Nix mit Gastro

Wer auch nur einen Hauch von Hoffnung hatte, dass am 22. März die Außengastronomie in Würzburg öffnen könnte, wie vor drei Wochen in der bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung als Möglichkeit auf dem Papier stand, wurde nun enttäuscht. Die Stadt Würzburg hat am Freitag verkündet — die Gastro bleibt zu.

Klar, deutschlandweit gehen die Corona-Infektionszahlen nach oben. Das war auch vor drei Wochen schon so, da waren die Zahlen teilweise auch nicht mehr stabil. Und wie ich das Ganze verstanden hatte, hatten man sich genau deswegen ja ein unübersichtliches ausgeklügeltes System ausgedacht, das jedes Informatiker-Herz erfreut hat. Weil ja das Infektionsgeschehen in jeder Region anders ist, hatte man für jeden Fall mit steigenden oder fallenden Zahlen ein Regelwerk der Lockerungen erstellt. Und jetzt wirft man diese Pläne doch wieder über den Haufen. Das ist der Teil, den ich nicht verstehe und der mich aufregt.

Ok, hätte die Außengastronomie — die Bühnen waren auch im Gespräch — öffnen dürfen, wäre das mit Terminbuchung und tagesaktuellem COVID-19 Schnell- oder Selbsttest (wie immer das funktioniert hätte) auch keine wirkliche Freude gewesen. Und ob sich das für die Gastronomen gelohnt hätte, weiß ich auch nicht so recht.

Nachdem die Siebentage-Inzidenz in Würzburg Stadt in den vergangenen Tage immer so um die 60 herumgedümpelt ist, hat sie heute am Sonntag mit 76 einen ordentlichen Sprung gemacht. Vor daher ist Vorsicht natürlich absolut angebracht. Aber Regelwerke aufstellen und dann gleich wieder in die Tonne treten, das schafft gerade auch wenig Vertrauen. Bin mal gespannt, was morgen bei der Bund-Länder-Konferenz rauskommt. Und was kurz danach wieder gekippt wird.

Hier die Presseinformation der Stadt Würzburg vom Freitag, 19. März 2020, dazu:

Für die ab dem 22. März in der 12. Bay. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorgesehenen weiteren Öffnungsschritte, was vor allem die Außengastronomie, Theater und Kinos betrifft, benötigt die Stadt Würzburg das Einvernehmen mit dem Bay. Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Seit Anfang dieser Woche steht die Stadt Würzburg deshalb mit der Regierung von Unterfranken aktiv in Kontakt, um dieses Einvernehmen herzustellen. Dazu wurde in der vergangenen Woche auch ein Gespräch zwischen Oberbürgermeister, Gastronomie, Hotel- und Gaststättenverband und Vertretern der Stadt Würzburg geführt.

Die Stadt Würzburg hat dazu eine entsprechende Allgemeinverfügung mit Begründung zu den Öffnungsschritten ausgearbeitet und dabei auf die stabilen Inzidenzzahlen unter 100 verwiesen. Dieser Schwellenwert wurde an keinem einzigen Tag im laufenden Jahr 2021 erreicht. Diese Allgemeinverfügung hat die Stadt der Regierung von Unterfranken mit der Bitte um Zustimmung vorgelegt.

Wie die Regierung von Unterfranken nun gestern (Donnerstag) gegen 17 Uhr auf den Antrag der Stadt Würzburg hin mitteilt, wird das Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege bis auf Weiteres das Einvernehmen zu weiteren Öffnungsschritten nach der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in keinem Land- oder Stadtkreis erteilen. Vielmehr sei aufgrund des landesweiten besorgniserregenden Anstiegs der Infektionen bayernweit nicht mehr von einer stabilen Lage auszugehen, so das Ministerium. Für die Betroffenen vor Ort ist diese kurzfristige Absage sehr schwer zu tragen.

9 Gedanken zu „Nix mit Gastro“

  1. Jetzt haben wir unseren harten Lockdown. Ich bin gespannt wie lange es dauert bis Ralf wieder rausrastet, weil die Regelungen wieder geändert, gebrochen und aufgeweicht werden. ^^

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  2. Diese ständigen kurswechsel und inkonsequenzen sind frustrierend. Wenn die politik sich doch mal an einen plan halten würde und den konsequent durchsetzen würde. Nächste woche bekommen wir einen harten lockdown und eine woche später wird es 100 ausnahmen und sonderwege in deutschland geben. Die lösung von corona werden leider erst die impfungen sein und das wird noch dauern.

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  3. Was nützt es der Gastro, für eine Woche öffnen zu können, mit starken Einschränkungen, wenn sie dann doch wieder schließen müssen, weil die 100 geknackt wird.

    Ich finde die Entscheidung richtig. Besser als in den Bundesländern, in denen die 100 mal eben auf 200 gehoben wird, oder die Fallzahlen bereinigt werden. Wir brauchen jetzt keine weiteren Lockerungen, sondern endlich mal einen richtigen Lockdown. Um dann mit niedrigen Zahlen wieder durchstarten zu können.

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    • Die Kritik richtet sich gegen die ständige Änderung der Regeln. Und dem stimme ich zu. Nichts gegen einen richtigen Lockdown. Aber im Moment ist nicht die Tinte der Beschlüsse trocken, schon werden sie wieder geändert. Es ist Wahljahr, das merkt man jetzt leider. Das ist es, was mich und wohl auch viele andere nervt. Und von dem Leid als Eltern von zwei schulpflichtigen Kindern will ich mal gar nicht reden, da werden Regeln von Tag zu Tag neu aufgestellt.

      Ich kenne Gastronomen die liebend gerne wenigstens mal ein paar Tage aufmachen würden, auch unter harten Hygienebedingungen. Aber das kommt auch stark auf die Gastronomie selbst an, vielen hätte eine Lockerung auch gar nichts gebracht.

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    • Ich fürchte nur, ein richtiger Lockdown würde nicht lang genug durchgehalten werden. Den hätte man auch vor drei Wochen beschließen können. Ich fürchte, es wird zu einem weichgespülten Lockdown kommen, der sich nach kurzer Zeit noch mehr aufweichen wird. Ich muss Petra leider zustimmen: Es ist Wahljahr. Und das ist nicht gut für die Bekämpfung einer Pandemie.

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