Sehen wir’s doch mal positiv — es war ein fast schon intimes Konzert ohne Gedränge. Die Crash Test Dummies spielten gestern Abend in der Posthalle. In den 1990ern füllten sie große Hallen — zumindest in ihrer Heimat Kanada –, jetzt reichte eine mittelgroße. Und von der brauchten sie nur einen kleinen Teil.
Was das Konzert an sich aber nicht schlechter machte. Sänger Brad Roberts imponiert nach wie von mit seiner unfassbar tiefen Bassstimme und wirkte manchmal selbst überrascht, dass das alles noch ganz gut klingt und beim Publikum ankommt. Und Ellen Reid, ursprünglich „nur“ Keyboarderin, spielte mal sanft man punkig-rotzig das Akkordeon, alberte auf der Bühne herum, war Background-Sängerin im Vordergrund (und da für meinen Geschmack ein wenig zu laut abgemischt) und natürlich beim XTC-Cover und „Dumm und Dümmer“-Soundtrack-Song „The Ballad of Peter Pumpkinhead“ als „die Stimme“. Brads Bruder Dan zupften ruhig und unscheinbar im Hintgrund seinen Bass und Michel „Mitch“ Dorge trommelte, warum auch immer, hinter einer Plexiglaswand. Vier von fünf Mitgliedern der „klassischen“ Originalbesetzung — nur der Multiinstrumentalist Benjamin Darvill fehlte –, kein schlechter Schnitt für eine Band aus den 90ern. Als Verstärkung waren stark an der elektrisch verstärkten Gitarre Stuart Cameron mit dabei und am Keyboard und Keytar(!) der abgedrehte Flummi Leith Fleming-Smith, von meiner zauberhaften Begleitung fast schon ein wenig zu liebevoll „Dusty Bun“ genannt.
Klar, alle vier sind jetzt um die 60 Jahre alt. Und sie wissen auch genau, wer da im Publikum vor ihnen sitzt (ja, sitzt. Das Konzert war leider bestuhlt). „Danke, dass ihr gekommen seid — und eure erwachsenen Kinder mitgebracht habt“, scherzte Ellen Reid. Und ich gestehe: ich bin mit meiner zauberhaften Begleitung schon ziemlich bald in der Posthalle eingetroffen. Und da gehörten wir beiden Anfang-Fünfziger gefühlt so ziemlich zu den jüngsten im Saal. Mit Abstand. Aber später kamen doch noch „die Jungen“. Uff.
Falls die Band enttäuscht war, dass nur rund 150 Leute gekommen waren, ließ sie es dem Publikum nicht spüren. Es sah aus, als hätten die Musiker und die Musikerin Spaß auf der Bühne. Und wir hatten den auch. Danke an die Dummies für diesen tollen Abend! Musikalisch ging der quer durch das tour-namensgebende Jubiläums-Album „God shuffled his feet“ mit dem wohl außerhalb Kanadas bekanntesten Hit der Band, „Mmm Mmm Mmm Mmm“. Ein gutes, aber aus meiner Sicht bei weitem nicht das beste Lied der Crash Test Dummies. Zum Glück spielten sie auch Lieder aus dem noch älteren Album „The Ghosts That Haunt Me“ wie der wunderschöne „Superman’s Song“. Ein Best-of mit einigen Lücken. Und ein ganz neues Lied — den Namen habe ich nicht mitbekommen — aus dem Jahr 2024 gaben die Dummies zum Besten, ein ungewöhnlich dramatisch und düsteres Stück. Mal was anderes.
Ein trauriges Schmankerl für die einheimischen Besucher*innen: Sara Teamusician trat als Vorgruppe auf. Und das war Saruls letzter Auftritt. Nein, nicht überhaupt und vermutlich auch nicht in Würzburg, aber als Würzburgerin. Denn nach zehn Jahren in der Unterfranken-Metropole zieht sie zurück in das Dorf Berlin. Danke Sara Teamusician, für dieses schöne Konzertchen gestern und musikalisch für die vergangenen Jahre hier. Du hast die Kulturszene hier sehr bereichert und inspiriert.
Und ich dachte mir auch wegen der ganzen Hallen-Diskussion in Würzburg: Wenn die Posthalle mal nicht mehr sein sollte, so findet so ein Konzert wie das der Crash Test Dummies denn statt? Ok, die 150 könnte man vielleicht noch in den Keller Z87 quetschen. Aber wenn doch 300 kommen? Für die noch zu bauende Multifunktionshalle viel zu wenig. Muss ich dann ins Felix-Fechenbach-Haus? In ein Pfarrheim? Oder wie was wo?