Brief da, Stimmen drauf, Brief weg

Da hatten sowohl die Stadt Würzburg als auch ich Glück – meine Briefwahlunterlagen kamen heute, am 4. Oktober, endlich per Post an. Nach über einem Monat und nur wenige Stunden vor meiner letzten praktischen Möglichkeit konnte ich meine Stimmen bei der Landtag- und Bezirkstagswahl abgeben — oder was die ausgefüllten Stimmzettel angeht, abgeben lassen. Die Wahl selbst in der Küche hat nur wenige Minuten gedauert. Und dafür das ganze Drama.

Ich bin froh, dass ich meine Stimmen noch abgeben konnte. So kann ich sicher sein, dass wenigstens ein Mensch keine Faschisten- oder Schwurblerpartei gewählt hat. Ja, okay, ich habe schon den starken Verdacht, dass ich nicht der einzige sein werde. Aber man weiß ja nie. Denn nicht wählen und hoffen, dass die anderen schon irgendwie in meinem Sinne mitwählen, das wäre dumm.

Dass ich froh bin, heißt aber nicht, dass ich damit glücklich bin, wie das mit meiner ersten Briefwahl gelaufen ist. Da hat mich die Stadt Würzburg schon enttäuscht. Dass so eine Panne mal passieren kann — schlimm genug. Ich weiß ja bis heute nicht, wie genau es geschehen konnte, dass 3000 Briefwahlunterlagen nicht gedruckt und nicht verschickt wurden und niemand merkt es.

Aber, dass ich als mutmaßlich von der Panne betroffener Wähler danach im Regen gelassen wurde, fand ich nicht gut. Und da sind für mich noch Fragen offen. Warum wurde meine Briefwahlunterlagen denn erst an diesem Montag verschickt? In dem Entschuldigungsschreiben der Stadt, das meinen Wahlunterlagen beilag, steht, dass „das Wahlamt in der vergangenen Woche und am Wochenende alle individuellen Anträge auf Briefwahl ordnungsgemäß bearbeitet und zum Versand gebraucht [hat]„.
Datiert ist der Brief auf den 26. September 2023, also den vorletzten Dienstag, vor über einer Woche. Was ist passiert? Eine erneute Panne? Sind da noch Unterlagen, die noch später rausgeschickt werden oder am Ende gar nicht?

Mein Vertrauen in die Stadt Würzburg ist damit, was in Zukunft Briefwahlen angehen wird, natürlich dahin. Was wäre gewesen, wäre ich heute in den Urlaub gefahren? Dann hätte ich genau einen Monat vorher die Unterlagen angefordert, hätte in der Zeit mehrmals aktiv nachgefragt und mich gekümmert, aber am Ende doch nicht wählen dürfen. Das kann und darf nicht sein.

2 Gedanken zu „Brief da, Stimmen drauf, Brief weg“

  1. Puh, da wäre ich ja auch komplett genervt! Das darf echt nicht passieren, ich verstehe deinen Ärger sehr gut. Na, dieses Risiko wirst du nicht mehr eingehen, wenn du nicht musst!
    Hier auf dem Land klappte das vorbildlich: Code scannen, zack, Unterlagen am nächsten Tag im Kasten. So hatte ich mich genug Zeit, mich eingehend zu beschäftigen. Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich Briefwahlfan!

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  2. Das mit dem Urlaub hatten wir letzte Woche im Büro. Ein Kollege hat sich Mitte der Woche in den Urlaub verabschiedet und ist dann doch nochmal aufs Wahlamt gegangen um nachzufragen.
    Mich hat es bei der letzten Wahl auch erwischt, deswegen kannte ich den Spaß schon.
    Man darf gespannt sein, ob die Auszählung dieses Mal klappt oder ob man auch wieder erst Tage später liefern kann.

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