Sonst erwache ich hier in der Sanderau jeden Morgen in die romantische Geräuschkulisse von ein paar wenigen Vögeln, dem Rauschen von Autoreifen und dem Klappern der Straßenbahnen. Zu dieser Jahreszeit gibt es noch weniger Vögel als eh schon, der große Pendlerverkehr auf den Straßen kommt erst noch und darum fällt gerade um halb sechs in Würzburg um so mehr auf, dass heute keine Straßenbahnen fahren.
Heute, am Mittwoch, ist Streiktag im öffentlichen Dienst. Das heißt unter anderem: alle Straßenbahnen und kommunalen Busse fahren heute nicht. Nur ein paar private Buslinien. Auch andere öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen treten heute in Streik, zum Beispiel die Müllabfuhr.
Still ist es nicht nur auf den Straba-Schienen, auch in der Kommunikation über den Streik. Auf der WVV-Webseite habe ich erst mal nur die mageren Sätze bei den Fahrplanänderungen gefunden, dass die Straßenbahnen und Busse nicht fahren. Denn wie sich später herausstellte, habe ich den mageren Ticker auf der Startseite übersehen (der auch gar nicht immer zu sehen ist), der auf einen Artikel im Pressearchiv verweist, in dem etwas mehr zu finden ist. Bei den normalen Nachrichten steht nichts.
Auf der Webseite des neuen Verkehrsverbunds habe ich über den Streik gar nichts gefunden, auf der Webseite der Stadt Würzburg findet der Streik auch nicht statt und bei Streikenden selbst, also bei Verdi Bezirk Würzburg-Aschaffenburg, steht gar nichts auf der Webseite, sondern sie verweisen auf ihren Instagram-Kanal und ihre Facebook-Seite. Also quasi der digitale Mittelfinger für unabhängige Informationen in den heutigen Zeiten. Wie schlau ist es, seine öffentlichen Informationskanäle in die Hand von autokratiefreundlichen Milliardären zu legen, die sicher ein ganz großes Herz für Gewerkschaften haben.
Mehr über den Streik und dessen Auswirkungen lesen kann man bei den Lokalmedien. Bei der Main-Post allerdings hinter der Paywall (€) und somit bleibt als die einzige Quelle, die ich gefunden habe und die etwas mehr Informationen über den Streik liefert und frei zugänglich ist, das Funkhaus — also Radio Gong und Charivari — mit seinen Nachrichten auf der Webseite. (Fairerweise: Im Main-Post-Artikel steht ein bisschen mehr zu Streik. Aber nur ein bisschen)
Deutschlands größte Gewerkschaft (2 Millionen Mitglieder) organisiert den totalen Stillstand des ÖPNV in einer mittelgroßen deutschen Stadt – und vergisst, auf ihrer einschlägigen Website darauf hinzuweisen? Fasst möchte man Aiwangers „Ihr habt’s wohl…“-Zitat in Anschlag bringen.
Danke!!!! Habe es gerade noch rechtzeitig noch gelesen! Das ging total an mir vorbei!
Fürs Fahrrad ist es mir zu kalt und mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren wäre Selbstmord. Dann muss ich eben laufen! Wie heißt es so schön: Streik muss weh tun! 😜