Am Dienstag war ich bei einem Livekonzert. Ungewöhnlich genug in diesen pandemischen Zeiten, aber das Konzert war auch noch drinnen! Ja, was für ein Wahnsinnserlebnis.
Wobei – so richtig Konzert war es ja gar nicht. Es war die Veranstaltung, bei der der Preis für junge Kultur Würzburg vergeben wurde. Aber insgesamt wurden vier Songs live gespielt und es ist damit näher an einem Livekonzert, als alles was ich in den vergangenen Monaten erlebt habe.
Die Preisverleihung fand in der Posthalle statt. Was insofern ein klein wenig ironisch war, da viel junge Kultur in den Posthallen entstanden ist und dargeboten wurde — und die wirtschaftliche Existenz des Ortes durch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen dramatisch gefährdet ist.
Corona bestimmte auch die Preisverleihung. Rechts neben mir saß Main-Post-Fotograf Thomas Obermeier. Links neben mir saß Popularmusikbeauftragter Benjamin Haupt. Wer neben dem saß, konnte ich aus der Ferne kaum erkennen, die Stühle war weit voneinander weg gestellt worden. Hygieneschutzmaßnahme, verständlich, aber doch ein wenig komisch, wenn man so auf seiner einsamen Insel hockte.
Vergeben wird der Preis für junge Kultur von der Stadt Würzburg, gesponsert von der Distelhäuser Brauerei und die Künstler und Kulturträger werden vom Umsonst-und-Draussen-Verein mit nominiert. Und akribisch wurde aufgepasst, dass die Urkunde nur vom Preistäger berührt wurde — Hygiene wurde ernst genommen, wie schon erwähnt.
Zwei musikalische Preise wurde verliehen.
Einmal die Band Not Maschine, die mit elektronischer Musik experimentiert. Trotz eines technisches Defekts lieferte das Trio ganz schön fett was ab, mit Schlagzeug, Elektro-Bass und Synthesizer auf hohem Niveau. Das gefiel mir wirklich gut, vielleicht auch, weil ich selbst gerade kleine, unsichere, tapsige Schritte in der elektronischen Musik versuche und deren Komplexität und Schwierigkeiten gerade erst so wirklich kennen lerne. Verdienter Preis für Not Maschine, ich hoffe noch viel von ihnen zu hören.
Lustig war’s dann mit Preisträger Matze Wolf mit Widersacher aller Liedermacher, wie immer bei deren Auftritten. Der (fast fertig) studierte Musiker, Poet, Kabarettist und Clown kann aber nicht nur lustig, sondern auch sehr gut Musik machen und seine Mit-Widersacher ebenso. Ihr wilder Stilmix geht in die Füße, das gesungene Oberpfälzerisch von Matze verstehen die unterfränkischen Ohren nicht immer, aber es klingt phonetisch immer gut. Und das reicht, um den Preis verdient zu haben. Schön unter den Widersachern Marcel Doudieh entdeckt zu haben, dem ich bei seiner Pflegeheim-Tour gehört habe.
Das letzte Drittel des Preises für junge Kultur ging nicht an eine Band, sondern an eine Veranstaltungsreihe. Der Kulturklub des Chambinzkys, besser gesagt ein Hand von Csaba Béke, nahm die Auszeichnung entgegen, die der Kulturklub für den Singer Songwriter Contest seit in paar Jahren veranstaltet. Und apropos Pflegeheim-Tour — Kraftklubler Alexander Renner spielte da auch mit.
Nach der Verleihung gab es noch was zu essen. Nicht vom Buffett, wie sonst, sondern mir wurde Wurst und vor allem Käse auf den Teller drapiert. Hatte auch was, aber dafür musste man für so einen Käseteller ganz schon anstehen. Und dazu gönnte ich mir ein schönes Glas … nein nicht Wein … Wasser. Denn Sponsor des Preises ist eine Brauerei, ihr könnt euch die Reaktion der Thekenfrau auf meine Frage nach Wein vorstellen. Aber schön war der Abend trotzdem, Livemusik fehlte mir einfach, das bereitete mir einfach viel Spaß.