Würzburg möchte gern Modell sein. Wie Topmodel(l) Tübingen. Nur in Bayern halt. Denn Markus Söder sucht Bavarias Topmodel(l). Also Kommunen, in der Corona-Test- und -Öffnungskonzepte für Kultur und Einzelhandel ausprobiert werden, wie eben gerade in Tübingen. Und bayerische Städte stehen schon Schlange, alle wollen gerne Versuchskaninchen spielen.
Ingolstadt, Augsburg und Rosenheim haben sich beispielsweise schon in Stellung gebracht. Und zwei Tage später nun auch Würzburg, wie die Stadt in einer Presseinformation schreibt:
„Oberbürgermeister Christian Schuchardt hat Ministerpräsident Dr. Markus Söder angeschrieben und beantragt, auch für Würzburg ein neues Corona-Test- und Öffnungskonzept einführen zu können. Die Stadt Würzburg nimmt Bezug auf den Beschluss Nr. 38 des Bayerischen Kabinetts vom 23.03.2021 und möchte in drei Bereichen kontrollierte Öffnungen erreichen. Dies sind:
Handlungsfeld 1 „Theater, Bühnen, Museen und Musikschulen in freie und öffentlicher Trägerschaft“;
Handlungsfeld 2 „Innerstädtischer Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerksbetriebe, Warenverkaufsmessen“ und
Handlungsfeld 3: „Gastronomie und Hotelgewerbe“Würzburg sieht sich für einen solchen Versuch gut vorbereitet: Angesichts eines Inzidenzwertes (aktuell 74,3) deutlich unter dem
Bundesschnitt und auch aufgrund der geographischen Lage als Oberzentrum in einer ländlichen Umgebung mit ausreichend räumlichem Abstand zu den Metropolen Frankfurt, Nürnberg oder Stuttgart. Ein solcher Modellversuch, an dem unter dem Label stadt.land.wue auch der Landkreis mitmachen will, muss von einem breiten Netzwerk vor Ort begleitet werden, hierzu zählen beispielsweise die betroffenen Verbände und Organisationen.Aus Sicht der Stadt Würzburg ist ein solcher Modellversuch auch und gerade für Kommunen mit einem Inzidenzwert unter 100 sinn- und wertvoll. Man könne sich auch nur eine Teilumsetzung dieses Konzepts vorstellen, also zunächst eine Beschränkung auf nur eine oder zwei der drei Säulen, sofern eine umfassende Untersuchung aller genannten drei Handlungsfelder nicht in die Modell-Strategie des Freistaates aufgenommen werden könne, führt Schuchardt aus.“
Naja, versuchen kann man es ja. Auch wenn dem Kabinettsbeschluss nach eigentlich Kommunen mit 7-Tage-Inzidenzen von über 100 gesucht werden. Und laut SZ-Artikel eher „kleine, abgrenzbare Orte“, darum schlösse Söder auch Ingolstadt, Augsburg und Rosenheim eher aus. Christian Schuchardts Taktik ist dabei: ignorieren und behaupten, gerade in Kommunen unter 100 ist so ein Versuch sinnvoll. Und besonders sinnvoll in solchen, deren Namen mit „Würz“ anfängt und mit „Burg“ endet, fehlt nur noch als Argument. Fast lese ich ein wenig Verzweiflung aus der Bewerbung.
Aber wer weiß, vielleicht klappt es ja. Und Söder nimmt die Inzidenz über 100 und die kleinen Orte zurück und bittet um Verzeihung dafür. Kann im Moment ja alles sein.