Das mit den Tests auf eine Corona-Infektion läuft in Deutschland ja noch nicht so rund. Heute hat aber die Stadt Würzburg in einer Pressemitteilung die aktuelle, geplanten und angedachten Teststationen in der Stadt und für den Landkreis vorgestellt, die das Ganze runder laufen lassen soll.
Kurzversion: Aktuell kann man sich testen lassen im Bayerischen Testzentrum auf der Talavera und in der Uniklinik, in der Kürnachtalhalle in Lengfeld, im Drive Through am Airport in der Gattingerstraße und in manchen Apotheken in Würzburg. Ab kommender Woche soll man sich auch im Burkardushaus hinterm Dom und in einem Corona-Test-Bus testen lassen können. Angedacht sind Test-Stationen auf Lidl-Parkplätzen wie den in der Stuttgarter Straßen (Heuchelhof/Heidingsfeld) oder bei Ikea.
So, hier noch die ganze ungekürzte Pressemitteilung der Stadt Würzburg zum Thema Corona-Test. Die Anmerkungen dazwischen sind von mir, die Fettungen im Text auch. Original-Überschrift: „Würzburgs Bürgertest-Strategie: Ein Acht-Säulen-Modell“ (lasst euch nicht verwirren, wenn ihr im Text nur bis zur Säule 7 kommt — nach gute Informatiker-Manier beginnt die Zählung mit der Null. Bei den „Acht Säulen“ muss ich allerdings gleich an die „Acht Kostbarkeiten“ in manchen Asia-Restaurants denken.)
Bis zu 2,5 % der Bevölkerung sollen mittelfristig im Kampf gegen die Pandemie täglich getestet werden, um frühzeitig bei bestätigten positiven Fällen Quarantänemaßnahmen einleiten zu können. In Würzburg wären dies in Stadt und Landkreis rund 7500 Tests täglich. „Diese anspruchsvollen Vorgaben gilt es nun auch in unserer Stadt mit Leben zu füllen, um so Leben zu retten“, ordnet Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Mammutaufgabe ein: „Wir haben die letzten Wochen auf Hochtouren gearbeitet, um unseren Beitrag in Würzburg zu leisten, die Pandemie in die Grenzen zu weisen.“
(Vorsichtig gerechnet wären das in Würzburg bei bei einer Fünf-Tage-Woche 150 000 Tests im Monat. Falls mit 7500 Test täglich wirklich täglich gemeint wäre, sind das rund 225 000 Tests im Monat. Ein Haufen Holz.)
Das Amt für Zivil- und Brandschutz hat in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt eine Test-Strategie entwickelt, wie man insbesondere die Schnelltests kontinuierlich ausweiten wird. Den PCR-Tests kommt eine besondere Stellung zu, weil diese nach einem positiven Schnell- oder Selbsttest eine Corona-Infektion verlässlich im Labor überprüfen können. Auch ist es aktuell nur so möglich, die bekannten Mutationen zu bestimmen. Aus diesem Grund wird der PCR-Test bisweilen auch als „Goldstandard“ bezeichnet, der bei einer hohen Anzahl von gewünschten Tests nicht immer Anwendung finden kann.
(Ganz nebenbei: Ich kann das hippe Wort „Goldstandard“ nicht mehr sehen.)
Die Stadt Würzburg wird eigene Testkapazitäten schaffen, ist aber auch weiterhin auf viele Partner angewiesen. „Wir sprechen von einem Acht-Säulen-Modell. Die Strategie wird aber natürlich sehr anpassungsfähig bleiben, um auch auf aktuelle Entwicklungen kurzfristig reagieren zu können“, erklärt Feuerwehr-Chef Harald Rehmann: „Kommunale Angebote stehen hier neben Angeboten der Apotheken, der Betriebe oder der Privatwirtschaft. Wer sich das Modell näher ansieht, erkennt sofort, dass die Blaulicht-Organisationen und viele Ehrenamtliche einen Großteil beitragen und ein enormes Engagement an den Tag legen. Testen ist – wie auch das Impfen – eine personalintensive Aufgabe.“
(150 000 bis 225 000 Tests im Monat — wie lange können die Hilfsorganisationen und Ehrenamtlichen das leisten? Oder klingt das schlimmer, als es ist? Weil es mehr als genug Ehrenamtliche gibt? Bekommen die Organisationen Geld dafür? Wenn ja, wie viel und von wem?)
„Weil wir schon ein arbeitsintensives Jahr hinter uns haben, ist es nicht selbstverständlich, dass wir weiterhin auf alle zählen können, die sich in Würzburg dem Rettungs- und Sanitätsdienst verschrieben haben“, lobt Wolfgang Kleiner das Durchhaltevermögen der einen und begrüßt neue Partner im Boot: „In den nächsten Monaten werden wir immer wieder auch Firmen und Betriebe präsentieren, die mit uns zusammen die wichtige Aufgabe Testen angehen. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Kooperationen mit der Wirtschaft sind essentiell. Wir werden von Anfang an transparent machen, wer was leistet.“
(Für alle, die Wolfgang Kleiner nicht kennen und sich fragen, warum dieser im Text nicht vorgestellte Mann etwas dazu sagen darf: Er ist Kommunal- und Umweltreferent der Stadt Würzburg. Der sich halt um sowas kümmert. Netter Typ übrigens.)
Die acht Säulen im Überblick:
Die Säule 0 ist das Bayerische Testzentrum auf der Talavera, hier werden aktuell bis zu 1600 PCR-Tests am Tag durchgeführt. Den Betrieb garantieren das Bayerische Rote Kreuz und die Johanniter Unfallhilfe. Diese Anlaufstelle ist auch speziell für asymptomatische Personengruppen gedacht (beispielsweise ganze Schulklassen). Patienten mit Symptomen (wie beispielsweise Fieber oder ein verlorener Geschmackssinn) werden an die Teststelle der Uniklinik vermittelt.
