun mal ist und ihr habt das beste daraus gemacht.
Klar, ich ahne schon, dass ich in diesem Jahr unzufriedene Gesichter sehe und diese jammern hören, dass es wohl eine Frechheit sei, so wenig Plätze und damit Karten für ihre Lieblingsfilme anzubieten. Und unter uns, liebe Inis, und ganz ehrlich: Die einzig korrekte Antwort auf so ein blasiertes Anspruchsdenken ist „Leck mich, hilf uns doch einfach bei der Organisation, wenn es dir nicht passt.“ Nein, liebe Film-Ini, ihr könnt stolz auf euch sein, dem Raum Würzburg wieder vier Tage mit interessanten Filmen aus 28 Ländern anbieten zu können, trotz aller Widrigkeiten. Das manche Zahlen kleiner als im Vorjahr sind — was soll’s? Wir sind doch hier nicht in einer kapitalistischen Wachstumsspirale, sondern bei einer mit viel Axelschweiß und Herzblut durchgeführten Kulturveranstaltung, die in der Freizeit geplant wurde. Da soll euch bloß keiner einen Strick draus drehen, kein Besucher, kein Sponsor und keiner an den Fördertöpfen.
Tja, liebe Medienkollegen — und in die reihe ich mich als Blogger gleich mal ein –, die Überschrift mit „Rekordbesuch“ über den Abschlussartikel zum Filmwochenende könnt ihr schon mal einstampfen, denn dazu wird es aus Platzmangel nicht kommen. Schreibt doch über die vielen kleinen Begegnungen, die auf dem Filmwochenende stattfinden werden und über die ehrenamtlichen Helden, die das Festival am Laufen halten. Oder über die Erlebnisse, die einem beim langen Anstehen an der Festivalkasse so passieren. Denn das müssen in diesem Jahr auch alle mit einer Pressekarte machen, denn noch nie waren die Plätze so kostbar wie in diesem Jahr.
Auch wenn das mit der Filmparty schon schmerzt — ich freue mich sehr auf das Filmwochenende 2020, auf die Filme und was so noch passiert, komme ich in einem anderen Artikel.
Mehrfachkarten bald kaufen
Und ihr Filmwochenende-Besucher da draußen: Ihr habt es gelesen, der Platz ist in diesem Jahr knapp. Wenn ihr vorher noch Mehrfachkarten kaufen wollt, dann haltet euch ran. Wie ich gerade — Stand 22. Januar, 17 Uhr — erfahren habe, gehen die Zehnerkarte in den Vorverkaufsstellen langsam zur Neige, Fünferkarten gibt es aber NOCH. Und ihr wisst ja — wer jammert, muss im kommenden Jahr beim Filmwochenende mithelfen. 😉
Wirklich wahre Worte, Danke!
Gut geschrieben und ein Kommentar auf den Punkt. Den Anspruch der Veranstalter in allen Ehren, aber Höher – Schneller – Weiter braucht es beim Filmwochenende nicht. Wenn das Personal ausfällt, gerade aus solch überaus menschlichen Gründen, dann wird das Angebot reduziert. Ein Wirtschaftsbetrieb müsste sich vielleicht rechtfertigen, aber eine ehrenamtliche Veranstaltung bräuchte da kein Wort zu verlieren. Aber auch ich bin mir sicher, dass manch Würzburger aus der edlen Hochkulturszene das anders sehen wird! 🙂
Oft waren die Aus-der-Not-eine-Tugend-machen-Filmwochenende am schönesten. Und da gab es einige in den letzten Jahrzehnten! 🙂