Da kommen bittere Zeiten auf viele Branchen des Einzelhandels zu. Denn zu haben etliche Läden ab Mittwoch, wie in Bayern durch die Landesregierung angeordnet. Man will die Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus ausbremsen. Ausgebremst werden aber auch kleine Läden, die ohnehin schon durch den Onlinehandel und Amazon in den vergangenen Jahren heftig ausgebremst wurden. Die Buchhandlungen beispielsweise.
Ins Haus geflattert sind mir Informationen zweier Buchhandlungen. Vom erLesen in Grombühl, meine ehemalige Haus- und Hofbuchhandlung, und von Hermkes Romanboutique, meiner aktuellen Stamm-Buchhandlung. Fazit beider Läden: Es geht um die Existenz. Klar sind zinslose Kredite vom Freistaat eine feine Sache, aber auch die muss man zurückzahlen und besser wäre es, ohne auskommen zu können. Aber beide Geschäfte geben alles.
So das erLesen zu Beispiel:
„Wir dürfen die Ladentüre nicht mehr für Sie öffnen, ABER: Täglich von 17 Uhr bis 20 Uhr sind wir vor Ort – wir legen bestellte Bücher mit Rechnung auf die Treppe oder stellen ein Geldkästchen für Bargeld raus.“
So zumindest der Plan, ob und wie das funktionieren wird, wird man sehen.
Auch die Ladentüre der Romanboutique wird ab Mittwoch erst mal geschlossen bleiben. Der Onlineshop hat immer auf, aber da bliebe wesentlich weniger Geld für den Laden hängen. „Aber es ist besser als nichts“, heißt es auf der Webseite. In dem Beitrag beschreibt Gerd Eibach mehrere Möglichkeiten, den Laden in der Corona-Krise zu unterstützen. Noch geht er davon aus, dass die Romanboutique Lieferungen machen kann. Ob das so bleiben wird, wird sich ebenfalls zeigen.
Gutscheine als Unterstützung?
Meine Unterstützung für Hermkes Romanboutique — und ihr könnt das gerne für andere Buchhandlungen und sonstigen Läden in Würzburg — ist, dass ich einen Gutschein gekauft habe. Einen fetten Gutschein. Per E-Mail innerhalb einer Minute bestellt. Der kommt jetzt per Post, die Rechnung zahle ich möglichst schnell online. Bücher, Spiele oder Comics kaufe ich davon irgendwann einmal. Für mich ist ein Gutschein das Mittel zur Wahl für die Unterstützung solcher Läden. Ich helfe jetzt dem Laden, der Gutschein — der wohl auch per E-Mail verschickt werden könnte — ist unabhängig von Lieferketten und Lieferdiensten (also als Mail nicht) und vermutlich für den Laden mit am wenigsten Aufwand verbunden.
Klar, ein Risiko damit ist verbunden. Gerade wenn solche Läden durch den „Shutdown“ in ihrer Existenz bedroht sein, könnte es sein, dass es vielleicht irgendwann keinen Laden mehr gibt, in dem ich den Gutschein einlösen könnte. Wenn genug Leute die Läden in der Krisenzeit durch Gutscheinkäufe oder anderen Aktion helfen, wird es nicht dazu kommen, und daran glaube ich und bin bereit, das Risiko einzugehen.
Habt ihr noch andere Ideen, wie man solche gerade jetzt gefährdeten Läden unterstützen kann? Dann schreibt es in die Kommentare.
Also, und das gilt für ziemlich allen Branchen: Bevor ihr euer Geld Amazon gebt, nehmt doch Kontakt zu den Geschäften hier in Würzburg auf, oder wo immer euer Lieblingsladen ist. Denn wenn wir die Corona-Krise mit einem blauen Auge überstehen sollten, aber unsere geliebten Läden nicht mehr existieren, fände ich das wirklich bitter.
„Wir brauchen eure Unterstützung jetzt mehr denn je. Wenn wir nach dem Virus noch eine Chance haben sollen, müssen wir irgendwie Umsatz generieren um unsere laufenden Kosten möglichst zu decken. Sonst wird das SARS CoV2 Virus für uns zur Zombieapokalypse.“
Gerd Eibach von Hermkes Romanboutique
Freunde/Freundinnen der gebundenen und geklebten Seiten, ich bin nicht böse, aber ich gönne Euch die Zeit der Entschleunigung. Nutzt sie zum Nachdenken. Denken ist gut fürs Geschäft. Lasst Amazon, Amazon sein. Deren Marktanteil im Buchhandel liegt in Deutschland derweil bei 20 Prozent. Tendenz steigend! Es lohnt sich nicht gegen Amazon zu wettern. Jammern ist des Kaufmanns Gruß. Ich schimpfe als Würzburger Autor auch nicht über euren Buchhandel, obwohl es genug zu meckern gibt.
„Lass‘ den Klick in deiner Stadt!“, lautete ein kurzer Aufschrei des Würzburger Handels. Ich rief zurück: „Lass‘ den Autor in deiner Stadt!“ Bei einem Vorlesewettbewerb für Schüler in einer Buchhandlung, appellierte die Buchhändlerin an das Publikum, „bitte kaufen Sie hier vor Ort die Bücher und nicht bei Amazon.“ Meine Antwort: „Bitte verkaufen Sie in Ihrem Laden auch die Bücher von hiesigen Autoren.“ Große Verwunderung! Ja, ist nicht Regionalität das Zauberwort gegen den globalisierten Welthandel?
Lesungen: Hier vor Ort organisiere ich meine Lesungen selbst. Auswärts soll ich z. B. bei der Literatour 100 im Ruhrgebiet und sogar im noblen Casino in Baden-Baden auftreten. Sollte COVID-19 meine Lesungen verhindern, dann lese ich halt irgendwann später.
Es gibt im Land noch ca. 3 400 Buchhandlungen. Vor Jahren waren es doppelt so viele. Wie viele werden Corona wirtschaftlich überleben? Gut gemeinte Gutscheine werden die begonnene Marktbereinigung leider nicht aufhalten.
Gutscheine sind eine sehr gute Idee. Im Moment kann ich eh kaum Geld ausgeben, da kann ich Gutscheine schon mal „auf Vorrat bunkern“ und mir nach Corona alles kaufen, was ich jetzt wollen würde plus den ganz normalen Einkauf wieder.
So sollen Hamsterkäufe sein! ?