Die Uni Würzburg von X ins Blaue vom Himmel

Auch in den sogenannten sozialen Medien hinterlasse die weltpolitischen Entwicklungen ihre Spuren und gerade nicht unbedingt gute Spuren. Eine der Konsequenzen: Am Freitag verließen 63 deutsche Hochschulen — eine davon die Uni Würzburg — und Forschungseinrichtung in einer gemeinsamen Aktion die Plattform X. Was Elon Musk aus Twitter gemacht hat, war wohl doch zu viel des Schlechten und nicht unbedingt ein Ort für faktenbasierte Wissenschaftsbetriebe.

Manche, wie beispielsweise die Uni Kiel oder die Uni Wuppertal, eröffneten alternativ einen Account im freien dezentralen sozialen Netzwerk, dem Fediverse. Die Uni Würzburg machte das auf der twitterähnlichen Plattform Bluesky. Die Ende vergangenen Jahres unter anderem von Kryptokapital-Unternehmen mit möglichen Rechts-außen-Kontakten mit 15 Millionen Dollar weiterfinanziert wurde. Das kann, muss aber nichts Schlimmes für die Zukunft der Plattform bedeuten, aber eines steht wohl fest: Irgendwie und irgendwann werden die Investoren mal Geld sehen wollen. Und wie sich die Plattform — bisher nur in der Theorie dezentral strukturiert — bei dem zukünftigen rechten politischen Wind in den USA entwickeln wird, bleibt auch abzuwarten.

Warum die Uni Würzburg das macht, verstehe ich nicht ganz. Weiter bleibt die Uni auf Facebook und Instagram. Nach Mark Zuckerbergs Kniefall vor Donald Trump wird man gut im Auge behalten, was dort passiert. Und genau das wollen die Hochschulen inklusive Uni Würzburg ja laut Pressemitteilung machen: „Im Lichte der jüngsten Ereignisse werden sie die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen weiterhin aufmerksam beobachten.“

Und dass die Uni Würzburg mit dieser leicht skeptischen und misstrauischen Zukunftsaussicht nicht auf eine sichere Social-Media-Alternative setzt — sei es zusätzlich, wie die Uni Bayreuth –, verstehe ich eben nicht. Einen eigenen Server mit einer Fediverse-Software wie Mastodon, Friendica, Misskey oder was auch immer installiert und sich damit dem großen und freien Fediverse angeschlossen: viele unabhängige kleine und große Server(chen), die trotz verschiedener Programm alle in einer Sprache — ActivityPub — miteinander sprechen können (trotz Dialekten). Denn damit hätte die Uni Würzburg ein selbstbestimmtes und wirklich soziales Medium, auf dem sie selbst die Regeln bestimmen kann. Oder wenn die Uni keinen eigenen Fediverse-Server betreiben will, könnte sie sich leicht beispielsweise der Mastodon-Instanz wisskomm.social des Informationsdiensts Wissenschaft anschließen. Oder von mir aus auch auf wue.social.

So sehr ich der Uni Würzburg für ihren Abschied von der Plattform X Respekt zolle und Beifall spende, so wenige verstehe ich den ausschließlichen Wechsel zu Bluesky. Aber der nachhaltige Schritt in Fediverse kann ja noch kommen.

Update: Das Funkhaus Würzburg, zu dem ja Radio Gong und Radio Charivari gehören, hat nun auch X verlassen. Der Funkhaus-eXit wird nun Elon Musk nicht sonderlich beeindrucken und vermutlich auch sonst keine größeren Wellen verursachen. Aber trotzdem ist es ein Zeichen, wenn ein Medium einer Social-Media-Plattform den Rücken kehrt. Denn natürlich verliert der Sender damit einen Kanal. Aber es gibt wohl Dinge, die kann auch ein Lokalsender nicht weiter hinnehmen und indirekt durch seine Präsenz auf dem Kanal unterstützen.

1 Gedanke zu „Die Uni Würzburg von X ins Blaue vom Himmel“

  1. Lege gerade auch einige X-Accounts still; es ist wirklich ein Jammer und es fällt mir schwer, weil es sehr lange sehr schön dort war. Dass Bluesky X ersetzten und es besser machen wird sehe ich auch nicht. Leider sehe ich auch nicht, dass Mastodon das Rennen machen wird, obwohl ich mir das doch sehr wünschen würde. Aber gerade für eine Uni, die so einen Dienst ja weniger zum Vernetzen als mehr zum Kommunizieren nach außen verwendet ist IMHO Mastodon das richtige Instrument. Hätte außerdem Signalwirkung.

    Hatte ich schon gesagt, dass das alles ein Jammer ist?

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