Was ist das doch für ein berauschendes Gefühl, mit einer Straßenbahn direkt von der Sanderau in die Innenstadt Würzburgs zu fahren. Nicht nur, dass ein paar mehr der außer Dienst genommenen Straßenbahnen der Unglücks-GT-N-Reihe wieder auf den Schienen fahren, sondern auch die „Sommer-Baustelle“ ist beendet und der Schienenersatzverkehr mit den Bussen rund um die Innenstadt auch.
Und ich will mir gar nicht ausmalen, was erst in der Zellerau heute los sein muss. Zehn Monate SEV und eine Tariferhöhung später mal wieder mit einer Straßenbahn im Stadtteil unterwegs sein, das muss schon ein tolles Gefühl sein. Kein Wunder, dass gestern und heute im Fediverse manch emotionaler Betrag zu lesen war.
Ganz geschmeidig läuft der Straßenbahnverkehr damit immer noch nicht, nur die Linien 4 (Sanderau – Innenstadt – Hauptbahnhof – Zellerau) und die Linie 5 (Rottenbauer – Heuchelhof – Heidingsfeld – Innenstadt – Hauptbahnhof – Grombühl) fahren, tagsüber im Zehn-Minuten-Takt. Der sogenannte „Neustart-Fahrplan“. Umsteigen wird also weiterhin Volkssport in Würzburg bleiben.
Die meisten der Strabas, die jetzt unterwegs sind, sollen angeblich barrierefrei sein, doch ein paar der uralten fotogenen GT-D-Straßenbahnen mit dem schmalen Einstieg über eine steile Treppe fahren immer noch. Aber zumindest haben wieder Menschen in Rollstühlen, mit Kinderwägen, Rollatoren, Geh- oder Sehbehinderung oder einfach vielen Lebensjahrzehnten auf dem Buckel — wie meine Mutter — mal wieder eine Chance, mit der Straßenbahn in die Innenstadt zu kommen. Die alle hatten in den vergangenen Monaten echt keine schöne Zeit.
Sommer-Baustelle. Dass die WVV schon einen eigenen Namen für die Baustelle während der Ferienzeit hat, macht mir ein wenig Sorgen. Denn es ist wie mit Stallhasen. Bekommt da einer einen Namen, will ihn keiner essen und man wird den nicht so schnell wieder los. Irgendwann wird dann in den WVV-Pressemitteilungen fröhlich von der „traditionellen Sommer-Baustelle“ die Rede sein und die Bürgerinnen und Bürger können bei einem Ratespiel um den genauen Ort der Baustelle rätseln. Schon wieder die Rathauskurve? Die wird aber auch nie langweilig, was man da alles in den Boden verlegen kann. Einzeln. Jahr für Jahr. Irgendwie klingt „Sommer-Baustelle“ verdächtig danach, dass jetzt jeden Sommer in der Innenstadt gebaut wird. Warten wir’s mal ab, ob es im kommenden Jahr wieder einen „Neustart“ geben wird.
Ohne Sommer-Baustelle gäbe es auch weniger zum Jammern und Schimpfen. Das darf auch nicht sein.
Du weißt doch, Dinge, über die man jammern und schimpfen kann, sind in Würzburg ein nachwachsender Rohstoff. 😉