Beschränktes Spazierengehen mit schizophrenen Sätzen

Samstag. Corona und Herr Söder verdonnern uns zur Ausgangssperre, weil wir nicht artig waren.

    Ausgangsbeschränkung bitte. Du durftest ja raus. Und warst auch draußen.

Trotzdem. Ich vergangene Woche auch schon brav, bin freiwillig ins Homeoffice, nach draußen nur wenn es nötig war, hab ständig meine Hände gewaschen und habe keine Hamsterkäufe gemacht.

    Fein, ganz ein braver warst du! Aber zu viele eben nicht, darum haben wir Ausgangsbeschränkung in Bayern. Aber du darfst noch nach draußen.

Ja, das habe ich ja gemacht.

    Und?

War komisch.

    Lustig komisch?

Nein, seltsam komisch. Dafür dass der Wind ging und es leicht regnete begegnete ich an den Mainwiesen vielen Spaziergängern.

    Inn großen Gruppen? 

Nein, wie vom Landesvater gewünscht alleine, zu zweit oder mal Eltern mit zwei Kindern. Aber das seltsamste war die Stille. Es war Samstagnachmittag, und es war … still. Kaum ein Auto fuhr mal oben am Theodor-Heuss-Damm entlang. Der Lärm von der Adenauerbrücke war nicht wirklich einer, als ich unter ihr entlang ging. Die Stadt war akustisch wie in Watte gepackt.

    Man sagt, während Sonnenfinsternissen soll es auch eine tiefe Stille geben.

Was?

    Was?

Du hast oben „Inn“ statt „In“ geschrieben.

     Mist. Egal, das lass ich jetzt so. Wie war der Spaziergang sonst?

Nie wurde mir so sehr bewusst, dass die Gehweg dermaßen eng sind. Corona schrumpf scheinbar Entfernungen. Zwei Paare, die sich entgegenkommen, laufen dicht an dicht vorbei. Und dicht ist ja jetzt aus. Manchen war das wurscht, aber viele versuchten, mit Abstand aneinander vorbeizulaufen. Mal ist man ins matschige Gras ausgewichen, mal hat man sich vorübergehend im Gänsemarsch als Mini-Polonaise umsortiert, um Platz auf dem Weg zu schaffen.

     Na, das lief doch ganz gut.

Ja, aber ich hatte den Eindruck, dass viele …

     Lief doch ganz gut!

Was?

    Hast den Gag nicht kapiert? Der Spaziergang lief doch ganz gut. Spaziergang. Laufen. Chchchch!

    Nicht witzig?

Ich hatte den Eindruck, dass vielen Spaziergängern es ein bisschen unangenehm war, immer so kleine Haken um die anderen zu schlagen, als ob sie eine ansteckende Krankheit hätten. Andererseits — vielleicht haben sie ja genau das. Ich glaube, man muss sich bei diesem „Social Distancing“ daran gewöhnen, dass das Gegenüber es einem nicht krumm nimmt, wenn man Abstand hält und schafft.

    Apropos Abstand. Kannst du bitte einen Absatz mehr zwischen uns reinmachen? Nur zur Sicherheit.

 

Ja gern.

 

    Wie bitte?

 

JA GERN!

 

    War nur Spaß, ich hab doch schon verstanden.

 

Doch?

 

    „Dich“, ich bitte um Verzeihung. Außerdem musst du gar nichts sagen in deiner übernächsten Zeile machst du auch einen Fehler!

 

Du hast damit angefangen.

 

    Hab ich nicht.

 

Hast du wohl. Ziemlich oben im Text, das mit dem „In“.

 

    Ha!

 

Was „Ha“? War doch alles richtig in dem Satz.

 

     Das muss „Inn“ heißen!

 

Oder „In“.

    Wenn du mich hier verschei …

Abstand bitte!

 

     Tut mir leid, ich hatte mich vergessen. Das ist wohl der Lagerkoller!

 

Jetzt schon? Nach einem Tag Ausgangssperre?

 

    Ausgangsbeschränkung bitte. Du durftest ja raus. Und warst auch draußen.

Anmerkung des Autors: Bitte fragt nicht, der Text kam genau so aus meinem Kopf. Und ja, mir geht es gut. 

1 Gedanke zu „Beschränktes Spazierengehen mit schizophrenen Sätzen“

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