Blogparade übers Bloggen

Bei Steffens Kaffeeringen habe ich es vergangene Woche zuerst gesehen, in Jansens Pott hat es auf Deutsch seinen Anfang genommen (Danke dafür!) und jetzt komme ich endlich auch mal dazu: Es gibt seit Urzeiten mal wieder eine Blogparade (wie „Stöckchen“ ein Begriff aus dem Morgengrauen der Weblogs). Also, alle beantworten in ihren Blogs eine Liste von Fragen. Und ich mache mit dem Würzblog auch mich. Ja, etwas episch, ich weiß, aber es lief einfach. 😉

(Update: Gerade gesehen: Ein weiteres Würzburger Blog ist bei der Parade mit dabei: Ulrikes Kraut & Rüben 🙂 )

Warum has Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?

Im Grunde wollte ich nie mit dem Bloggen anfangen. Was mich im Jahr 2005 als freiberuflicher Webdesigner interessierte (heute hieße das wohl eher Webentwickler, meine Designfähigkeiten sind .. hmmm … begrenzt), war die Technik dahinter, die Content-Management-Systeme. Und so fiel mir unter anderem eine noch relativ junge Software namens WordPress in die Hände, in der Version 1.5.x. Die wollte ich mal live ausprobieren, dachte mir die für mich als Würzburger lustige Domain wuerzblog.de — Haha! — aus und schrieb am 6.6.2025 meinen ersten Blogbeitrag.

Das Schreiben fand ich ganz nett und so folgten in den Tagen darauf noch ein paar teilweise sehr kurze Texte, was ich gerade so in Würzburg mache. Einfach nur zum Testen. Und vermutlich hätte ich das Blog bald wieder eingestampft, wäre nicht nach rund zwei Wochen etwas Erstaunliches passiert: einer meiner Artikel wurde kommentiert. Und da wurde mir erst klar — das liest ja wirklich jemand. Ein wirklich lebensveränderndes Ereignis. Der Urknall für viele Erlebnisse, Freundschaften und Berufsentscheidungen.

Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?

Mein Hauptblog wuerzblog.de wird seit fast 20 Jahren von WordPress angetrieben. Es tat immer, was es tun sollte. Und es konnte von mir selbst auch recht einfach durch eigene Plugins und Themes erweitert werden und wenn nicht von mir, standen mit tausende von Erweiterungen der Community zur verfügung. Ebenfalls unter WordPress laufen mein Kochblog kochdepp.de und mein Astronomie-und-Raumfahrt-Blog letstalkabout.space. Beide und vor allem letzteres in den vergangenen Jahren allerdings sehr selten gepflegt. Ach ja, mein erster Podcast, wuerzmischung.de, läuft seit 18 Jahren auch auf WordPress, mittlerweile mit dem Podlove Publisher Plugin.

Das Blog herrthees.de, mein Blog für Privates, Hobbykram und Technik — die Übergänge sind sehr fließend –, habe ich vor Kurzem auf Kirby CMS umgestellt. Einfach um wieder mehr Kontrolle über die Blogtechnik zu bekommen, WordPress geht mir in letzter Zeit zu sehr ins Richtung Pagebuilder und zum Bauen ganzer Websites. Ich will aber einfach nur Bloggen, ohne großen Schnickschnack. Text schreiben, vielleicht noch ein paar Bilder dazu, fertig. Mit Kirby eine Website ganz nach meinen Vorstellungen zu basteln ist zwar eine Menge Hand- und Programmierarbeit, macht im Moment aber echt Spaß.

Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?

Ja, das ist zum Teil aber schon so lange her, dass ich mich nur vage daran erinnern kann. Ich hatte zwei weitere Blogs, nebengewirkt.de und think-semantic.de, die liefen im wilden Wechsel unter WordPress, Movable Type (zu Beginn meiner Bloggerzeit noch der große Konkurrent zu WordPress), Texpattern, Habari und bestimmt mit anderen Programmen, die bei mir völlig in Vergessenheit geraten sind. Auf großen externen Blogplattformen wie blogger.com oder wordpress.com war ich aber nie ernsthaft, außer um mich mal kurz dort umzuschauen. Ich war immer eher der „Selbsthoster“.

Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?

Ich kann mich ganz dunkel daran erinnern, in der Steinzeit meines Würzblogs mal ein externes Programm ausprobiert zu haben. Da offensichtlich keinen bleibenden Eindruck auf mich gemacht hat.
Nein, ich tippe am liebsten einfach in den Editor meines Blogs. Da bin ich aber auch sehr genügsam, ich brauche nichts Funktionsüberladenes. Im Gegenteil, bei meinen ersten Schritten mit dem Kirby CMS, das ich jetzt für herrthees.de verwende, genieße ich sehr, dass ich das mit einem stinknormalen Texteditor schreiben kann (mit ein wenig Markdown, aber das ist ja auch nur Text)

Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert, zu schreiben?

Da gibt es eigentlich keine spezielle Situation.

Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?

Fire & Forget! 😉 Ich bin gleichzeitig gesegnet und verflucht durch eine Vielzahl an Interessen, Hobbys, Projekten und einem regen Sozialleben. Das alles versuche ich in einem 24-Stunden-Tag zu bekommen. Für langes Reifen lassen von Texten fehlte mir meist Zeit, oft nicht mal zum Korrekturlesen, dementsprechend viel Tippfehler sind leider im Blog.

Ich habe gerade nachgeschaut: 136 Entwürfe habe sich in den fast 20 Jahren hinter den Kulissen des Würzblog angesammelt. Angefangene und nie beendete Artikel. Vielleicht sollte ich mal eine Serie mit unvollendeten Texten beginnen? 😉

Über welche Themen schreibst Du generell?

