So, jetzt ist es an der Zeit, die mir seit Anfang Juli selbst verordnete Blogpause — und Pause von vielem anderen auch — mal aufzuheben oder wenigstens zu lockern. Bei aller Notwendigkeit, mich möglichst zu schonen, ist es irgendwann auch mal gut.
Dabei gab es in den vergangenen Wochen etliche Dinge hier in Würzburg, wo es mir schon in den Tippfingern gekribbelt hat. Ein paar unüberlegte Gedanken in aller Kürze und Unvollständigkeit.
Queerer Trubel
Vom queeren Würzburger Leben gab es ein paar Nachrichten. Zum CSD in Würzburg hatte ich ja das Blog umdekoriert und noch ein paar Zeilen geschrieben. Fast zwei Wochen später bekam das WUF-Zentrum vom Oberbürgermeister einen Preis verliehen. Auf dem Gruppenfoto: Ehepaar Keller, das fünf Jahre zuvor schon mal auf einem Gruppenbild vor dem Rathaus zu sehen war, nachdem sie vom Stadtoberhaupt einen Preis überreicht bekommen hatten. Die zwei sahnen ganz schön ab. Leider gab es noch unschöne Nachrichten: Der eben erst wieder hergestellte Regenbogen vor der Residenz wurde schon wieder übermalt — aber der Arsch wurde gleich geschnappt. Und es gab Vorwürfe, dass es wohl Übergriffe gegen Leute am CSU-Stand am CSD gab (€). Keine richtige heftige Gewalt, sondern Angriffe mit Wasserpistolen und Joint-Rauch. Nicht schlimm aus meiner Sicht, aber aus der gleichen Sicht heraus auch nicht schön und macht man nicht. Aber da hat sich nach Jahrzehnten nicht unbedingt homophiler Politik der CSU wohl ein klein wenig Frust aufgebaut. Absolut verständlich. Und dass sich gerade unsere CSU-Landtagsabgeordnete Behr darüber aufregt – naja. Ich fand die Aktion eher scheiße. Klar ist es schon komisch, die CSU ganz offiziell bei einem Christopher Street Day zu sehen, das hätte vor zehn Jahren auch niemand gedacht. Und über die Motive kann ich nur spekulieren. Aber wenn auch nur ein kleiner Teil der CSU der LGBTQI*-Community positiv gegenüber steht, dann sollte man das nicht torpedieren. Ich hatte schon vor 16 Jahren Respekt vor dem jungen CSU-Stadtrat Aron Schuster, der beim CSD auf der vollen Mainbrücke gesprochen hat. Bejubelt wurde er wirklich nicht, aber es hat es trotzdem durchgezogen, weil er es wollte.
Laby auf der roten Liste
Die Uhr tickt nach wie vor für die Posthalle. Aktuell heißt es immer noch, Ende 2025 oder vielleicht Anfang 2026 ist Schluss. Und einen sehr weiten Steinwurf entfernt droht das nächste Drama in der Würzburger Kultur/Unterhaltungs-Ecke: das Laby ist in Gefahr. Auf dem Areal könnten Bürogebäude gebaut werden. Ob überhaupt, ist noch unklar und es würde wohl noch eine Weile dauern. Entschieden ist noch nichts. Aber irgendwie bröckelt da in Würzburg gerade so einiges.
Die unendliche Baustelle
Irgendwie war es ja klar: das mit der Sanierung des Mainfranken-Theaters wird sich noch länger als eh schon hinziehen. 2029 steht als Jahr im Raum und es ist zu vermuten, dass auch diese Zahl nicht auf die Karten für die Eröffnungsparty gedruckt werden wird. Und länger bedeutet vermutlich auch teurer. Wie wohl die bisherige Reihe der Kostenschätzungen – 72, 103, … vervollständigt werden wird? Ob es das wert sein wird? Schon vor zwölf Jahren habe mich das gefragt — zugegebenermaßen egoistisch und sehr provokant — und ich frage mich das heute immer noch. Klar darf und muss Kultur kosten und muss öffentlich finanziert werden. Doch bis zu welchem Punkt? Wann ist es keine Kultursubvention mehr, sondern nur noch absurd? Bei 200 Millionen Euro? Bei 500 Millionen Euro? Bei einer Milliarde? Aber jetzt ist es natürlich viel zu spät, jetzt muss Würzburg durch und zahlen, was immer es kosten wird. Aber immerhin haben wir unsere eigene kleine Elbphilharmonie. Oder Berliner Flughafen. Oder Stuttgart 21.
Bitterer Freizeitverzicht
Meine freiwillige Pause hat sich nicht nur auf das Blog erstreckt, sondern auch auf meine Freizeit. Das hieß für mich: kein U&D Karlstadt (das hatte ich ja schon geschrieben und damit die Pause gleich mal unterbrochen), keinen Hafensommer (The Notwist hätte mich sehr gereizt), kein Uferweinfest in Randersacker, kein Killiani am Schützenhof (Kiliani erst recht nicht, macht aber gar nix). Auf manches davon zu verzichten, war schade. Und manches wirklich, wirklich bitter. Ich hoffe nur, es hat sich gelohnt.
Freie Unfälle
Ich mag ja offene und freie Daten. Und da habe ich mich über eine wohl neue Version des Unfallatlas gefreut. Da kann man auf einer Karte sehen, wo in den Jahren Unfälle passiert sind (und von der Polizei erfasst). Auf Gemeindeebene ist der Ort sogar relativ genau angegeben. Und so kann man Würzburg durchstöbern und schauen, wo es Fahrradunfälle gab, wo Unfälle mit Fußgängern und wo es leider Verkehrstote gab. Richtig Häufungen habe ich auf den ersten Blick nicht erkannt — ok, am Berliner Ring sind die Punkte der Radunfälle etwas dichter. Schöne Datenvisualiserung der Statistischen Bundes- und Landesämter.
Immer noch so schlimm?
Ja und Nein. Die Tagesformen schwanken gerade sehr stark.