Filmwoche a la Hübrid mit einem Hauch von Chaos

Nun komme ich endlich mal wieder zum Schreiben. Über das Filmwochenende in Würzburg zum Beispiel. Was in meinem Fall fast eher eine Filmwoche war, eine leicht chaotische noch dazu.

Und die ging für mich am vergangenen Mittwoch los. Ich wurde spontan zum Eröffnungsabend des Filmwochenendes ins Central-Programmkino eingeladen. Bei einer 7-Tages-Inzidenz über 1000 habe ich erst etwas mit der Zusage gezögert, aber bin dann doch hin.

Nachdem ich in den vergangenen Wochen nur wenig Menschen auf einmal getroffen habe — Stichwort: Kurve flach halten –, war es doch erst mal etwas komisch, so viele Leute zu sehen. Wobei „viele“ relativ ist, es waren vielleicht 40 Gäste da. Nicht sehr viele, selbst für das nicht allzu große Central.

Aber ich habe mich doch gefreut, wieder unter Menschen zu sein. Einen Teil meiner Podcast-Gäste habe ich dort getroffen, einige andere der Filminitiative und — als besondere Freude — ich habe Marcel Marius persönlich kennengelernt, dessen Film- und Serienblog(s) ich schon länger kannte, dann noch länger vom Schirm und RSS-Feed verloren hatte, um es vor ein, zwei Jahren wieder zu entdecken.

Wessen Kulturreferent Achim Könneke ist, steht im auf der Stirn geschrieben. Und das nicht nur quasi.

Natürlich wurden, wie es sich für so einen Anlass gehört, Reden geschwungen. Mit viel Draufhauen auf die damals noch schräge Situation, das man in bayerischen Kneipen entspannt nur mit einem Genesen/Geimpft-Nachweis in beliebiger Menge gehen durfte, bei einer Kulturveranstaltung nur ein Viertel der möglichen Besuchermenge zugelassen war (Tag darauf änderte sich das schon), und die nur mit einem negativen Corona-Test, FFP2-Maske während der Vorstellung, in Begleitung der Großeltern und nur in Monaten, die auf C enden. Aber ok, so kam ich in dieser emotionalen Stimmungslage doch zu einigen launig-unterhaltsamen Reden an dem Abend.

Gezeigt als Eröffnungsfilm wurde „The Gravediggers Wife“, der in Somalia spielt. Somalisch produziert, mit finnisch-deutsch-französischer Beteiligung. Und das mag ich halt so am Filmwochenende, das nicht umsonst mit Vornamen „Internationales“ heißt. Wann sieht man mal solche Filme auf der Kinoleinwand? Ich fand den Film sehr bewegend, im Kern ein Film über tiefe Liebe und ebenso tiefe Verzweiflung, mit einem guten Schuss Hoffnung. Aber für eine kompetente Besprechung darf ich auf Marius‘ Blog verweisen.

Dann gingen alle Filmpläne für mich den Main hinunter. Der Präsenzteil des hybriden Festivals hatte sich für mich erst mal erledigt. Viel Arbeit, viel Privarkram und sehr viel Hektik ließen mich kaum zu Atem kommen, geschweige denn Zeit für einen Kinobesuch finden. Eine Reise nach Köln — in meiner Corona-Sozial-Askese ist das gleichzusetzen mit einem Besuch eines anderen Planeten — fraßen meine Filmwochenende-Zeit-Budget weiter auf. Stress und Chaos. Naja, kenne ich ja.

Kurzfilmblock Numero Ono.

Und da zeigten sich die angenehmen Seiten des Würzburger Filmwochenendes unter Corona-Bedingungen. Denn im Grunde begann das Filmwochenende für mich erst am Montag. Denn Online konnte mir zumindest schon mal den Kurzfilmblock Teil 1 anschauen. Daheim alleine am Küchentisch, auf dem Notebook, bei Kaffee ohne Kuchen. Einsame Nummer, aber besser als nix.

Wollsocken an, Füße hoch, Film an und das Hirn auf Meta-Meta-Meta schalten: Sargnagel.

Der Dienstag stand immer noch im Zeichen unseres allseits beliebten Filmfestivals. Nur ein wenig weniger einsam. Ich saß am Abend in zauberhafter Begleitung auf dem Sofa und schaute „Sargnagel“ — eine unterhaltsame, verschachtelte, böse und österreichische Meta-Meta-Mockumentary — an. In Gedanken und vor und nach dem Film im Videochat verbunden mit einer wundervollen Freundin. Und natürlich war das nur ein müder Ersatz dafür, wie ein Filmwochenende sollte: Filme gucken, Leute treffen, quatschen, austauschen, lachen, weinen, fragen, erklären, nachdenken und alles noch mal von vorne. Aber trotzdem hat alleine diese nur digitale Verbundenheit den ebenso digitalen Teil des Hybrid-Filmfests für mich deutlich angenehmer gemacht. Zum Film selbst verweise ich wieder auf einen Beitrag von Marius. Nur so viel — ich war der einzige, der nicht erkannt hat, dass eine Schauspielerin zwei Rollen spielt. Oder eine Schauspielerin spielt, die eine Schauspielerin spielt, die … naja, Meta halt.