Das Würzblog ist DAS Blog für mich, also ist meine Heimatstadt Würzburg DAS Thema für mich. Und da so ziemlich über alles. Da mein Leben aber nicht nur als Würzburg besteht, kamen noch Blogs für manche anderen Hobbys dazu, wie eben das Kochblog kochdepp.de oder letstalkabout.space für mein Interesse an Astronomie und Raumfahrt. Und für alles anderen soll herrthees.de dienen, das gerade am (Wiederauf)Entstehen ist.

Für wen schreibst Du?

Dass man darüber nachdenken könnte, was die Zielgruppe des Blogs sein soll, bin ich nach Jahren des Bloggens gekommen. Das Würzblog richtet sich natürlich an Würzburgerinnen und Würzburger, die interessiert daran sind, was in der Stadt passiert. Und die wie ich auch gerne mal versuchen, über ihren eigenen Tellerrand zu schauen.

Aber ich muss auch zugeben: meine größte Zielgruppe bin wohl ich selbst. Denn ich nutze meine Blogs in großen Teilen auch als Tagebuch und Stütze meines echt miesen Gedächtnisses.

Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?

Boah, was ist das denn für eine Frage? Allein im Würzblog habe ich über 3000 Artikel, ich kann mich nur an einen Bruchteil erinnern — und ob gerade das meine besten sind, ist eine andere Frage. Welche Artikel mir gerade in den Sinn kommen, weil ich die auch bei den beiden Bloggerlesungen vorgetragen habe, sind „Ich, SIE und die Weakerthans“ und „Alternate Reality“. Je mehr ich darüber nachdenke — ich kann die Frage nach meinem Lieblingsbeitrag nicht wirklich beantworten.

Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?

Beides. Aufgegeben habe ich das schon erwähnten Blogs nebengewirkt.de, das ich für so kleine private Anmerkungen und Netzfundstücke hatte. Dort machte ich auch bei Blogparaden und fing geworfene Blogstöckchen auf. Das Blog wurde für mich durch die aufkommenden sozialen Medien hinfällig (interessanterweise gehen meine Gedanken eher wieder dahin, meine Blogs für solchen Mini-Inhalte zu verwenden). Think-Semantic.de war auch so eine Leiche, besser gesagt hat das Blog nie so recht ins Leben gefunden.

Mein Kochblog und mein Weltraum-Blog sind aktuell einzige Blogpausen, mal sehen, wie es mit denen weitergehen wird. Und im Würzblog gab es schon viele kleine und großen Pausen. 20 Jahre mit Vollgas Durchbloggen habe ich trotz aller Leidenschaft nicht hinbekommen. Manchmal bin ich an meinen eigenen Erwartungen ans Blog gescheitert, manchmal an den Erwartungen anderer. Und manchmal war ich einfach durch und ausgebrannt vom vielen Bloggen. Trotzdem möchte ich keine Sekunde missen. Ganz ohne Theatralik kann ich sagen, dass das Bloggen großen Einfluss auf mein Leben hatte und hat — nicht nur, aber vor allem im positiven Sinne.

Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?

Anfangen. Einfach anfangen. Ich fühle mich gesegnet, dass ich in einer Zeit mit dem Bloggen begonnen habe, als Bloggen noch kein Geschäftsmodell war (zumindest in Deutschland höchstens bei einer handvoll Menschen — aufgerundet) und man ganz entspannt einfach Schreiben konnte. Und der allergrößte Teil der Bloggergemeinschaft (hach, hier könnte man auch das schon lange nicht mehr verwendete, aber schöne Wort „Blogosphäre“ schreiben) war sehr wertschätzend.

Und meine Empfehlung ist, mit so einer Einstellung an das Bloggen zu gehen. Schreib, was dich interessiert, was dir durch den Kopf gehe. Schreib für dich und für andere Menschen, nicht für eine Zielgruppe. Lies andere Blogs. Nicht um abzuschreiben, sondern um dich inspirieren zu lassen. Schreibe Kommentare in anderen Blogs, die dich interessieren. Nicht um Werbung für dein Blog zu machen, sondern um dich respektvoll und wertschätzend auszutauschen, auch wenn du vielleicht anderer Meinung bist. Trau dich, mal etwas Neues im Blog zu probieren. Es ist dein Blog. Dein Sandkasten. Hab einfach Freude damit, egal ob du Lustiges oder Ernstes veröffentlichst. Du hast alle Freiheiten, nutze sie auch. So habe zumindest ich zwei Jahrzehnte durchgehalten.

Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?

Am 6. Juni 2025 wird das Würzblog 20 Jahre alt. Vielleicht wird es mal wieder Zeit, das ein bisschen größer zu feiern, wie es früher bei Geblogstagen (hab ich das Wort eigentlich erfunden?) ja üblich war. Und ich überlege immer öfter und konkreter, ob ich nicht nach 20 Jahren in Sachen Blogsoftware WordPress den Rücken kehre. WordPress und ich als Blogger haben uns in den letzten Jahren etwas auseinandergelebt. Ich will einfach nur ohne Gedönse schreiben, es kommt mit immer mehr Funktionen zum Webseiten bauen. Mir schwebt da eher was sehr Einfaches vor, ein Flat-File-CMS wahrscheinlich. Aber da bis dahin gäbe es noch ein paar technische Hürden zu nehmen, so ein altes, organisch gewachsenes Blog zieht man nicht so einfach in ein neues System.

Mal sehen, wie es weitergeht. Und es wird weitergehen.

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