Die Säule 1 ist das Schnelltestzentrum in der Kürnachtalhalle. Hier liegt die Kapazität aktuell bei rund 325 Tests am Tag, durchgeführt vom Malteser Hilfsdienst und der DLRG
Säule 2 (Innenstadt) wird ab Kalenderwoche 15 das Burkardushaus. Diese zentrale Anlaufstelle in der Innenstadt ist aktuell die größte Ergänzung der bisherigen Kapazitäten mit geplanten zusätzlichen 1000 Tests am Tag. Hier liegt die Trägerschaft bei der Stadt Würzburg. Das Angebot soll täglich – auch am Wochenende von 10 bis 20 Uhr zur Verfügung stehen.
Auch die Säule 3 ist eine Besonderheit, weil besonders mobil. Ein Bus der WVV wird derzeit modifiziert um ebenfalls ab der 15. Kalenderwoche flexibel auf Bedarfe reagieren zu können. Unter gemeinsamer Flagge von Stadt und Landkreis werden die Hilfsorganisationen von BRK, JUH, MHD, DLRG in Verbindung mit den Freiwilligen Feuerwehren den Betrieb des Busses sicherstellen. Im ganzen Stadtgebiet wird ein engmaschiges Test-Netz entstehen.
Die Säule 4 ist ein Drive Through in der Gattingerstraße. Auf dem Gelände rund um die Diskothek „Airport“ hat die Firma Contime Protect eine Teststation eingerichtet, die ab dem Kreisverkehr Nürnberger Straße und der Kreuzung Gattingerstraße/ Kitzinger Straße ausgeschildert ist. Die Zufahrt erfolgt durch eine Höhenkontrolle (2,1 m) in der hinteren Gattingerstraße. Hier ist der Betrieb angelaufen und man wird bei Maximalbetrieb 200 Tests in der Stunde anbieten können. Regulär werden an zwei Testpunkten rund 100 Tests stündlich durch medizinisches Personal abgenommen. Über www.schnelltest-wuerzburg.de geht es zur Registrierung, bei der ein individueller QR-Code für jeden Fahrzeuginsassen erstellt wird.
Die Säule 5 ist ebenfalls bereits in Betrieb. Die Glocken-Apotheke in der Kaiserstraße kann ebenfalls in zentraler Lage Tests anbieten. Die Kapazität liegt bei rund 50 Tests am Tag. Diesem Vorbild werden in den nächsten Wochen weitere Apotheken im Stadtgebiet folgen.
(Ich verstehe nicht ganz, warum im Text die Glocken-Apotheke so hervorgehoben wird. Glaube ich der Liste des Landkreises für Würzburg, bieten einige Apotheken mehr in Würzburg Schnelltests an.)
Die Säule 6 ist noch in Vorbereitung. Bundesweit werden Lidl-Grundstücke für Bürgertestungen genutzt, in Würzburg bereitet man aktuell zusammen mit der Firma Ecolog auch eine solche Kooperation am Standort Stuttgarter Straße vor.
Eine Kooperation ist auch mit IKEA vorgesehen. Auch hier ist die Planung erst angelaufen. Bei Säule 7 will man den Betrieb über den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) . Über den genauen Zeitplan wird noch informiert.
Update: Das IKEA-Testzentrum ist in Würzburg in Betrieb gegangen, über die Webseite asb-testzentrum.de kann man sich anmelden.
Die Gesamtübersicht mit allen Öffnungszeiten und Adressen in Stadt und Landkreis findet sich online unter: www.landkreis-wuerzburg.de/testzentren
Mir als Nichtwissenschaftlerin ist das Wort Goldstandard „im normalen Leben“ erst vor ein paar Jahren zum ersten Mal begegnet, das mit zunehmender Häufigkeit. Für mich einfach nur ein anderes Wort für „Das Beste“. Stimmt doch, oder? Aber das Wort stört mich nicht. ^^
Im Gegensatz zu „antizipieren“, was schon länger, aber ähnlich häufig verwendet wird und ich bin mir nicht sicher ob immer im richtigen Zusammenhang. Aber sicher bin ich mir, dass Olli Kahn das Wort in Umlauf gebracht hat. ^^ ^^
Was hast du denn gegen „Goldstandard“? Das Wort ist IMHO nicht hipp. „Goldstandard“ ist so lange ich denken kann in der Wissenschaft der Goldstandard für den Goldstandard. Kennst du ne Alternative zu dem Begriff?
Ich hab nichts gegen das Wort „Goldstandard“ an sich, aber mir kommt es zumindest so vor, als würde der Begriff in den vergangenen Jahren im Übermaß für alles, was nicht ganz schlecht ist, hergenommen werden (ok, ich übertreibe etwas 😉 )
Hm, sehe den Punkt, muss ich mal beobachten. Könnte mir tatsächlich vorstellen, dass der Begriff gerade in nicht-wissenschaftlichen Debatten inflationär verwendet wird, weil er da ja schön praktisch ist (im Sinne eines Todschlagarguments, einer Alternativlosigkeit, eines Unerreichbaren etc.). Für die PCR-Tests sehe ich das alles aber nicht.
Ich hatte wirklich nur an der inflationären Verwendung des Wortes gestört (so meine Empfindung), das war keine Kritik an PCR-Tests. Die können von mir aus gern inflationär verwendet werden. 😀
O, als Kritik an den PCR-Tests hatte ich das auch nicht verstanden, sorry. Da kenne ich dich und deine Ansichten dann doch zu gut.