Mag man nach zwei Jahren Pandemie solche erzwungenen Digitalformate verfluchen — sie haben auch ihre guten Seiten. Hätte ich früher bei einem zeitlich so verkorkstem Wochenende keinen einzigen Film sehen können, blieb mir diesmal doch die digitale Variante als Trostpflaster. Falls es irgendwie für die Filminitiative in Zukunft zu leisten ist, würde ich mich auch in Zukunft über eine digitale Schiene freuen. Aber auch über digitale Kommunikationsräume während des Festival. Warum dann mal nicht über allgemeine Videokonferenzen oder Chaträume für die Festivalbesucher nachdenken?

Was will man da für ein Fazit nach so einem Corona-Filmfest ziehen? Den Leuten der Filminitiative darf man nur Respekt zollen, dass sie es durchgezogen und versucht haben, das Beste aus der Situation zu machen. Auf der Webseite des Filmwochenendes gibt es ein kleines Fazit, aber ohne Besucher/Zuschauerzahlen. Aber vielleicht kommt es auf die Zahlen eh nicht an. Vielleicht heißt es nur „Wir sind da und wollen bleiben“, in Hoffnung auf ein Filmwochenende mit Anfassen im kommenden Jahr. Und einer ordentlichen Filmparty (das ist zumindest meine Hoffnung). Und vielleicht auch weiterhin auf ein paar Bits und Bytes (auch das ist meine Hoffnung).

3 Gedanken zu „Filmwoche a la Hübrid mit einem Hauch von Chaos“

  1. Kein Ding, ich war nur anfangs leicht irritiert. Es ist nicht das erste und sicherlich nicht das letzte Mal, dass mein Vornamen missverstanden wird. Meistens wird daraus allerdings Markus. Von daher warst du durchaus innovativ. 😉

    Ich gehe erst seit 2012 auf das FiWo. Die ersten paar Jahre war ich noch etwas schüchtern und habe jeweils nur einen Film angesehen. Ab 2016 waren es dann drei Filme, seit 2018 sind es meist ein halbes Dutzend.

    Ich hoffe sehr, dass wir uns vor dem nächsten Filmwochenende mal sehen. Sind eigentlich wieder Podcast-Folgen mit den Herren aus Hermkes Romanbuotique geplant?

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  2. Es war sehr schön, dich mal persönlich kennen zu lernen. Aber wer ist Marcel? 😉

    Abgesehen vom Fehlen des ganzen Drumherums (soziales Miteinander etc.) konnte ich das Filmwochenende sehr genießen. Dank der kurzfristigen Einladung zur Eröffnungsfeier habe ich meinen persönlichen Rekord gebrochen und erstmals sieben Filme gesehen. Mittlerweile sind auch alle rezensiert, siehe hier:
    https://www.kino.vieraugen.com/tag/internationales-filmwochenende-2022/

    Sorry, dass dir beruflicher und privater Stress den Festivalgenuss vermiest haben. Um so etwas zu vermeiden, nehme ich mir immer zum Filmwochenende frei. Denn außer Filme schauen, über die Filme schreiben, Essen und Schlafen mache ich an den Tagen nichts anders. Immerhin konntest du außer „The Gravedigger’s Wife“ noch einen Kurzfilmblock und „Sargnagel“ ansehen. Vielen Dank für die mir zugeschriebene Kompetenz usw. Wenn das so weitergeht steigt mir das ganze Lob von mehreren Seiten noch zu Kopf 😉

    Man liest sich und sieht sich!

    Marius

    mwj2.wordpress.com
    http://www.kino.vieraugen.com

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    • Gaahhhhh!!! Hatte ich Marcel geschrieben? 😖 Naja, bei der zweiten Erwähnung war es dann wenigstens richtig! 😂

      Der Stress war ja nicht unbedingt nur negativ (der Ausflug nach Köln war echt schön!), aber ein bisschen mehr entspannte Zeit für ein paar mehr Filme hätte mir schon gefallen.

      Zu meinen selbstständigen Zeiten gab es zum Filmwochenende auch nur Filmwochenende für mich, da bin ich quasi nach der Nachtschiene nur mal kurz heim zum Schlafen und am Vormittag dann wieder ins Kino. Aber da musste man auch noch zwischen Corso, Cinemaxx und anderen Orten hin und her laufen. 😁

      Vielleicht sehen wir uns ja vor dem nächsten Filmwochenende ja wieder – aber spätestens da, ok? 🙂

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