Ein paar Hintergründe zur Mastodon-Instanz wue.social
Erinnerst sich noch jemand an die Wuerzburg Web Week in diesem Jahr? Natürlich alle! Aber erinnert ihr euch noch an meine Sonntagssession „Social Media ohne Twitter & Co“, in der es um die freien sozialen Netzwerke, das Fediverse geht, unter anderem um den Dienst „Mastodon“.
Meine von mir seit zweieinhalb Jahren betriebene Mastodon-Instanz wue.social hatte zu diesem Zeitpunkt 30 Nutzerkonten, von denen ich sechs selbst bespielte — bzw. von mir geschriebene Programme. Der Rest der Nutzerinnen und Nutzer waren Freunde und Bekannte vorwiegend aus meinem IT/Nerd-Umfeld. Dazu noch ein paar wenige mir Unbekannte, die über die Zeit auf der Instanz gestrandet sind. Das war am 23. Oktober 2022.
Fünf Tage später kaufte Elon Musk nach einem kuriosen Vorspiel Twitter. Und machte gleich viele seltsame Dinge, über die in den großen Medien bereits ausführlich berichtet wurde. 18 Tage nach dem M-Day (der „Musk-Tags“) gibt es auf wue.social 72 Accounts — in nicht mal drei Wochen hat sich diese Zahl weit mehr als verdoppelt. Viele Menschen sind von Twitter zu Mastodon gewechselt, seit es um „mal zu gucken“, als Ergänzung ihres Social-Media-Portfolios oder als Ersatz ihres jetzt gelöschten Twitter-Accounts.
Mit 72 Accounts ist wue.social immer noch eine ziemlich kleine Instanz im Fediverse. Aber doch schon wieder so sehr gewachsen, dass ich viele Dinge überlegen und lernen musste, die ich für meine Beinahe-Privat-Instanz aufgeschoben oder noch nicht so auf dem Schirm hatte. Dazu ein paar völlig unsortierte Gedanken.
Nette Nutzende, wenig Arbeit
Danke für die tollen Nutzerinnen und Nutzer von wue.social. Denn die größte Gegenleistung für die Nutzung von wue.social ist, dass man mir möglichst keine Arbeit macht. Mittlerweile kenne ich die meisten Menschen hinter den Accounts eben nicht mehr. Und auch wenn man für die Registrierung für Leute aus dem Raum Würzburg ist und man zumindest ein kurzes Sätzchen schreiben muss, weiß ich natürlich nie, wen ich mir mit dem Klick auf „Akzeptieren“ an Bord hole.
Ich muss mir mal über ein Moderatoren-Konzept nachdenke bzw. erst mal ein paar Moderatoren oder Moderatorinnen rekrutieren. Wobei die, wenn es so bleibt, eine völlig ruhige Kugel schieben können. Bisher wurden die wenigen und damals mal schnell hingeschmierten Regeln eingehalten. Behaltet das bitte bei, liebe WueSocialistas!
Hungriges Fediverse
Ich hatte unterschätzt, wie viel Speicherplatz so eine Instanz schlucken kann. Angefangen habe ich mal mit 20 Gigabyte, aber schon der Linux-Server brauchte rund 10 GB. Also hatte ich mal 40 GB dazu gebucht, in der Annahme dass das bis in alle Ewigkeit — oder zumindest sehr lange — ausreichen wird. Denn es macht sich ein Nachteil von Mastodon bemerkbar: Viele Daten werden mehrfach auf vielen Servern gespeichert. Wenn ich ein Bild in Mastodon poste, dann landet eine Kopie des Bilds auch auf der Festplatte der Instanz, auf der Menschen mir folgen. Und folgen mir Menschen von vielen verschiedenen Instanzen, dann landet da Bild auf vielen Servern. Und eben umgekehrt. Auf dem wue.social-Server sind 540 MB lokal an Mediendateien — vorwiegend Bilder — gespeichert. Dafür aber 12 GB an Medien von fremden Accounts, das rund zwanzigfache. Mit den Profilbildern und Headerbildern ist es das gleiche Spiel.
Teile der externen Medien werden regelmäßig gelöscht (und bei bedarf wieder nachgeladen), aber durch das rasante Wachstum sind viele neue Account auf der Instanz dazu gekommen, die wiederum vielen anderen Accounts im Fediverse folgen — was zu vielen Kopien von externen Medien auf der wue.social-Festplatte führt. Mittlerweile ist das Volume, auf dem Mastodon läuft, 60 Gigabyte groß. Ich bin gespannt, wie lange das reicht.
