Am Freitag war ich tatsächlich im Biergarten. Nicht dass ich darauf völlig versessen war, aber ein wenig war das schon so. Die lange Lockdown-Pause zehrte nicht nur an der Gastronomie, sondern auch am Gast, also an mir.
Mittags traf ich mich mit meiner Arbeitskollegin auf einen Draußen-Kaffee in der Stadt (und zufällig im Vorbeigehen noch mit einer Ex-Arbeitskollegin — und die beiden sind auch noch befreundet!) und staunte dabei über die lange Schlange vor der Corona-Teststation an den Arkaden am Rathaus. Eine Viertelstunde später staunte ich beim Heimradeln dann über die kaum vorhandene Schlange bei der Teststation im Burkardushaus. Also schnell abgestiegen, rein gegangen, QR-Code gezeigt (geht da eigentlich auch das neue CWA-Profil?), „Ahhhhhh“ gesagt und wieder aufs Rad gestiegen. Keine fünf Minuten hat die Aktion gedauert.
Ebenfalls keine fünf ,aber auch keine 20 Minuten später war ich im Besitz eines offiziellen, negativen und dazu noch legalen Corona-Schnelltest-Ergebnisses. Was damit tun? Denn geplant hatte ich im Grunde gar nichts. Warum mal nicht die Neuöffnung der Biergärten austesten und -kosten?
Die Corona-Pandemie ist mittlerweile schon alt genug, dass man mal Traditionen einführen kann. Denn spontan angefragt habe ich und ebenso spontan zugesagt hat mir der Mensch, mit dem ich auch ziemlich genau vor einem Jahr auch die Wiedereröffnung der Gastronomie nach dem ersten Lockdown begossen hatte. Nennen wir ihn … nennen wir ihn doch einfach mal Björn.
Auch Björn hat sich gleich einen Schnelltest machen lassen — zufälligerweise auch im Burkardushaus. Bis wir am Biergarten „Goldene Gans“ waren, hatte er allerdings noch kein Testergebnis per Mail bekommen. Und das brauchten wir — zwei unterschiedliche Haushalte. Aber irgendwann kam es doch und der nette Aufseher am Eingang hat uns beim Warten auf das Ergebnis schon einen Tisch für zwei reserviert. Und ich sag euch: Als wir da so so zweit an diesem großen Tisch saßen, der Silvaner dann auf dem Tisch stand und wir die Gläser anstießen — selten habe ich einen wundervolleren Klang vernommen und mir wurde ganz warm ums Herz.
Vor zwei Jahren hätte man den Biergarten als kaum besucht bezeichnet. An jeder Bierbankgarnitur saßen höchstens fünf, oft aber nur zwei Leute. Wir haben versucht, einigermaßen Umsatz beim Weinverkauf zu generieren. Rund eineinhalb Stunden saßen wir bei bestem Biergartenwetter dort und habe über Gott und die Welt gelabert, dann mussten wir den Tisch für die eigentliche Reservierung räumen. Vorbei an einer mittlerweile (18 Uhr) enorm langen Schlage von Meschen, die anstanden.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Sanderstraße war ich um 20 Uhr leicht angetrunken, glücklich und schon wieder daheim.
Resümee für mich nach drei Tagen Öffnung der Außengastronomie in Würzburg: Ich glaube vielen Menschen tut es gut, mal wieder weggehen zu können, mich eingeschlossen. Die Gastronomien nehmen die Auflagen unterschiedlich ernst. Manche haben draußen wenig Platz und arbeiten darum mit — zugegebenermaßen nicht sehr schönen — Plexiglasscheiben. Andere haben den Platz und nutzen ihn auch aus. Wiederum anderen Läden — und deren Gästen — ist allem Anschein nach alles wurscht, Hauptsache wieder auf. Die Kontrollen am Eingang, die ich bisher gesehen oder erlebt habe, gehen von „nicht vorhanden“ bis „stets bemüht“.
Mit nur ein wenig krimineller Energie oder Frechheit kommt wohl jede und jeder ohne Testergebnis und Angaben von korrekten Kontaktdaten überall hinein, behaupte ich mal. Aber trotzdem halte ich die Öffnung der Außengastronomien für gerechtfertigt und fast schon überfällig. Chaotischer und dichter zusammengedrängt als es teilweise auf den Mainwiesen und am Mainkai war, geht es in den Biergärten wohl sicher nicht zu. Und wenn Gastronomen und Gäste nicht irgendwie völlig durchdrehen und auf alles scheißen, wird es draußen auch gut gehen. Drinnen wird es vielleicht spannender werden.