Treffen um sich nicht zu treffen

Die 50 Mitglieder des Würzburger Stadtrats treffen sich persönlich während einer Corona-Hochinzidenzphase um zu beschließen, sich während einer Corona-Hochinzidenzphase nicht persönlich treffen zu müssen, zumindest nicht alle 50. Wie in der Main-Post zu lesen ist, tagt morgen der Stadtrat im Congress Centrum Würzburg mit prallvoller Tagesordnung. Und eben auch, um die Regelung für den Corona-Notausschuss  des Stadtrats analog zum Ferienausschuss zu verlängern, denn die Regelung vom März 2020 und der Verlängerung im Dezember für Zeiten hoher Inzidenz ist vor sechs Woche ausgelaufen.

Während das ganze Land seit über einem Jahr tüftelt, überlegt und streitet, die man möglichst persönlichen Kontakt vermeiden kann, hat der Stadtrat in der Zeit keine andere Möglichkeit als „wir treffen uns alle mal“ gefunden. Tagtäglich werden Entscheidungen über Videokonferenzen, E-Mail, Chats und Telefon getroffen und erst jetzt ist ein Antrag auf dem Tisch, per Video bei einer Stadtratssitzung teilnehmen zu können (ja, klar lag das auch am Bayerischen Landtag und der Änderung der Gemeindeordnung). Und jetzt sollen erst auch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Nach über einem Jahr! Vielleicht soll darum eine Digitalisierungsgesellschaft, die smart and public GmbH der WVV GmbH gegründet werden. Was immer die genau machen soll.

Und darüber hinaus wurde wohl kein anderer Weg gefunden, über Stadtratssitzungen während hoher Sieben-Tages-Inzidenzen zu entscheiden, während hohe Sieben-Tages-Inzidenzen herrschen. Da hat doch jemand irgendwas nicht richtig durchdacht. So um die 50 Jemands, wie es aussieht.

5 Gedanken zu „Treffen um sich nicht zu treffen“

  1. Danke Ralf, dass du stellvertretend für viele Bürgerinnen und Bürger Würzburgs die „Irritation“ über diese Präsenzsitzung des Stadtrats öffentlich und schriftlich festhältst. Ich konnte es kaum glauben, als ich das in der Zeitung gelesen habe. Ich stimme Björn zu: Kann man sich nicht ausdenken!Sicher werden alle Stadträte im großen Frankoniasaal Maske tragen, Abstand halten und sich testen lassen. Aber mit den gleichen Maßnahmen dürfen in der Posthalle trotzdem keine Konzerte stattfinden, im Theater nicht gespielt werden. Seit einem Jahr halten wir mit gut 30 Mitgliedern stundenlange Vereinssitzungen per Video ab. Und es funktioniert. Wir alle (fast) schränken uns ein und organisieren unser Leben in diesen Zeiten mit möglichst wenig Präsenz, sei es privat, in der Arbeit oder im Verein. Aber der Stadtrat bekommt das nicht hin? Sehr vorbildhaft, sehr logisch durchdacht. Ich bin wirklich sauer!

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