Nichts ist umsonst, nicht einmal das Fediverse
Auf den großen Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram postet man alle möglichen Inhalte, ohne sich irgendwelche Gedanke zu machen. Vielleicht ist das eines der Dinge, die man im Fediverse lernt oder zumindest lernen sollte — alles Tun im Internet braucht Ressourcen. Und für diese Ressourcen muss jemand in irgendeiner Form zahlen.
Aktuell bin das für die Mastodon-Instanz wue.social ich. Und noch verjuble ich dabei meine Altersvorsorge nicht. Ein kleiner vServer bei Hetzner plus das 60 Gigabyte-Volume sind so knapp sieben Euro pro Monat. Eine Preiserhöhung für kommendes Jahr ist aber schon angekündigt. Aber noch ist für mich alles gut. Ich habe mir selbst mal zehn Euro pro Monat als Summe gesetzt, die ich für wue.social springen lassen würde. Und ich fürchte, da werde ich auch in nicht allzu ferner Zukunft landen.
Wen das finanziell schlechte Gewissen deswegen plagt — ihr könnt gerne beliebig große Geldsummen im Namen von wue.social an die Würzburger Tafel, an die Bahnhofsmission, an die Wärmestube, an das WürzburgWiki oder an Hand in Hand gegen Tay-Sachs & Sandhoff (bin in beiden Vereinen Mitglied) spenden. Oder an sonst einen guten Zweck. Bis ich laut Gegenteiliges sage, brauche ich keine finanzielle Unterstützung. Aber Danke für die vielen Angebote.
Die Zukunft von wue.social
Über die Zukunft der wue.social-Instanz bin mir selbst noch nicht im Klaren. Wenn sie richtig groß werden sollte, kann ich sie mir finanziell als Hobby nicht mehr alleine leisten. Dann wäre ich auf Spenden angewiesen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, die Instanz an einen Verein anzudocken oder öffentlich fördern zu lassen. Mal sehen.
Eine andere Möglichkeit wäre, einfach den Deckel auf die Registrierung zu setzen. Einfach nicht mehr als beispielsweise 100 Accounts bei wue.social zulassen. Diese Idee hat für mich im Moment einen gewissen Reiz. Nicht für aus finanzielle Gründen. Sondern auch aus Fediverse-Gründen. Denn das Fediverse — Mastodon ist ein Teil davon — ist ein dezentrales Netz. Und riesige Instanzen gehen eigentlich gegen diesen Grundgedanken des Fediverse. Kleine Instanzen sind meiner Meinung nach besser zu pflegen. Mega-Instanzen wie mastodon.social — das sich langsam auf die Eine-Millionen-Accounts zu bewegt — sind schleppen ja fast schon wieder die Probleme der kommerziellen Plattformen mit ins Fediverse. Wo ich — oder wir? — die Grenze bei wue.social ziehen werde? Ebenfalls mal sehen.
Ich hätte nichts dagegen, gäbe es im Raum Würzburg und Unterfranken mehrere Instanzen. Und besonders schön fände ich es, wenn sich auch die offiziellen Stellen — Kommunen, kommunale Betriebe oder Abteilungen — im Fediverse aktiv wären. Denn die ausschließliche Social-Media-Öffentlichkeitsarbeit hinter den hohen Zäunen von kommerziellen Plattformen ist genau genommen nicht in Ordnung. Besonders wenn es frei zugängliche und datensparsame Alternativen gibt. Warum also nicht gleich eine eigene Instanz für zum Beispiel alle unterfränkischen kommunalen Einrichtungen?
Tipps und Bröggli
Das waren ein paar Gedanken speziell zur wue.social-Instanz. Ganz allgemeine Hinweise und Tipps zur Mastodon und zum Fediverse habe ich in mein allgemeines Blog herrthees.de getippt.
Headerbild: DALL-E
Danke, dass Du bei mir auf „Akzeptieren“ geklickt hast. Ich fühle mich Pudelwohl auf wue.social. Wenn moggadodde Dir was zum trinken spendiert, gibts von mir a baar Bradwürschd mid Graud d’zu.
Danke, dass ich mitmachen darf! Deine Plattform ist eine Wohltat für meine Nerven, ich beginne, wieder Spaß im/am Netz zu finden, nach dem Bad in der Jauchegrube, die Twitter zuletzt war und bin gern bereit, meinen Teil zu leisten, und wenn’s in Naturalien (Schoppen?) ist!