Ausgangsperre des Lichts

Mittwoch, kurz nach acht Uhr. Abends. Mit meiner zauberhaften Begleitung habe ich eine kurze Runde um den Block gedreht. Quer durch die untere Sanderau, an den Main, und wieder zurück. Den Kopf nach einem schweren Tag freibekommen. Bei mir war im Job einfach nur viel los, bei ihr um so weniger — der Laden hatte geschlossen, nur Lieferungen wurden vorbereitet und gemacht.

Eine seltsam stille Dunkelheit begleitete uns beim Spaziergang, nur unterbrochen vom Schnaufen der vorbeilaufenden Jogger, fast alle zu zweit. Kaum einmal ein Fahrrad, nur wenige Autos sind noch unterwegs. Nicht mal eine Stunde bis zur ersten Ausgangssperre in Würzburg. Ausgangssperre. Dass wir das mal erleben müssen.

Nachts wird der Shutdown zum Lockdown, wortwörtlich. Nicht, dass wir in den vergangenen Wochen nachts groß um die Häuser gezogen sind. Wohin auch. Aber nicht mehr auf die Straße zu dürfen, ist schon ein komisches Gefühl. Kein schönes. Weiter gemeinsam durch die Dunkelheit.

Die Festung oben auf dem Marienberg leuchtet noch. Wird sie nach 21 Uhr noch leuchten? Oder dreht man ihr den Strom ab. Sieht doch eh niemand. Wie sie sich warm und golden im Fluss spiegelt, hat etwas Beruhigendes. Wie viel Wasser wird noch dem Main hinabfließen, bis … ja, bis was? Wird es mal so sein wie vorher? Welches vorher? Gab es mal etwas Normales, das wir wieder erreichen wollen? Die Corona-Todesfälle im einstelligen Bereich sind? Wir uns alle wieder sorgenfrei umarmen können? Die Kneipen wieder auf haben? Oder werden wir einfach etwas anderes als normal bezeichnen.

Noch vor Beginn der Ausgangssperre waren wir wieder daheim. Den Rest Rotwein in den Gläsern haben wir am Küchentisch getrunken, bei einer fröhlich flackernden Kerze. Licht. Vielleicht sollte ich nicht so oft im Dunkeln spazieren gehen. Nicht leicht um die Jahreszeit.

Noch fünf Tage bis zur Sonnwende.

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