Die Kampfansage der Stadt Würzburg gegen den Corona-Virus

Jetzt wird es ernst mit dem Kampf gegen das Corona-Virus in Würzburg. Die Stadtverwaltung hat am Mittwochabend ein Allgemeinverfügung erlassen, die ab Donnerstag, 12. März bis einschließlich Sonntag, 19. April 2020 — also dem Ende der Osterferien — regelt, ob und wann öffentliche und private Veranstaltungen stattfinden dürfen. Von der Verfügung sind keine Veranstaltungen betroffen, die weniger als 500 Besucher haben. Bevor an dieser Stelle die Fans des Cairo oder B-Hofs jubeln — die beiden städtischen Einrichtung  haben „aufgrund der beengten Raumsituation in den Veranstaltungsorten sowie der schwer einzuhaltenden Hygieneanforderungen“ alle Konzerte abgesagt, aktuell zumindest bis Ostern.

Kein Frühjahrsvolksfest, kein Lichtergedenken

Es betrifft also Veranstaltung mit Besucherzahlen zwischen 500 und 1000. Was laut Pressemitteilung abgesagt wird, sind beispielsweise das Frühjahrsvolksfest und das Lichtergedenken vor dem Dom am Jahrestag der Bombardierung Würzburgs am 16. März (die anderen Gedenkveranstaltungen finden wohl statt). Wie viele Quadratmeter pro Besucher vorhanden sein müssen, welche Stuhlreihen besetzt sein dürfen und mehr Informationen zur Corona-Allgemeinverfügung finden sich in der Pressemitteilung der Stadt Würzburg.

110 Kulturpunkte gelöscht

Abgesagt wurde schweren Herzens auch die Kulturpunkte des Dachverbands der freien Kulturträger Würzburgs, die jetzt am Sonntag, 15. März, stattfinden sollten. Damit sind über 100 Einzelevents in Stadt und Landkreis betroffen. Ich finde das wahnsinnig schade, kann es aber schon verstehen. Wenn da in wenigen Stunden ein paar hundert Leute durch Ateliers, Studios, Büros oder Wohnungen geschleust werden, reiben sich die Corona-Viren die Hände.

Die Schwachen schützen

Ist das Ganze übertrieben? Wenn man nicht zu einer Corona-Risikogruppe gehört, kann man schon der Meinung sein. Wenn es mich als End-Vierziger das Virus erwischt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Krankheit für mich überhaupt nicht schlimm verläuft. Meine Mutter mit über 80 Jahren wird das aber anders sehen. Oder Menschen mit Vorerkrankungen. Und letztlich geht es durch solch drastische Maßnahmen wir die Absage und Einschränkungen von Veranstaltungen darum, diese gefährdeten Gruppen zu schützen. Denn je mehr Leute sich anstecken und die Viren bei solchen Events auch noch großflächig verteilen, desto größer auch die Gefahr für Risikopatienten.

Kultur, Gastronomie und Event-Wirtschaft unterstützen

Bei aller medizinischer Sinnhaftigkeit sehen ich allerdings andere Probleme auf uns zukommen. Wer im Moment wirklich unter die Räder kommt, sind einige Kulturschaffende, Veranstalter, Gastronomen und alle Unternehmen, die indirekt wirtschaftlich an Veranstaltungen beteiligt sind, seien es beispielsweise Blumenläden, die die Dekorationen machen. Ob und wie weit der Staat da eingreifen muss, darf oder soll ist die eine Sache. Aber vielleicht sollte man nach der Viren-Welle das Geld, dass man jetzt durch die Absagen spart, danach um so großzügiger unter Kultur, Gastro und Co bringen. Etliche Events werden bestimmt nachgeholt werden, es wird also Gelegenheit zur Unterstützung geben.

Hände-in-den-Hosentaschen-Zeit

Und ich gestehe: ich gehe nach wie vor zu Veranstaltungen, Vorträgen, in die Kneipe und zum Essen und fahre Zug und Straßenbahn. Aber ich laufe eben in dem Modus, in dem ich auch jedes Jahr bei Grippe- oder Noro-Wellen bin. Ich wasche noch öfter gründlich meine Hände, fasse möglichst wenig und wenige an — die Hände-in-den-Hosentaschen-Zeit und der massive Einsatz meiner Ellbogen –, huste nicht wild in der Gegend rum. Und was ich eh schon immer mache: Wenn ich glaube, ich bin krank und ansteckend, dann bleibe ich daheim.

Hygienewissen Note 5

Kein großes Ding aus meiner Sicht, aber wie die vergangenen Wochen gezeigt habe, ist das alles bei weitem nicht so selbstverständlich, wie ich angenommen hatte. Da muss ich im Jahr 2020 tatsächlich mit Leute darüber diskutieren, dass Viren nicht sofort absterben, wenn sie beim Husten den Mund verlassen. Oder dass man Desinfektionsmittel auch einwirken lassen muss — falls es überhaupt wirksam gegen das Corona-Virus ist. Es zeigt sich ein erschreckend geringes Stand oder Interesse an hygienischem und medizinischem Grundwissen. Vielleicht sollten wir alle auch nach Corona mal daran arbeiten. Denn irgendein Virus kommt bestimmt.

1 Gedanke zu „Die Kampfansage der Stadt Würzburg gegen den Corona-Virus“

  1. Den vorletzten Absatz hätten vor Wochen viele Leute lesen und sich zu Herzen nehmen sollen. Statt verrückter Panik und Hamsterkäufen hätte die Einhaltung grundlegender Hygiene viel bringen können. Jetzt ist es zu spät und es muss zu drastischen Maßnahmen gegriffen werden. Vielleicht lernen wir was daraus, vor allem für den Fall, das irgendwann einmal ein deutlich gefährlicherer neuer Virus pandemisch um sich greifen sollte.

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