Der Hallen Freud‘, der Hallen Leid

Nun könnte es sie tatsächlich bald geben, die neue Multifunktionsarena in Würzburg. Und „bald“ könnte wirklich relativ bald sein, der Herbst 2028 wurde für eine Eröffnung in den Raum geworfen — wenn alles gut geht. Und dass finanziell alles gut geht, dafür will jetzt die Stadt Würzburg persönlich sorgen und legt noch zu ihren ursprünglichen 16 Millionen Euro nochmal 18,5 Millionen Euro in den Topf, der insgesamt 85 Millionen Euro groß ist.

34,5 Millionen Euro hat die Stadt natürlich nicht einfach so im Brotkasten liegen, das ist auch für den Würzburger Haushalt eine Menge Kohle in finanziell ohnehin nicht leichten Zeiten. So richtig klar ist auch nicht, wo das Geld herkommen soll. Aber wohl von privaten Förderern des Hallenprojekts — vielleicht gibt es ja mehr davon, jetzt, wo es konkreter wird — oder durch eine Erhöhung der Gewerbesteuer für ein paar Jahre.

Ob das mit der Gewerbesteuererhöhung so fair ist, kann man drüber streiten. Klar würde das Gewerbe von einer Multifunktionsarena profitieren und kann darum auch mehr zur Kasse geben werden. Aber natürlich profitieren nicht alle Gewerbetreibenden von der Halle, aber alle müssten mehr zahlen. Ich glaube nicht, dass die höhere Steuer die Unternehmen in den Ruin treibt. Aber unter Umständen könnte das für das eine oder andere Unternehmen aus Zünglein an der Waage für eine Entscheidung für oder gegen eine Ansiedlung in Würzburg.

Mutige finanzielle Entscheidung der Stadt wie ich finde. Über die ich doch etwas erstaunt war. Nach all den Jahren des Herumeierns will man nun auf Biegen und Brechen Nägel mit Köpfen machen. Wäre man vor Jahren oder gar Jahrzehnten so mutig gewesen, hätte man die Halle vermutlich deutlich günstiger haben können.

Und was mir noch nicht ganz klar ist: Was, falls der Bau der Halle neben der Grombühlbrücke jedoch doch teurer wird als die 85 Millionen Euro? Vielleicht sogar deutlich teurer? Ich weiß, verrückter Gedanke und das ist ja so auch noch niiiiiiieeeeeee vorgekommen. Wer muss dann mehr zahlen? Der Bund und das Land mehr an Fördergeldern? Die Stadt Würzburg? Wird die Gewerbesteuer dann noch mehr erhöht? Baumaterial vom Mainfrankentheater — das bis 2028 ja eh noch nicht fertig saniert sein wird — für die Halle abgezweigt?

Ich gestehe, ich fände es toll, wenn Würzburg eine Multifunktionsarena bekäme. Noch dazu eine klimaneutrale Halle, sehr zukunftsbewusst. Aber bis es so weit ist, gibt es noch viele Hürden zu nehmen, beispielsweise finanzielle oder verkehrsplanerische, bei der Wahl des Betreibers kann man sich mehrere Eier legen.

MiGro und MuFu

Und so sehr ich mich für die Stadt freue, wenn am Ende alles gut über die Bühne gegangen ist — eigentlich finde ich eine andere Halle viel wichtiger. Denn mir persönlich wird eine mittelgroße Halle sehr viel mehr fehlen. Und wenn die Posthalle Ende 2025 — wie es aktuell aussieht — dann doch schließen wird, sieht es in Würzburg zappenduster aus. Dann bleiben noch ein paar ganz kleine Bühnen und das war’s dann.

Die neue MuFu werden ich vielleicht mal zu einem oder anderen Basketballspiel besuchen. Aber ich fürchte, ein Großteil der Konzerte in dieser Größenordnung — 7000 Besucher*innen sollen da mal reinpassen — wird mich nicht interessieren. Dass ich in diesem Jahr zum Fanta4-Konzert in die Tectake-Arena gehe, ist ein aus einer Sauflaune heraus entstanden und der Tatsache geschuldet, dass ich in Hausschuhen dort hingehen kann. Aber im Normalfall bin ich viel mehr auf deutlich spannenderen Konzerten im Immerhin oder in der Posthalle unterwegs. Wo Tickets auch noch im unteren zweistelligen Bereich zu haben sind. Und wo wird das 2026 stattfinden? Tja.

Aus meiner ganz persönlichen Sicht — und der Dachverband der freien Kulturträger ist da nicht weit von entfernt — wird die MuFu, die Multifunktionsarena, eine Luxuslücke in Würzburg schließen. Das ist hin und wieder schön. Aber ohne MiGro, eine mittelgroße Spielstätte, wird eine tiefere, breitere und spürbarere Lücke entstehen. Und da würde ich mir wünschen, dass die Stadt Würzburg sich des Themas mal ebenso enthusiastisch und mutig annimmt.

5 Gedanken zu „Der Hallen Freud‘, der Hallen Leid“

  1. Würzburg braucht eine große Halle da führt kein Weg dran vorbei. Was mich aber ärgert ist das Timing. Hätte die Stadt Jahre früher in den ‚fetten Jahren‘ solche Hauruck Aktionen gebracht hätte Ich mehr Verständnis gehabt. Jetzt mit so vielen Baustellen im wahrsten Sinne können wir alle nur die Daumen drücken dass nichts schief läuft. Sonst kann das echt nach hinten losgehen.

    Und ich drücke die Daumen!

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  2. Ich würde mich sehr über eine große Halle für Würzburg freuen. Aber mir wird ein wenig mulmig. Die städt. Einnahmen gehen zurück und das wird wahrsch. die nächsten Jahre so bleiben. Die Kosten für das Stadttheater schießen nach oben, Straßensanierungen im großen Stil stünden eigentlich an und wenn dann noch die Mufu aus dem Ruder laufen würde . . . das wäre ein echter Tiefschlag für die Stadt. Ein riskantes Spiel aus meiner Sicht in einer denkbar schlechten Zeit dafür.

    „mufu“ ist ein schöner Ausdruck, hatte es in der DDR nicht den Mufuti?

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    • Ich hatte den gleichen Gedanken als ich am nächsten Tag die Nachricht mit den Straßen gelesen habe. Dazu kommen so Dauerbrenner in Würzburg wie Verkehrskonzept: Park&Ride ist sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden, auf die Linie 6 warten wir seit über 6 Jahren, Lastenrad ist durch die fehlende Förderung unattraktiv teuer geworden. Initiativen und soziale Projekte, Bildung und Kultur bekommen, im Vergleich lächerliche, Unterstützungen gekürzt. Neben dem Stadttheater ist da noch die Hublandmensa als Dauerbaustelle, die es schon bis zu extra3 geschafft hat.
      Alles in allem fehlt da die Verhältnismäßigkeit. Ich kann mich Ralf auch nur anschließen, dass die Aussage „Entweder es finden sich Sponsoren oder wir erhöhen die Gewerbesteuer“ schon ein bisschen nach Erpressung anhört.

      Und das schönste ist: Das Grundstück ist noch gar nicht drin im Preis 😉

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