Das letzte Mal gejoggt bin ich vor knapp fünf Jahren. Noch als Raucher. Heute bin ich mal wieder gelaufen. Als Nichtraucher. Ein himmelweiter Unterschied.
Anlass meines Laufs am Morgen war der Residenzlauf, der am 1. Mai wieder mal stattfinden wird. Und Grund meiner Teilnahme am Residenzlauf ist, Gesicht und Trikot zu zeigen für den Verein „Hand in Hand gegen Tay-Sachs und Sandhoff“.
Das Herschfeld-Desaster
Für den Verein bin ich eben vor fünf Jahren auch schon beim Herschfeld-Lauf auf die Piste gegangen. Vier Kilometer galt es zu laufen und ich dachte ganz im Ernst, ich komme nicht an. Ich war etwas zehn Kilo schwerer als jetzt, davon vermutlich ein Kilogramm Teer in der Lunge vom Rauchen. So fühlte es sich zumindest an, ich weiß gar nicht mehr was schlimmer war — die Atemnot oder die völlig überlasteten Muskeln. So ging es mir schon nach Kilometer eins. Ins Ziel kam ich als Letzter gleichzeitig mit einem 76 Jährigen, der sich die letzten 1500 Meter mir angenommen hatte. Als wir im Ziel waren gestand er mir, dass er schon schneller hätte laufen können, aber sein Herzschrittmacher hat ihn runtergebremst.
Neustart am Main
Fast fünf Jahre nach dem Herschfeld-Lauf und vier Jahre nachdem ich mit dem Rauchen aufgehört habe, später jogge ich wieder. Schneckenlangsam zockelte ich am Samstagmorgen am Mainufer entlang, in durchgelatschten Straßenschuhen mit einem Hauch von Turnschuh-Schick. Wie weit werde ich kommen, bevor mit die Puste ausgeht? Oder machen zuerst die Beine schlapp?
Fünf Kilometer sind von mir aus etwa einmal zum Glashaus-Biergarten und wieder zurück. Und zu meiner eigenen Überraschung und Freude gingen die ersten 3,5 Kilometer halbwegs entspannt. Ok, ich war wirklich langsam unterwegs und schnaufte schon recht ordentlich. Aber ich bin gelaufen, nicht gegangen. Und keine Sekunde lang kam der Gedanke, dass ich die fünf Kilometer nicht schaffen würde. Die Zeit dafür war mir erst mal egal.
Die letzten 1500 Meter wurde es dann schon richtig anstrengend. Mein rechtes Bein fühlte sich leicht verkrampft an, ich war jetzt schwer am atmen und der Schweiß lief in Strömen. Und tatsächlich: nach einer dreiviertel Stunde sprang der GPS-Tracker auf 5,00 Kilometer und ich war am Ziel. Besser gesagt auf der Wiese parallel zur Danziger Straße, Höhe Schreibwaren Kestler (einer der süßesten Läden in Würzburg). Ich hatte es geschafft.
Mikro-Training? Nano-Training? Piko-Training?
Jetzt, sieben Stunden später, wo ich diesen Text schreibe, merke ich die Beine ganz schön. Und mir wird klar, dass ein wenig mehr Training für den Residenzlauf wohl kein Fehler gewesen wäre. In den kommenden sieben Tagen werde ich da keine Wunder wirken können. Vielleicht so ein- oder zweimal die fünf Kilometer laufen, noch ein paar kurzen Strecken oder schnelle Spaziergänge. Das wird reichen müssen, um in der einen Stunde ins Ziel zu kommen, bevor der nächste Lauf beginnt.
Heute wurde mir mal wieder bewusst, wie viel sich bei mir in den vergangen fünf Jahren getan hat. Nicht mehr Rauchen war eine sehr gute Entscheidung, der Jobwechsel nach Würzburg und damit zum Fahrradfahren und Gehen zur Arbeit und im Alltag, die viele Spaziergänge in den beiden Corona-Jahren — das alles hat meinem Körper ziemlich gut getan. Und obwohl der in der Zeit ja auch um fünf Jahre gealtert ist, fühle ich mich doch viel besser als damals.
Am Sonntag wird’s Ernst!
Trotz allem habe ich großen Respekt vor dem Residenzlauf am Sonntag in einer Woche und bin froh wenn ich in der Stunde gut dort ankomme. Aber ich laufe ja nicht allein. Und vielleicht feuert ihr mich an? Der Fit-for-Fun- und Firmenlauf fängt um 12.20 Uhr an. Und wer meint, ich habe meine Sache gut gemacht, darf dem Verein gerne was spenden.
Ich habe ein gutes Gefühl. 🙂
3 Gedanken zu „Rauchfrei laufen: Fünf Jahre und fünf Kilometer später“