Das Zittern vor meiner ersten Briefwahl

Seit meiner ersten Wahl — der Europawahl 1989 — habe ich keine Möglichkeit ausgelassen, auf Europa-, Bundes-, Landes- oder Kommunalebene meine Stimme abzugeben. Auch wenn sie mich manchmal anstrengt und nervt — ich mag Demokratie.

Und ich mag beim Wählen auch, dass ich in einer Wahlkabine meine Kreuzchen mache. Auf zu kleinen Stühlen in der Grundschule hocken und mit einem Buntstift Härtegrad Extraweich in der kleinen Sperrholz-Wahlkabine den tischdeckengroßen Wahlzettel ausfüllen. Kein Witz, ich finde das wirklich toll.

So finde ich es schade, dass ich am 8. Oktober zum ersten Mal in meinem Wahlleben nicht am Wahltag da sein werde, beziehungsweise ist es zu unsicher, ob ich rechtzeitig vor Schließung der Wahllokale wieder in Würzburg sein werde.

Also hatte ich zum ersten Mal Briefwahl beantragt. Das ging über den QR-Code auf der Wahlbenachrichtigung überraschend einfach. Was danach mit meinem Briefwahlwunsch passiert, ist wohl nicht mehr so einfach. Denn jeden Tag, an dem ich danach voller Vorfreude und Herzklopfen zum Briefkasten gegangen bin und enttäuscht ohne meine ersten Briefwahlunterlagen wieder zurück, wurde ich etwas misstrauischer. Hatte ich doch was falsch gemacht? Wie lange dauert es normalerweise, bis die Unterlagen ankommen?

Nach zweieinhalb Wochen rief ich dann doch mal beim Wahlamt an. Laut Eintrag habe ich am 3. September die Unterlagen beantragt — was auch stimmt. Und am 4. September hat die Stadt Würzburg sie verschickt, wurde mir am Telefon mitgeteilt. Was nun vielleicht stimmt, vermutlich aber nicht.

Denn ich war wohl nicht der einzige, der beim Wahlamt angerufen und seine Briefwahlunterlagen vermisst hat. Und da hat die Stadt doch mal nachgeforscht, mit dem Ergebnis:

„Wie nun ermittelt wurde, kam es Anfang September an einem Tag zu einem technischen Problem im Wahlamt, so dass einer der bearbeiteten Druckaufträge mit Wahlunterlagen nicht vollständig gedruckt wurde.“

Pressemitteilung Stadt Würzburg

Rund 3000 Briefwahlunterlagen wurde also nicht verschickt. Und darunter wahrscheinlich auch meine allerersten Briefwahlunterlagen. Jetzt harre ich der Dinge und ob in den nächsten Tagen in meinem Briefkasten ein Brief vom Wahlamt liegt. Wenn nicht, dann kommt es doch zum Plan B, den mit der — übrigens sehr nette — Mitarbeiter im Wahlamt bei meinem ersten Telefonat vorgeschlagen hat: Ins Rathaus, Zimmer 34 gehen, unterschreiben und meinen Wahlzettel mitnehmen oder dort direkt ausfüllen.

Aber wenn ich schon mal Briefwahl mache, dann will ich das auch am Küchentisch machen. Muss mir halt noch einen kleinen Stuhl, was als Sichtschutz und einen weichen Buntstift besorgen.

3 Gedanken zu „Das Zittern vor meiner ersten Briefwahl“

  1. Haben Sie Ihre Briefwahlunterlagen schon erhalten? Meine sind nach Wochen immer noch nicht da und im Wahlbüro ist niemand zu erreichen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Daniela

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    • Die eine Hälfte des Haushalts hat mittlerweile die Unterlagen erhalten, die andere — ich — bisher immer noch nicht.

      Am Montag werde ich mal direkt zum Wahlamt gehen, die Zeit wird langsam knapp für mich.

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