Meine fast 30 von 50 Jahren Filmwochenende

Morgen beginnt das 50. Internationale Filmwochenende in Würzburg. Die Ticketreservierung für die Filme begann online oder telefonische schon heute Nachmittag. Ich konnte kurz vorher noch eine der letzten Fünferkarten ergattern, bis kurz davor wiederum war nicht ganz klar, wie mein Wochenende ablaufen wird. Aber das hat sich — Danke, Bahnstreik! — zumindest halbwegs geklärt.

Das Kontingent für die Online-Ticketreservierung war ruckzuck ziemlich erschöpft. Am Mittwochabend war das nur noch für wenig Filme möglich. Für einen Film am Donnerstagabend konnte ich eine Karte reservieren, jetzt muss ich erst mal über Pläne B bis E zum Kartenkauf grübeln. Scheint wohl ganz schön was los zu sein, im Jubiläumsjahr.

Meine ersten 30 Jahre FiWo

50 Jahre Filmwochenende in Würzburg. Fast 30 Jahre durfte ich dabei sein, mal mehr, mal weniger. Also ich 1994 als junger Kerl nach Würzburg gezogen, besuchte ich auch gleich das Festival. Das fand ich als Kleinstädter sehr cool. Meine Planungen für das Filmwochenende war schon auch damals eher wenig planvoll. Und ich glaube, es war in diesem Jahr, wo ich planlos in einem, nochmals: glaube ich, — die Erinnerung ist etwas trüb — pakistanischen Film mit französischen Untertiteln landete. Und mein Französisch ist nur unwesentlich besser also mein Pakistanisch. Glücklicherweise redeten die zwei bis drei Schauspieler recht wenig und ich erfreute mich an eher statischen Aufnahmen — mutmaßlich — pakistanischer Landschaften. Also vor allem Felsen und Wüste. Auch wenn ich bis heute nicht weiß, worum es in dem Film ging — ach, irgendwie hatte das was.

Ehrlich gesagt bin ich gar kein großer Cineast. Ich gehe nicht sehr oft ins Kino, schon immer. Gefühlt schaue und schaute ich 90 Prozent meiner Kinofilm im Jahr während des Filmwochenendes an. Das war über die Jahrzehnte aber recht unterschiedlich. Es gab eine Phase, da ging ich gar nicht zum FiWo. Und dann wieder mehrere Jahre, da hatte ich nach zwei Tagen schon meine Zehnerkarte verbraten und bin noch in fünf weitere Filme gegangen.

Das Würzblog und das Filmwochenende

Für mich als Blogger war das Filmwochende etwas Besonderes — darum habe ich über die Jahre wirklich viel darüber geschrieben. Das Festival war eine der ersten großen Kulturveranstaltungen, die mir von sich aush und ohne Verhandlungen als Hobby-Blogger den gleichen Status einräumten wie den Berufs-Journalisten — was mir meine erste Einladung zu einer Pressekonferenz und einen meiner ersten Presseausweise einbrachte. Und vielleicht legte das auch den Grundstein zu meinen späteren beruflichen Wechsel in den Journalismus.

Den Ausweis nutze ich gar nicht sehr aus, ich achtete darauf, dass zahlende Besucherinnen und Besucher auf jeden Fall Sitzplätze im Kino hatte und hockte im Zweifelsfall lieber auf den Stufen. Später kaufte ich trotz des Ausweises Kinotickets, um das Festival auch finanziell zu unterstützen, aber auch, um beim Bloggen besser die Perspektive des zahlenden Kunden einnehmen zu können. Aber Spaß machte das mit dem Presseausweis schon, er öffnete manche (Gesprächs)Tür etwas schneller.

Dankbar bin ich über die Menschen, die ich über das Filmwochenende kennenlernte. Das sind auch Besucherinnen und Besucher, die man über die Jahre fast nur dort traf und kennenlernte. Aber das sind auch Mitglieder der Filminitiative, was mich in jüngeren Jahren zu ein paar … sehr … interessanten … Filmini-Partys führte. 🙂

Das Filmwochenende für mich

Und so war das Filmwochenende für mich nicht nur, Filme abseits des Mainstreams zu schauen, die ich sonst wohl nie auch nur im Entferntesten wahrgenommen hätte. Es war ein Ort, interessante Menschen zu treffen und kennenzulernen. Um mich inspirieren zu lassen. Und die Festivalnächte intensiv gut und schlecht zu träumen. Und zu tanzen und zu feiern (hach, die Filmpartys!). Um cineastisch andere Länder, Sprachen und Kulturen ein klein wenig kennenzulernen. Um zu lachen, zu weinen, nachdenklich zu werden, völlig gaga zu werden, mich zu gruseln, mich zu ekeln, mich zu freuen, zu lernen, zu verstehen, mich zu wundern, irritiert zu werden, Perspektiven zu wechseln, verzückt zu werden und mit wundem Arsch und steifen Beinen spätnachts zufrieden nach Hause zu wanken.

Liebe Filmwochenende und die vielen lieben Menschen, die dich ermöglicht haben: Auch wenn die letzten Jahre nicht leicht für dich waren, danke ich dir und wünsche dir zum 50. alles Gute. Du hast dich in den vergangenen fünf Jahrzehnten verändert und wirst dich auch in Zukunft verändern. Aber ich hoffe, dass es dich noch sehr lange geben wird. Mich würde es freuen.

P.S. Marius Medienhobbit hat auch über seine Filmwochenende-Geschichte geschrieben

4 Gedanken zu „Meine fast 30 von 50 Jahren Filmwochenende“

  1. Danke für das Verlinken meines Beitrages. Bei mir sind es erst 12 Jahre persönliche Geschichte mit dem Filmwochenende. Ich hoffe wir sehen uns dieses Wochenende dort.

    „Marius Medienhobbit“, muss ich das jetzt als Künstlernamen offiziell anmelden? 😉

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