Am Dienstag bin ich in der Mittagspause bei meiner Bewegungsfahrt mit dem Fahrrad am Main in der Sanderau entlang geradelt. Da höre ich das betörende Zupfen eines Kontrabasses. „Musik“, denke ich mir, „so ganz ohne Livestream? Kann das sein?“
Ich radle auf den süßen Klänge zu und lande vor dem Caritas-Seniorenzentrum St. Thekla. Da stehen ein Bus vom Chambinzky und Bassist Alexander Renner und sitzt mit der Gitarre — ich hoffe er war es wirklich — Marcel Doudieh. Die beiden geben ein Vorplatz-Konzert für die Heimbewohner und -mitarbeiter. Einige Fenster waren geöffnet, an manchen lehnte sich ältere Damen und Herren heraus, auch der Personal streckte den Mundschutz in die frühlingshafte Mittagssonne.
Eine nette ältere Dame winkt mir lächelnd aus dem zweiten Stock zu, ich winke zurück. Das Duo fängt an zu spielen. Ruhig, aber lebendig, schaffen sie es durch den Verstärker, den nach wie vor lärmenden Verkehr zu übertönen. Auf einer Dachterrasse stehen drei Menschen in Weiß und grünem Mundschutz und wippen im Rhythmus mit.
Ich verbringe ein paar schöne Minuten vor dem Thekla-Heim, höre zu, mache Fotos, dann kann ich die Anrufe auf meinem Smartphone nicht länger ignorieren. Ich schwinge mich aufs Rad und fahre heim, die Zweitstock-Dame winkt mir fröhlich nach. Ich winke noch zurück, als ich schon um die Ecke bin.
Heute am Donnerstag: Wieder Mittagspause. Ich schwinge mich wie fast jeden Tag aufs Rad — diesmal auf dem Weg auf einen abstandenen Cappuccino im D.O.C. –, da höre ich Musik. „Musik“, denke ich mir, „so ganz ohne Livestream? Kann das sein?“ Und diesmal muss ich gar nicht lange suchen — direkt gegenüber meines Zuhauses, im Garten des Hospiz des Juliusspitals standen wieder Marcel und Alexander und spielten.
Diesmal konnte ich nicht lange lauschen, ich bin nach wenigen Minuten schon ins D.O.C. gefahren. Aber als ich nach einer halben Stunde zurück kam, machten sie immer noch Musik für die Hospizbewohner. „Musiker“, denke ich mir, „so ganz ohne Quarktaschen? Kann das sein?“ Ich änderte diesen widernatürlichen Zustand indem schnell beim Bäcker ein paar dieser Teilchen kaufte und über die palliative Hecke reichte. Den Rest des Konzerts hörte ich durch die offene Balkontür.
Schöne Aktion der Musiker und des Chambinzky, die jeden Tag von Seniorenzentrum zu Pflegeheim in Würzburg ziehen und davor ein Standkonzert geben. Künstler sind nicht systemrelevant? Die Dame aus dem zweiten Stock sah das zumindest eine Zeit lang ganz anders.
Darum: Das Chambizky und andere Kulturbetriebe und auch unsere Künstler hier in um um Würzburg jetzt in ihrer wohl schwersten Zeit unterstützen. Sie würden uns fehlen, aus jedem Stockwerk.
Eine so tolle Idee, danke an die Musiker, das sie unseren älteren Menschen in dieser schwierigen Zeit ein bisschen Freude bereiten.
Liebe Grüße
Winni